Jeder stellt sich eine perfekte Familie anders vor, manch einer klein, der andere groß, einige brauchen eine streng erzogene und vornehme und andere eine lockere und humorvolle Familie. Familie ist ein Begriff, den jeder anders interpretiert und umsetzt. Die Millersons sind eine etwas andere Familie, von alle ein bisschen... zu viel... jeder Tag mit der vierköpfigen, humorvollen, katastrophalen und etwas hitzköpfigen Truppe, ist ein Tag, der niemals hätte unkoordinierter und verwirrter sein können...
"Guten Morgen!", die Stimme der aufgeweckten und stets fröhlichen Mutter kommt jeden Morgen, dass heißt fünf Tage die Woche durch den Flur gehüpft und verbreitet gute Laune. Das kommt nicht immer positiv an, wie man an dem Gesicht ihrer Tochter und dem ihres Mannes erkennen kann. Der kleine, elfjährige Grundschüler hat in Sachen Fröhlichkeit und Munterheit mehr als seine große Schwester von seiner Mutter vererbt. Er kommt ebenfalls fröhlich und aufgeladen in die Küche. Langsam, wirklich ganz langsam hört man eine weitere Tür, von Heli, der Schwester von Tim und die Tochter von Henk und Anita. Sie stampft grimmig gelaunt aus ihrem Zimmer Richtung Küche. Ihr Gesichtsausdruck ist müde, genervt und ohne Lust. Nach ein paar Sekunden erscheint dann auch Henk, der Vater, auch "Oberhaupt" genannt. Und wenn man mal überlegt, so geht das täglich, außer am Wochenende und in den Ferien, dass würde einen fertig machen, so wie Heli, die sich mit einem stöhnen auf ihren Stuhl setzt. Mit einem undurchdringlichen Blick schaut Anita zu ihrer Tochter, "Schätzchen, heute ist Freitag! Wo ist denn deine Gute Laune hin?", genervt schaut Heli vom Stuhl rüber zu ihrer Mutter, "Mom, du kennst mich doch, ich bin so ziemlich immer pessimistisch, vor allem morgens!" Anita blickt betrübt zu ihr, schon wenige Minuten später ist sie wieder glücklich.
Nach einem groben Familien Gespräch machen sich alle für den letzten Tag vor dem Wochenende bereit. Tim ist schlicht gekleidet, allerdings sieht er sich selber als "absolut ultimativ cool" gekleidet, darüber muss der Rest seiner Familie immer herzhaft lachen. Henk, ein Geschäftsmann, kleidet sich edel und etwas wie ein Snob, seine Frau hingegen trägt immer etwas buntes und auffälliges. Es ist nie übertrieben oder peinlich, nein, Anita kreiert immer einen stylischen und passenden Look für jeden Tag. Man muss als Kollege denken, dass ihr Kleiderschrank zwölf mal zwölf Meter wäre. Heli ist diejenige, die immer weiß was angesagt ist, sich aber nie so anzieht, wenn sie weiß das Sneakers in sind, trägt sie lieber Stiefel oder Halbschuhe. Heute entscheidet sie sich für eine Jeggins, ein T-Shirt und eine kuschelige graue Strickjacke. Eine ganze Stunde, nachdem die Millersons erwacht sind, stehen alle im Eingangsbereich und verabschieden sich gegenseitig. Dann geht jeder seinen Weg, Anita fährt mit dem dunkelblauen VW die Straße hoch, Henk nimmt das andere rote Auto, ein Fiat. Heli geht zur Garage und holt ihr erst zwei Jahre altes Fahrrad heraus. Sie fährt mit ihrem Helm auf dem Kopf und ihrem Rucksack los, zwei Kilometer bis zu ihrer Schule. Tim läuft gemütlich zur Haltestelle zwei Straßen weiter, dort trifft er seinen besten Freund. Es wird ein anstrengender letzter Schul- und Arbeitstag für die ganze Familie. Heli schreibt eine Klausur, Tim muss einen Vortrag über George Washington halten, Anita hat ein Gespräch für einen Mitarbeiter, den sie einstellen soll und Henk muss die Firma von seiner Idee, ein mit Strom angetriebenes aber Umwelt freundliches Auto zu bauen, überzeugen. Aber den werden sie, wie die letzten Tage überstehen, denn morgen ist Wochenende.
Nach neun Stunden Unterricht trifft Heli zu Hause ein. Sie freut sich, endlich Wochenende, sie hat keine Hausaufgaben auf, muss gelegentlich etwas lernen für einen Biologietest. Sie ist leicht verwirrt, da ihr kleiner Bruder heute nur sechs Stunden hatte und daher eigentlich schon zu Hause sein müsste. Zur Sicherheit schreibt sie ihrer Mutter eine kurze Nachricht in der sie fragt, wo ihr kleiner Bruder sei. Ohne groß darüber nachzudenken geht sie auf ihr Zimmer und beginnt zu lernen. Nach ungefähr einer halben Stunde brummt ihr Handy, ein Apple xs max. Es ist ihre Mutter, sie schreibt das Tim eigentlich zu Hause sein müsste und sich nicht mit irgendeinem Freund verabredetet hätte. Außerdem bittet sie Heli ihn anzurufen. Als Tim, ein kleiner, zierlich und so netter Mensch nicht an sein Telefon, sondern nur die Mailbox ran geht, macht sie sich sorgen. Sie ruft ihre Mutter an, diese ist leicht verzweifelt und gestresst, sie kann jetzt noch nicht von Arbeit und sagt Heli, sie soll zu Hause auf ihn warten, später nochmal anrufen und ihm eine Nachricht senden. Weitere dreißig Minuten vergehen, kein Zeichen von Tim, die Nachricht ist nicht einmal angekommen. Heli liest ein Buch um sich abzulenken von den Gedanken, dass ihrem kleinen Bruder etwas zugestoßen seien könnte. Sie muss nicht lange warten und ihre Eltern treffen auch ein. Beide aufgelöst und ebenfalls verängstigt, es ist zu untypisch für Helis Bruder, sich überhaupt nicht zu melden. Es vergehen mehrere Stunden bis die Familie, die nicht kirchlich ist, die Polizei anruft und betet, dass jemand ran geht. Die anscheinend ältere Frau am Telefon empfiehlt der Familie ruhig zu bleiben, die Polizei darf erst eine Vermissten Anzeige erstellen, wenn die Vermisste Person länger als vierundzwanzig Stunden kein Zeichen von sich gibt und der Aufenthaltsort unbekannt ist.
Also müssen die besorgten Eltern und die weinende Schwester des Vermissten bis zum nächsten Nachmittag, dass heißt noch dreizehn Stunden warten...
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RUN | Der Hafen
Mystery / ThrillerHeli, jung, mutig, selbstsicher, jedoch verzweifelt. Seit Tagen ist ihr Bruder Tim verschwunden und die Polizei hat noch keine Hinweise gefunden. Sie will nach ihm suchen, allerdings, nimmt sie einen ganz anderen Weg als erwartet und bringt dabei ni...