2. Kapitel

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"Blattjunges! Komm, ab in die Kinderstube mit dir! Du hast hier draußen nichts verloren, genauso wie du, Flügeljunges!" drang eine zurechtweisende, aber belustigte Stimme an das Ohr der braun-weiß getüpfelte Kätzin. Als sie ihren Blick nach oben richtete, sah sie das leichte Lächeln im Gesicht ihrer Mutter Morgenröte, deren silberblaue Augen im Schein der am Himmel stehenden Sonne mysteriös Funkelten. Blattjunges suchte nach einem Ausdruck in der schillernden Tiefe, fand aber nichts weiter als Emotionslosigkeit. Leicht enttäuscht drehte sie ihren Kopf zu ihrer besten Freundin Flügeljunges, die murrend zu Boden starrte.

"Aber ich würde doch so gerne noch hier draußen spielen!" Nörgelte sie und blickte der ockerfarbenen Königin entgegen. Bittend flehten ihre Augen nach einer positiven Antwort, die sie aber nicht bekommen sollten. "Tut mir leid, wenn ich dir das schöne Wetter verderbe", Blattjunges Mutter blickte kurz zum fast wolkenlosen Himmel, die grasgrünen Augen ihrer Tochter folgten ihrem ruhigen Blick. Ein Sturm? Nieselstern muss sich täuschen. Aber der SternenClan hat immer recht! Also muss sie irgendetwas falsch verstanden haben... "Aber es ist besser, wenn wir alle Jungen in der Kinderstube haben und auf sie aufpassen können, als wenn ihr alle quer im Lager verstreut herumlauft. Wenn unsere Anführerin sagt, das Gefahr auf uns zukommen wird, müssen wir euch evakuieren, schließlich können wir es ja nicht Riskieren, euch zu verlieren." 

Nach dem Morgenrötes Worte verklungen waren, tappte Flügeljunges auf die Kinderstube zu, ihr Schweif schleifte sie auf dem Boden hinterher. "Warte auf mich!" Blattjunges stieß sich vom staubig weichen Boden ab und sprang zu ihrer Freundin und Baugefährtin. Der Wind fuhr durch ihr braunes Fell, das von weißen, kleinen Tupfen gezeichnet war und ließ die kleine Kätzin etwas erzittern. "Wir schleichen uns wieder raus, okay?" Zischte das dreifarbige Junge Blattjunges unauffällig hinüber. "Ja." kam die Antwort knapp und leise.

Als die beiden die Kinderstube betraten, wären sie am liebsten gleich wieder umgekehrt. Moosfetzen flogen durch die Luft, spielerisches rufen hallte in Blattjunges Ohren wieder. Sie sah, wie Fetzjunges triumphierend auf einem kleinen selbst gebauten Moosberg stand und auf seine Baugefährten hinunterblickte. Als Beerenjunges, die einzig schildpattfarbene Kätzin mit Federjunges, Flügeljunges Schwester ringend, aber lachend über den aufgewühlten Boden rollten, schlich sonnenjunges humpelnd zwischen den herumtollenden Fellknäulen hindurch, ihre verdrehte Pfote hatte sie dabei eng an ihren Körper gezogen. Blattjunges blickte etwas verwirrt drein. Was genau soll das darstellen? fragte sie sich innerlich und sah mit erwartendem Blick zu Flügeljunges. "Ich weiß es nicht..." beantwortete sie ihre Frage, als könne sie Gedanken lesen.

Doch lange hielt ihre Ratlosigkeit nicht an, denn Fetzjunges begann sogleich zu rufen: "Passt auf, NachtClan! Zwei Füchse nähern sich dem Lager!" Mit diesen Worten sprang er von seinem Berg, bestehend aus Moos und warf seinen Baugefährten befehlende Blicke zu. "Auf sie!" Hasenjunges Schnurrhaare bebten belustig, als er den gespielten Schlachtruf rief und sich auf Flügeljunges warf, die überrascht unter seinem Gewicht zusammenkrachte. Die gestreifte Kätzin mochte zwar größer sein, als die anderen Jungen, jedoch war sie das Gegenteil von stark. Bevor Blattjunges auch nur blinzeln konnte, lag sie schon unter Fetzjunges Pfoten, den die anderen Fetzstern nannten, wie sie es soweit mitbekommen hatte. "Na, wen haben wir den da?" Zischte er hinterlistisch in ihr Ohr. "Erinnerst du dich nicht mehr an letztes Mal, als du es mit deinem Kumpanen versucht hast, den NachtClan anzugreifen? Geht das etwa nicht in deinen Kopf rein, das du hier nicht unverletzt raus kommst?" sein warmer Atem machte Blattjunges nervös.

Ein leises knurren entfloh ihrer Kehle, ehe sie mit den Hinterpfoten ausholte und ihn mit einen Kräftigen Tritt in dem Magen von ihr herunterkatapultierte. Blitzschnell stand sie wieder auf den Pfoten. "Lass das!" fauchte sie dem orange getigerten Kater zu, der mit schmerzverzerrten Gesichtsausdruck auf dem Boden saß und leicht in sich zusammen sackte, während seine rechte Vorderpfote, die weiß wie seine anderen drei auf seinem Bauch ruhte. Die linke nutzte er, um sich abzustützen um nicht nach hinten zu fallen. In seinen hellblauen Augen funkelte unbändiger Zorn. Langsam begann Blattjunges an der Theorie festzuhalten, das er wirklich einen Fuchs in ihr sah, mit kalten, dunklen Herzen. Schnell schüttelte sie ihren Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen.

Flügeljunges, die es auch endlich geschafft hatte, Hasenjunges mühsam abzuschütteln, wechselte mit Blattjunges einen schnellen Blick. "Lass uns hier raus." wisperte sie und schlich nach draußen. Ihre Freundin folgte ihr bei jedem Schritt und tauchte mit der silber-schwarz-weißen Kätzin in einem kleinen Busch unter. Niemand hatte sie gesehen, die Jungen in der Kinderstube feierten ihren sie über die "Füchse", was man an dem Geschrei nur zu gut erkennen konnte. die Sonnenstrahlen fielen durch die Blätterschicht über ihnen, die fröhlich emporspießte. Zu dieser wärme kam der Wind, der leicht an den gebrechlich wirkenden Zweigen zog, und sie bei frischen säuseln tanzen ließ. "Wo sind eigentlich unsere Mütter? Sollten die nicht auch in der "sicheren" Kinderstube sein und auf uns, beziehungsweise die anderen aufpassen?" durchbrach Blattjunges die drückende Stille, die sie nicht länger ertragen konnte. Stumm schob Flügeljunges ein paar bewachsene Zweige zur Seite und ließ die braun-weiße Kätzin sehen, was die Königinnen so trieben.

Blattjunges schnappte entsetzt und gleichzeitig verärgert auf, als sie es sah. Anscheinend hatten die vier Kätzinnen begonnen zu Reden und waren so in dem Gespräch gefangen, das sie immer noch über dies und das tratschten. Morgenröte lag neben ihren drei Freundinnen auf den warmen Steinen die in der Mitte des Lagers lagen und so gut wie immer von der Sonne bestrahlt wurden, wodurch sie steht's eine angenehme Temperatur hatten. Zu ihnen hatte sich auch Birkenzweig, der Gefährte der hochschwangeren, schneeweißen Kätzin Frostnebel dazu gesellt, und Kupfermond mit ihrem Schüler Bernsteinpfote sonnte sich auch neben ihnen. 

"Was für eine Frechheit! Uns schicken sie in diesen stickigen, überfüllten Bau, aber sie selbst genießen das schöne Wetter und reden miteinander!" Blattjunges war entrüstet und wäre fast protestierend aus ihrem Versteck gesprungen, hätte Flügeljunges sie nicht davon abgehalten.

"Lass uns in den Wald gehen, Blattjunges", meinte die dreifarbige Kätzin ruhig, doch ihre Ohren zuckten nervös. "Dort finden wir bestimmt einen ruhigen Ort." "Aber...ist es uns Jungen nicht verboten, das Lager zu verlassen?" entgegnete die Kätzin ängstlich, doch in ihren grünen Augen spiegelte sich Neugier und unaufhaltbare Abenteuerlust wieder.

"Uns wird schon niemand sehen. Außerdem sind wir ja nur ganz kurz weg."

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Wird noch überarbeitet ;]

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 20, 2019 ⏰

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Und wenn die Sterne sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt