"Wieso hast du nicht auf uns gehört? Wir hatten dir die Chance gegeben, aber was machst du? Tust so, als hättest du Distelwolle in den Ohren und ignorierst die Botschaft einfach. Jetzt, jetzt ist es zu spät, es wird der Untergang für euren Clan sein. Und das alles nur wegen dir!" fauchte eine unerkennbare Katze, die im kühlen Schatten der Bäume Schutz vor dem Tageslicht suchte. "Es ist einzig und alleine deine Schuld!" "Aber, ich, ich..." erklang die niedergeschlagene Stimme einer getigerten Kätzin, die mit gesenktem Kopf alleine auf der Lichtung saß.
"Der SternenClan hat dir eine Chance gegeben. Jetzt ist nichts mehr zu ändern. Jetzt hilft kein Jammern mehr, auch kein aber. Du hast versagt, jetzt kannst du deinen Clan darüber informieren, das eure Ahnen euch nicht mehr beschützen werden. Wir stehen nicht mehr auf eurer Seite. Und nun geh, du hast nichts mehr in den Jagdgründen des SternenClans verloren." fuhr die Kätzin die silbergrau getigerte an.
Mit einem schweren Stein auf dem Herzen, und einem dicken Klos im Hals drehte sich die Clan Anführerin um. Ihre Pfoten schmerzten, aber nicht von dem weiten Weg, den sie bis zu ihren Ahnen gegangen war, sondern von der Tatsache, das sie ihren eigenen Clan in diese Katastrophe geführt hatte, nur weil sie ihre Augen nicht geöffnet hatte und lieber von der bevorstehenden Gefahr weggesehen hatte, anstatt sie zu verhindern. Die Kätzin fühlte sich einsam, wie ein kränkliches Junges in einem Schneesturm, alleine gelassen vom SternenClan, verlassen von ihrem Clan. Ein letztes mal drehte sie ihren Kopf zurück, zu der Kätzin in dem Schatten der riesigen Eichen. Die Augen der Anführerin starrten trüb und glasig zu ihr, während sie mit rauer Stimme ein paar Wörter mit einem festem, mutig aussehendem Klang zu ihr hinüber gleiten ließ: "Bitte. Lass mich sterben, anstelle meines Clans. Ich habe es mehr verdient als sie."
Ein leises Geräusch erklang. Die SternenClan Kätzin hatte ihre Krallen ausgefahren. Ihre grünen Augen funkelten wütend, kaum hörbar ließ sie ein tiefes knurren in ihrer Kehle aufsteigen. Der Anführerin zuckte ein Schauer über den Rücken. Würde sie angreifen? "Nein, Nieselstern. Dein Clan wird darunter leiden, und du sollst dabei zusehen müssen, wie sie alle nacheinander sterben werden. Alle. Und wenn ihre Geister zum Himmel aufsteigen werden, dann wirst du an der Reihe sein, das kann ich dir schon einmal versprechen! Und jetzt verschwinde, und wage es ja nicht, wieder an diesen Ort aufzukreuzen!" fauchte sie Nieselstern ins Gesicht. Die silbergrau getigerte Kätzin richtete ihren Blick wieder nach vorne in den düsteren Wald hinein, durch welchen man musste, um wieder in die normale Welt zu gelangen.
Nieselstern tappte über den weichen Boden, der von Nadeln bedeckt war. Niedergeschlagen und mit hängendem Kopf lief sie durch den düsteren Wald. Die Farnwedel bogen sich zur Seite, als die Kätzin durch sie streifte, alles war still. Kein Vogel zwitscherte, wie es sonst in ihrem Territorium gewesen wäre. Keine einziger Windstoß fuhr der Anführerin durch ihr zotteliges Fell, denn Wind hatte es hier an diesem dunklen Ort nie gegeben.
Nieselstern setzte sich. Am liebsten wäre sie nie wieder aufgestanden. Ihr Clan musste Leiden, und das war ganz allein ihre Schuld. Die Kätzin selbst konnte es kaum Glauben. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, das in ferner Zukunft keine Katze aus ihrem Clan mehr leben würde. Mit glasigen Augen starrte sie auf einen Farnwedel, der zwischen ein paar dunkelgrünen, feuchten Grashalmen emporspross. Wo würde sie hinkommen, wenn der SternenClan sie nicht erwünscht? Was würde mit ihren Clangefährten passieren? Nieselsterns Pfoten wiesen ein leichtes zittern auf, ihr Atem ging schnell und flach, ihr Herz schlug so schnell, das sie befürchtete, es könnte ihr jeden Moment aus der Brust springen.
Die Anführerin erhob sich langsam wieder auf die Pfoten. An diesem Ort war es kalt, kalt wie in dem Herzen der SternenClan Katzen. Zitternd - vor Aufregung, wie vor kälte - machte sie sich weiter auf den Weg zurück. Dorthin zurück, wo sie eigentlich nie wieder hin wollte. Doch anders ging es nicht. Sie konnte ihre Clangefährten nicht noch einmal im Stich lassen, auch wenn für sie alles verloren zu sein schien.
"E-es tut mir s-so furchtbar L-leid! I-ich wollte d-das alles nicht, e-es, i-ich..." Nieselsterns stottern durchbrach die eisige Stille, die in dem Lichtverlassenem Wald herrschte. Eher zu sich selbst sprach sie weiter, während ihre zitternden, weißen Pfoten unbeholfen über den Nadelbedeckten Boden schlurften. "I-ich war s-so ein d-dummes M-mäusehirn! I-ich hätte euch n-nie in Gefahr bringen sollen, i-ich..." Entkräftet und schnell Atmend machte sie die letzten, Kraftlosen Schritte auf ein gleißendes Licht zu, das fast so hell strahlte wie es die Sonne in der Blattgrüne tat. Mit zusammengekniffenen Augen und klappernden Zähnen humpelte sie immer näher. Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken, wieder zurückzukehren zu müssen und ihren Treuen Clankameraden hilflos zusehen zu müssen, während sie vor ihren eigenen Augen leiden mussten. Diese Gedanken lagen so schwer auf ihrem Herzen, das sie sich vorstellen zu glaubte, es würde bald in tausende Einzelteile zerspringen. Sie biss die Zähne zusammen und überredete sich im inneren dazu, nun in die wirkliche Welt zurückzukehren. Dann tat sie einen gewagten Schritt nach vorne und berührte mit der Pfote vorsichtig und zitternd das Licht...
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Und wenn die Sterne sterben
Fiksi Penggemar„Ich weiß, ich hätte auf dich hören sollen, aber..." „Es ist trotzdem zu spät. Keiner kann mehr etwas für euch tun. Und das hat dein Clan ganz alleine dir zu verdanken." Überleben. Eines der schwersten Dinge. Aber auch eines der wichtigsten. Doch es...