Kapitel 2

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Ich rannte durch die verlassenen Strassen. Als ich den Dorfplatz erreichte, drehte ich mich nach links. Unser Haus war leicht zu finden, denn es war das grösste Haus. Das Haus des Dorfoberhauptes. Das Haus meines Vaters. Vorsichtig drückte ich die Türklinke herunter. Vielleicht hatte er noch gar nicht bemerkt, dass ich weg war. Aber diese Hoffnung wurde sogleich wieder zu Nichte gemach, als ich das klirren von Besteck vom Esstisch her hörte. Ich überlegte, ob ich einfach wegrennen sollte. Diese Entscheidung wurde mir jedoch abgenommen, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. "Belana, bist du das?" Ergeben trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Aber als ich in das Esszimmer trat, bemerkte ich, dass eine bestimmte Person fehlte. „Wo ist Vater?", fragte ich verwundert. "Kilian ist bei einer Besprechung", erwiderte Kenna. Mein jüngerer Bruder, Tristan, ass weiter, ohne auch nur aufzusehen. Ich entspannte mich ein bisschen und wollte gerade fragen, was es denn zu besprechen gäbe, da in unserem Dorf sowieso nie etwas los seie, da begann meine Mutter in einem ernsten Tonfall zu sprechen: "Und darüber solltest du glücklich sein. Du hättest schon längstens zu Hause sein müssen! Ich werde dieses eine Mal darüber hinweg sehen, aber du musst mir versprechen, dass du vom jetzt an besser auf die Zeit achtest!" "Tut mir leid. Es kommt nie wieder vor. Versprochen", sagte ich zerknirscht und schaute zu Boden. "Und jetzt setz dich hin und iss!"


Der Schein des flackernden Feuers erhellte die Wände des Besprechungs-Zimmers. Um einen Tisch in dessen Mitte sassen sechs Leute. Oben am Tisch, der Feuerstelle am nächsten sass Kilian. "Hiermit erkläre ich die Versammlung für eröffnet", sagte er mit seiner tiefen, brummigen Stimme. "Ich nehme an, ihr alle habt mitbekommen, dass in letzter Zeit ein paar beunruhigende Dinge geschehen sind." Die Blicke der Personen wandten sich zu dem siebten Stuhl. Er war lehr. "Fangen wir mit dem offensichtlichen an. Denzel ist verschwunden. Seit ungefähr drei Tagen hat niemand mehr etwas von ihm gehört." "Aber es ist doch schon ein paar mal vorgekommen, dass er im Wald übernachtet hatte", wandte Vika, eine alte Frau, die am hinteren Ende des Tisches sass, ein. "Das dachte ich zuerst auch, aber nach einiger Zeit habe ich ein paar Leute losgeschickt, um ihn zu suchen." "Und?" "Und wir haben nichts gefunden. Wir haben seine Spuren ein gutes Stück lang verfolgt, aber plötzlich waren sie weg. Sie haben einfach aufgehört. Sehr wahrscheinlich sind sie verwischt worden. Durch den Schneefall kann man das aber nicht mehr erkennen." "Ich wüsste nicht, wieso Denzel seine Spuren verwischen sollte", meldete sich nun auch Caiside zu Wort. Er war das neuste Mitglied des Rates, nur 30 Sommer alt. Kilian wurde sehr ernst: "Und genau das ist das Problem." Er seufzte. "Naja. Ganz stimmt das nicht. Wir haben nicht nichts gefunden." "Was habt ihr denn gefunden?", wollte Vika neugierig wissen.

"Blut."


Blut im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt