Kapitel 2

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Ich erwachte mit klopfendem Herzen. Seit jener Nacht, in der meine Eltern wegen eines Raubes festgenommen wurden, war ich allein. Ich wusste, dass meine Eltern keine bösen Menschen waren, sondern nur aus Armut einen Rubin aus dem königlichen Palast gestohlen hatten, doch ich wusste auch, dass sie am Tag nach der Festnahme öffentlich gehängt worden waren. Der Rubin war nun wieder in der Schatzkammer des Königs, doch ich war trotzdem nicht mehr so arm wie damals, denn ich hatte angefangen zu töpfern, und Tonarbeiten ließen sich auf dem Markt gut verkaufen. Die Nachbarn hatten sich nach der Tat meiner Eltern auch nicht von mir abgewandt, im Gegenteil. Niemandem von uns ging es wirklich gut, wir hatten genug zum Leben, nicht mehr, und mochten den König mit seinen hohen Steuern und harten Strafen nicht. Ich wurde von einem lauten Klopfen aus meinen Überlegungen gerissen. Ich erschrak. Seit jener Nacht, die ich danach noch etliche Male im Traum durchlebt hatte, hatte ich panische Angst vor Besuchern in der Nacht. Ich griff nach dem Dolch, den mein Vater mir hinterlassen hatte und ging im Nachthemd zur Tür. Als ich die Tür öffnete und die Soldaten des Königs sah, bekam ich es mit der Angst zu tun.

Rot ist die Liebe, rot das BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt