Deine Tat ist mein Leid

Kaputte Seele

,,Samuel, ein schöner Name." sprach eine junge Krankenschwester. Sie blickte die ebenfalls junge Mutter an, doch diese schwieg. Kein Lächeln. Kein danke. Keine Reaktion. Die junge Mutter, welche, dort wo sie her kam Amelie genannt wurde, starrte nur vor sich hin. Die Schwester wandte sich mit einem leicht besorgtem und verwirrten Blick von ihr ab. Die Mutter schien offensichtlich etwas durch zu machen, und noch offensichtlicher schien irgendwas ihre Seele stark zu plagen.
Noch zwei weitere Tage übte die junge Mutter sich im Schweigen und starrte den ganzen Tag lang an die, ihr gegenüberliegende, blaue Wand. Sie reagierte weiter hin nicht auf die, die versuchten mit ihr zu kommunizieren. Auch ihrem eigenen Sohn würdigte sie keinen Augenblick ihre Aufmerksamkeit.
Es wurde ein Therapeut kontaktiert, der sich mit der jungen Frau beschäftigte. An dem Abend, bevor Amelie in eine psychiatrische Einrichtung verlegt werden sollte, verließ sie ihr Zimmer. Sie ging raus auf den Gang und lief die Treppen im Gebäude hinauf. Das war das erste Mal, dass sie ihr Zimmer verließ.
Es war ein schöner Abend, mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und mildem warmen Wetter. Sie guckte einige Minuten hinaus aus einem Fenster. Ein paar Vögel flogen herum und sie bildete sich ein, dass sie diese hören könnte. Mit großer Sehnsucht in ihren Augen beobachtete den rot-lilanen Sonnenuntergang und die Bäume, welche eine ausgesprochen schöne Farbe besaßen.
Zwei Schwestern waren nach einer Weile auf sie aufmerksam geworden und riefen den Arzt, doch sie selbst nährten sich der Mutter wegen einigen Bedenken nicht. Bevor der Arzt ankam ging die junge Mutter schon wieder die Treppen hinunter, und aus der Eingangstür des Krankenhauses hinaus. Eine der besagten Schwestern ging ihr hinterher, während die andere oben am Fenster stehen blieb, um auf den Arzt zu warten. Die Schwester oben schaute runter zur Straße und sah in diesem Moment, wie die junge Mutter, wie fern gesteuert, vor ein fahrendes Auto lief.