Weird Things - Szene 4

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Nachdenklich sitzt er am Schreibtisch. Seine Augen sind geschlossen, sein Kopf gesenkt. Das helle Licht seines Computers bescheint sein Gesicht, welches nun komplett friedlich aussieht. Anders als in der Öffentlichkeit ist er komplett ruhig. Seine Sorgen sind vergessen. Als ihm schließlich doch eine Story in den Kopf kommt öffnet er seine Augen. Ruhig legen sich seine filigranen Finger auf die Tastatur und fangen sanft an die Tasten hinunter zu drücken. Immer schneller tanzen sie über die Tastatur, setzen seine Story in Form von Buchstaben, welche wiederum Wörter, Sätze und einen ganzen Text bilden, auf den zuvor weißen Bildschirm. Er ist in seinem eigenen Universum, mit seinen Gedanken nirgendwo als in der Welt die er gerade in seinen Gedanken erschaffen hat. Nichts bring ihn aus der Ruhe, nicht mal das Klingeln seines Handys. Er weiß, er muss es niederschreiben, sonst bleibt es einfach in seinem Kopf. Und dann platzt es dort einfach irgendwann dort raus.

Ursprünglich schrieb er auch nur deswegen. Nur aus Angst, seine Geschichten könnten aus seinem Mund fließen und gehört werden. Aus Angst, es könne jemand sein, den er kennt. Aus Angst, man könne aus den Geschichten die seinen halb kranken Kopf voller Sorgen, Masken und anderen Personen erahnen. Aus Angst, Menschen könnten erkennen, wer er ist. 

Darum hat er angefangen zu schreiben. Doch irgendwann reichte es nicht. Er wollte wissen, was andere dachten. Er wollte nicht mehr nur schreiben, sondern sich auch Kritik dazu anhören um sich verbessern zu können. Also veröffentlichte er seine Storys unter einem Pseudonym, das er niemandem nannte. Und da niemand was wusste, war das auch nicht so schwer.

Und nun als Beobachters dieses Jungen, der da sitzt und schreibt. Des Jungens, der nicht hässlich ist, aber sich so fühlt. Des Jungens, der vor langer Zeit gebrochen und verändert wurde. Als Beobachter dieses Jungens, der einfach seine Geschichten schreibt und sich nicht traut, zu sich und den Storys zu stehen, kann man all das nicht sehen.

Man kann weder seine Vergangenheit, noch seine Gedanken, noch seine Zukunft sehen wenn man ihn anschaut. Man kann nicht sehen, dass er bi ist und heimlich auf seinen besten Freund steht. Aber dem Jungen am Schreibtisch kann man seine Hingabe und Liebe zu den Storys ansehen, welche die tiefsten Gründe seiner Gedankenwelt beschreiben.

Er hat so viele Ängste, denkt, dass er nichts kann und nichts schafft. Fürchtet, ausgelacht zu werden, wenn seine Storys gelesen werden. Wenn er schreibt ist er ganz weit weg von seinen Problemen, Gedanken und Ängsten, gleichzeitig aber mittendrin, da jedes Wort für einen Gedanken, jedes Kapitel für ein Problem und jede Geschichte für eine Angst steht.

Was die paar Leser seiner Storys von ihm denken ist ihm egal, so lange es nur niemand liest den er kennt und somit Zugang zu zu seinen Gedanken und seinem öffentlichen Leben hat. 

Lächelnd schreibt er das letzte Wort ans Ende des nächsten Kapitels. Er überarbeitet die Sätze, welche von Liebe, Eifersucht und Versteckspielchen handeln noch ein letztes Mal, bevor er auf den "Veröffentlichen" Knopf klickt. Noch immer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lehnt er sich zurück. Erst einmal wird sein Kopf nun leise genug sein um ihn nicht zu nerven.

Dann klingelt sein Handy erneut. Bester Freund. "Heyy. Hab das neue Kapitel gelesen. Ich wollte dir ja eigentlich nichts sagen. Aber das neue kapi ist echt schön. Bloß warum ähnelt mir die eine Person so sehr?"

Geschichten für euch.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt