Die ersten Sonnenstrahlen des Tages lassen Tearals blonden Haare noch heller wirken, als sie ohnehin schon sind. Er und seine Begleitung schlendern gerade über den Basar um ihre Einkäufe für heute zu erledigen, denn als Begleitschutz kann man schlecht für mehrere Tage planen. Ihr Freund ist gestern Abend von seiner Tour zurückgekehrt. Natürlich nicht, ohne einige blaue Flecken und Kratzer davongetragen zu haben. Das passiert so oft, dass sie sich schon keine Gedanken mehr darum machen würde, wenn er denn wenigstens mal bei einem Heiler vorbeischauen würde.
„Zalty, das sind Trophäen. Ihr Mädchen mögt es doch, wenn sich ein Mann todesmutig in den Kampf stürzt.“, begründet Tearal stolz sein Verhalten, als sie ihm zum abermillionsten Mal sagt, dass er sich kurieren lassen sollte. Wobei ihr auffällt, dass sie gerade am Stand einer Heilerin vorbeigekommen sind, die Zaltana shon seit einigen Jahren kennt und ihr Handwerk wie keine Zweite versteht.
„Ihr Mädchen? Tzz. Und dich hab ich noch nie in einem offenen Kampf gesehen. Du gehst auf Sicherheitsabstand und sprichst deine Zauber.“, spricht sie die Wahrheit aus und macht mit einer Hand wischende Bewegungen.
Er kann sich bei anderen ins rechte Licht rücken, aber sie kennt ihn dafür schon zu lange. Jetzt seit fast 13 Jahren. Tearal war damals 4 Jahre alt und sehr schüchtern, während Zaltana mit 10 Jahren ihre offizielle Ausbildung in Magie und Kampfkunst angefangen hatte.„Ja gut. Aber mal was Anderes. Meine Eskorte lief so richtig mies.“ Er bleibt an einem Stand stehen, an dem es frisches Obst gibt. Tatsächlich ist das hier in Ardyntal, trotz mitten in der Wüste gelegen, keine so große Seltenheit. In einer halben Stunde Fußmarsch befindet man sich bereits an dem einzigen See der Wüste, an welchen viel angebaut wird. Man sagt, dieser See sei vor langer Zeit verzaubert worden, doch ist Zantana der Meinung, dass die dort herrschende starke, magische Energie dafür sorgt, dass er nicht austrocknet.
„Das hattest du gestern erwähnt, warst aber zu erledigt, um mir das weiter zu erklären.“, äußert sie ihr Interesse an seinem Erlebnis. Es kommt selten genug vor, dass er sich über seine Arbeit beschwert.
„Ich sollte ja nur eine Karawane ins nächste Dorf bringen.“, beginnt er, worauf die ältere der beiden nickt. „Das weiß ich bereits. Vodjek meinst du? Ein Stück weiter Richtung Westen?“, frage sie und gibt somit ehrlicher zu, dass sie vergessen hatte, wohin er unterwegs war. Vodjek ist weitaus kleiner als Ardyntal, doch liegt dieses Dorf so zentral, dass es sich als Händlerhochburg einen Namen gemacht hat.
„Jedenfalls sind wir fast da gewesen, als der Karawanenführer vom Wagen abstieg und eine Diebesbande sich den dann unter den Nagel riss. Da war ein Manipulator am Werk, der Karawanenführer muss die ganze Zeit verzaubert gewesen sein. Bevor ich realisiert habe, was da passierte, waren die schon weg mit der Fracht. Kannst du das glauben?“Zantana schüttelt verständnisvoll den Kopf.
„Das muss von langer Hand geplant worden sein.“, gibt sie ihren Kommentar dazu, während sie ein paar Äpfel und Orangen in ihrer Tasche verstaut.
„Echt! Und das hab ich Kadir so gesagt, aber ich bin wieder an allem Schuld und bekomme keine einzige Münze zu sehen.“
„Tea, mach dir nichts draus. Wir verdienen doch auch so genug. Da macht dieser eine Auftrag doch nichts.“, versucht Zaltana ihn zu beruhigen. wo sie doch normalerweise diejenige ist, die aus der Haut fährt und er sie zu beruhigen versucht.
„Du hast Recht. Mich ärgert es nur so sehr, dass er mir die Schuld gibt, für etwas, dass ich gar nicht hätte kommen sehen können. Das hättest du besser gekonnt. Du durchschaust jede Illusion sofort und lässt dich auch nicht so leicht manipulieren wie ich.“
„Was nur daran liegt, dass ich genetisch dazu veranlagt bin.“, ergänzt sie seine Aussage und wandert weiter über den Basar auf der Suche nach Eiscreme. In so einer Situation hilft ihrer Erfahrung nach immer ein bisschen Zucker. Ein geschlagenes Seufzen kommt über Teas Lippen.
„Erneut hast du Recht. Blöde Gene.“Mit, in den Hosentaschen gesteckten Händen, folgt er ihr. ,Tea ist wirklich nicht gut darin Beherrschungs- oder Illusionsmagien zu durchschauen, doch ist er ungemein talentiert in elementaren Magieschulen. Die Natur und die Elemente nach seinem Belieben zu formen liegt ihm sehr,' geht ihr - durchaus etwas neidisch - durch den Kopf.
„Du solltest dich glücklich schätzen. Du bist ein begnadeter Klimamagier und dass du sämtliche Elemente beherrscht ist sehr beeindruckend.“
„Danke. Das tut gut das zu hören. Du suchst Mira oder?“
Ich nicke. „Sie scheint noch nicht aufgebaut zu haben.“ Frustriert seufzend greift sie nach dem Dolch, welcher an ihrem Gürtel hängt und schnappt sich einen der Äpfel, von dem sie dünne Scheiben schneidet, um sie dann Tearal hinzuhalten. Mit einer kurzen Bewegung seiner Hand über die Scheibe hinweg gefriert die Frucht.
„Dann muss es halt so gehen.“, sage Zaltana schließlich und beißt in eine gefrorene Apfelscheibe, was - ihrem Gesicht nach zu urteilen - bei Weitem nicht so gut ist, wie Eiscreme.
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Chroniken der Kristallkinder I - Blutbande
FantasyZaltana Jamaal lebt seit vielen Jahren in der Wüstenstadt Ardyntal, in welcher ein strenges System herrscht. Jedes magisch begabte Kind darf nur unter Zugehörigkeit eines der vier Häuser die Kunst der Zauberei erlernen. Doch damit kommt die Pflicht...