"Nancy!"
Ich musste schreien, denn meine bisherigen Rufe hatte sich nicht gehört.
"Ja?!"
Nun stand sie vor der "Badezimmertür".
"Ich...also, ich kann doch nicht meine dreckigen Sachen wieder anziehen. Und ein Handtuch kann ich hier auch nirgends sehen."
Ihr Lachen drang durch die Tür.
"Warte."
Ich hörte wie sie weg ging und wieder kam, dann öffnete sie die Tür.
"Ahhhh!", ich konnte eine Schrei nicht unterdrücken.
"Schon gut. Ich gucke nicht", kichernd reichte sie mir ein Handtuch und ging.
Schnell wickelte ich mir das Handtuch um meinen Körper.
"Und was machen wir mit meinen Kleidern?"
Sie sah mich an, als hätte ich ihr gerade gebeichtet, dass ich die Kaiserin von China bin.
"Was denn?", fragte ich unsicher.
"Na, wir waschen sie. Was hast du denn gedacht?"
"Keine Ahnung. Jedenfalls nicht, dass du hier eine Waschmaschine hast."
Jetzt schaute sie noch verdutzter drein.
"Haben wir nicht."
"Aber wie sollen wir dann sonst meine Wäsche waschen?"
"Du willst mich doch jetzt auf den Arm nehmen, Mayte. Oder?"
Kopfschüttelnd sah ich sie an.
"Man kann Wäsche auch im Waschbecken waschen. Mit den Händen."
Jetzt lag es an mir verwundert zu gucken. Das hatte ich noch nie gehört. Weil ich nicht anders konnte, fing ich an zu lachen.
"Ja klar, Nancy. Jetzt nehm du mich mal nicht auf den Arm."
"Ich meine das aber ernst."
Und das sah man ihr an. Sie nahm meine Kleider und ging zum Waschbecken in der Küche, ließ warmes Wasser ein und schüttete Pulver in das Wasser - vermutlich Waschmittel. Sie legte meine Klamotten hinein und wusch sie. Ja, sie wusch meine Kleidung, in einem Waschbecken mit ihren Händen. Anscheinend stand mir der Mund weit offen, denn sie fragte mit ernster Stimme:
"Wusstest du das denn wirklich nicht?"
Ich schaute sie an und schüttelte den Kopf. Sie grinste.
"Du wirst dich noch wundern, was hier alles anders ist, als in deiner Welt. Wenn du noch nicht mal weißt, dass man seine Klamotten auch in einem Waschbecken waschen kann."
Sie holte jedes einzelne Kleidungsstück heraus und wrang sie aus. Anschließend legte sie sie in einen Korb. Gemeinsam gingen wir hinaus und hingen die Wäsche auf eine Wäscheleine. Als wir fertig waren, sah Nancy mich an und fing laut an zu lachen. Ich schaute an mir herunter und wurde so rot wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte immer noch nur ein Handtuch um! Schnell rannte ich in den Wohnwagen. Nancy kam lachend hinterher, ging ins Schlafzimmer und kam mit einer kurzen Hose und einem T-Shirt, eindeutig von einem Mann, zurück.
"Hier. Zieh das an."
Ich nahm die Sachen entgegen und zog mich an. In das Handtuch wickelte ich meine Haare. Ich setzte mich auf die kleine Eckcouch im Wohnzimmer und Nancy nahm mir gegenüber auf einem Stuhl Platz.
"So", sagte sie und musterte mich, "wie alt bist du eigentlich?"
"19"
"Süß."
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Mit anderen Augen - Laurella de Carma
Romance„Für viele Mädchen ist mein Leben ein Traum. Das möchte ich auch nicht bestreiten. Für mich ist mein Leben auch ein Traum, ein Albtraum." Das Kind von reichen Eltern zu sein, heißt nicht immer, dass man glücklich ist. Mayte fühlt sich in der Welt d...