Abnehmtagebuch. Oder auch nicht. | thesmellofcoffee

Nachwort (heißt das so?)

So, jetzt hast du zwei Kapitel lang irgendein Geschreibsel über meine Vergangenheit mit und meine Gegenwart ohne Essstörung gelesen und ich denke, du weißt, worauf ich hinaus will.

Es ist egal, ob du gerade am Anfang stehst und erst mit einem kleinen Zeh im riesengroßen Netz der Anorexie oder Bulimie oder was auch immer hängst und dir einredest, dass du nie im Leben ganz von irgendeiner Essstörung betroffen sein wirst oder ob du schon lange kämpfst und kurz davor bist aufzugeben - du verdienst es, glücklich zu werden. Es ist nie zu früh oder zu spät, um sich Hilfe zu holen, hoffnungslose Fälle gibt es nicht und du musst auch nicht mit einer Magensonde im Krankenhaus liegen bevor du "krank genug" bist und ein Recht auf Besserung hast.

Egal wie unrealistisch es ist, ich hoffe, dass dieses Buch hier bei dir irgendetwas bewirkt hat. Egal was. Ich hoffe einfach, dass du jetzt nicht einfach wegklicken wirst und das nächste Abnehmtagebuch aufschlagen wirst, ich hoffe, dass du noch einmal darüber nachdenkst, was du gerade tust oder tun willst. Ich hoffe, dass du realisiert hast, dass Essstörungen das Leben keineswegs einfacher machen sondern dir verdammt viel wegnehmen, denn mit jedem Kilo dass du verlierst verlierst du auch ein wenig Lebensfreude.

Wenn du wirklich stark übergewichtig bist, gibt es Wege, das Gewicht auf gesunde Weise loszuwerden, mit Sport und einer ausgewogenen Ernährungsumstellung. Aber wenn du normalgewichtig bist (ja, auch das obere Normalgewicht ist vollkomen okay) oder sogar schon weniger wiegst, als du eigentlich solltest, dann bitte, bitte lass die Finger von dem Scheiß. Du bist so viel mehr als die Zahl auf der Waage und ich wünsche mir für dich, dass du das eines Tages verstehst und dass dieses Buch vielleicht einen Teil dazu beigetragen hat, dass es dir klar wird.

Mein absoluter Tiefpunkt, was das Essen angeht, dauerte vielleicht 2 Monate. In der Klinik war ich 4 Monate und danach war ich das Ganze immer noch nicht komplett los.

Um es mit Finnick Odairs Worten zu sagen, "It takes ten times longer to put yourself back together than it does to fall apart." Die Essstörung hat mir so viel gestohlen und es hat gedauert, es mir wieder zurückzuholen, aber es hat sich gelohnt. Denn im Leben gibt es so viel mehr als Knäckebrot mit fettarmem Frischkäse.