1. Die Verbannung

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>>Der ganze Markt wimmelt von Geschöpfen und viele Stände sind zerstört! Fräulein, wenn ich mit dir Rede hörst du gefälligst zu und nimm endlich diese Kapuze runter! <<

Seine bernsteinfarbenen Augen glänzen gefährlich auf, während er sich die blonden Haare zurückstreicht. Das macht er jedes Mal, wenn er nicht weiß, was er mit mir machen soll. Mit einem Augenrollen schiebe ich die Kapuze nach hinten und wuschle kurz durch meine kurzen, pechschwarzen Haare, die sogar im Licht leicht rot schimmern. >>Wie ein Dämon<< hat einst mein älterer Bruder Hades gesagt, bevor er in die Unterwelt musste. Ich bin die jüngste von meinen Geschwistern. Während meine drei Schwestern Hera, Hestia und Demeter sich wie Göttinnen benehmen, benehme ich mich wie ein zerstörerischer und unkontrollierbarer Dämon. Hades hatte wahrscheinlich Recht und ich bin keine Göttin, sondern in Wirklichkeit ein Dämon. Der Gedanke lässt mich schmunzeln, das wahrscheinlich eher diabolisch aussieht als amüsiert.

Ich habe keine Freunde, was mir aber egal ist. Ich kann keinen der anderen Götter leiden, auch meine eigenen Geschwister nicht. Beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit. Der einzige mit dem ich mich verstanden habe war Hades. Doch als er in die Unterwelt gegangen ist, hatte ich keinen mehr, was mir aber Recht ist. Alleine ist man besser dran. Doch das sehen meine Geschwister anders, sie denken ich wäre zu „zerstörerisch". Meine Schwestern versuchten mich zu ‚bändigen' und zu einer ‚liebreizenden' Göttin zu machen. Aber ich will frei sein und alles machen was ich will. Das haben sie bald verstanden und haben es aufgegeben mich zu brechen. Ich sehe immer wieder die Enttäuschung in ihren Augen, es versetzt mir jedes Mal ein unangenehmen Stich in der Brust. Warum verstehen sie mich nicht?  Doch ich setze jedes Mal meinen jahrelangen antrainierten kühlen Blick auf. Bei Poseidon sehe ich sogar einen Funken Angst in seinen blauen Augen, was ich aber nicht verstehe. Bin ich wirklich so schlimm? Mit einem Kopfschütteln verwerfe ich wieder den Gedanken. Was soll mich das eigentlich interessieren. Ich kann ihn sowieso nicht leiden, wie er-

>> Leia, hörst du mir eigentlich zu?! << Mit einem künstlich beschämten Gesichtsausdruck senke ich die Augen Richtung Boden.

>> Verzeih mir Bruder, ich war gerade in Gedanken<<

Ich höre sein enttäuschtes Schnaufen und sehe aus dem Augenwinkel, wie meine anderen Geschwister den Raum betreten. Verwirrt schaue ich in Zeus Augen hoch und weiß gleich, dass mir seine nächsten Worte nicht gefallen werden.

>> Ich weiß nicht was ich noch mit dir machen soll<<

Mit einem mulmigen Gefühl blicke ich zu meinen Geschwistern. Von zufrieden bis zu traurigen Gesichtern kann ich sie erkennen. Doch was mich schockiert ist, dass die traurigen Züge meiner Schwestern nicht gekünzelt sind und kein Hauch von Enttäuschung zu finden ist.

>> Du bist eine Göttin und keine... Verbrecherin! Sieh dich doch einmal an, wie du wieder aussiehst<<

Ich brauch nicht an mich herabzublicken, da ich weiß wie ich gerade aussehe. Statt eines langen schlichten Kleides oder einer Tunika, trage ich einen schwarzen Trainingsanzug mit eng anliegenden Hosen und Fellstiefeln. Meine kurzen Haare stehen in allen Richtungen aus und meine großen Augen leuchten unnormal intensiv grün. Ich bin eigentlich sehr hübsch. Hera sagte einst zu mir, dass ich sogar für Aphrodite eine große Konkurrenz wäre, wären meine Haare nur länger und gepflegter und mein Charakter... naja... anders. Aber was interessiert mich, ob mich die anderen nicht hübsch finden. Sie müssen mich ja nicht ansehen!

>> Ich habe mich oft wegen deines Benehmen entschuldigen müssen. Weißt du was ich alles für Probleme wegen dir bekomme? Nein natürlich nicht, das interessiert dich ja nicht einmal! Leia, es kann nicht mehr so weiter gehen. Ich habe die Verantwortung über den Olymp und ich muss das tun, was für den Olymp und dessen Bewohnern am besten ist. Deswegen...<<

Dunkle GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt