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Ein leises Schniefen lässt mich aufhorchen und ich begebe mich zu einigen leeren Fässern. Dahinter versteckt sich ein kleiner Junge, wahrscheinlich sechs Jahre alt, der seine Knie fest an seinen kleinen zitternden Leib drückt.

Hat er etwa das ganze Geschehen mit angesehen? War er die ganze Zeit hier und hat sich versteckt?

Ich knie mich zu ihm hin und schenke dem Jungen ein freundliches Lächeln, um ihm zu signalisieren das ich ihm nichts tue.

>> Hey Kleiner, wie ist dein Name? <<

Er sieht mich mit großen Augen an und zögert.

>> Darius<<

>> Ein schöner Name. Versteckt du dich hier schon lange <<

Er überlegt lange und fragt mich dann.

>> Wo ist mein Vater? Geht es ihm gut? <<

Ich zucke leicht zusammen. Es lag auf der Hand, dass einer der beiden Männer sein Vater sein musste.

>> Wir wollten Gemüse kaufen, als mein Vater einen komischen Mann traf und mit ihm dann hierher gegangen ist. Er hat gesagt ich soll bleiben wo ich bin, sonst bekomm ich ärger. Aber Vater war so angespannt, deswegen bin ich ihnen gefolgt und hab mich hier versteckt. Was ist mit meinem Vater? <<

Seine Worte schmerzen mir. Wie soll ich ihm erklären, dass er ermordet wurde? Ich zögere kurz, aber es gibt keinen Umweg.

>> Weißt du, dein Vater hatte einen Streit mit dem einem Mann, dabei wurde er.... Sehr stark verletzt -<<

>> Ist mein Vater tot? <<

>>... ja<<

>> Gut<<

WIE?! Hab ich gerade richtig gehört? Er muss mein verwirrten Blick erkannt haben, den er erklärt.

>> Mein Vater hat viele Schulden und hat viel getrunken. Mutter und ich hatten dann immer Angst, wenn er betrunken nachhause kam. Vater war ein böser Mann<<

Seine Worte versetzen mir einen Stick in die Brust. Ekel und Hass auf den Vater lassen mich würgen.

>> Komm, ich bring dich nach Hause zu deiner Mutter<<

Ich erhebe mich und reiche dem Jungen meine linke Hand, die in einem schwarzen langen Handschuh steckt. Ohne zu zögern nimmt er sie an und ich helfe ihm hoch.

>> Warum trägst du auf dem linken Arm ein Handschuh und auf der anderen nicht? <<

>> Ich verstecke darunter etwas, das keiner sehen darf<<

>>Auch ich nicht? << Er sieht mich erwartungsvoll an.

>>Nein auch du nicht<< antworte ich ihm kühl, woraufhin er schmollend den Mund verzieht.

>> Komm, deine Mutter macht sich wahrscheinlich schon sorgen<<

Ich folge dem kleinen Jungen und nach einiger Zeit sind wir angekommen. Es ist ein kleines Häuschen.

>> Wirst du noch etwas bleiben? << hoffnungsvoll sieht mich Darius an.

>> Nein, leider nicht. Es wäre am besten wenn ich jetzt gehe<<

>> Bitte bleib noch << mit seinen großen blauen Augen schaut er mich bittend an, doch ich kann nicht länger bleiben.

>> Es geht leider nicht... Aber ich gebe dir etwas, damit du mich nicht vergisst<<

Ich lege meine Hände an meinen Nacken und fasse an eine dünne Kette. Ich öffne sie und lege sie in meine rechten Hände. Ich lasse sie an meinen Fingern baumeln und sehe, wie Darius sie gebannt betrachtet.

>> Ich schenke dir meine Kette. Sie ist was kostbares, also verlier sie ja nicht<<

Er schüttelt kräftig den Kopf, wobei sein Blick immer nach am Schmuckstück haftet. Es ist eine Kette aus echtem Silber. Daran hängt ein münzgroßer geschliffener bernsteinfarbener Stein, denn ich einst von einem magischen Schlangenstab abgebrochen habe. Es soll dem Träger vor Verletzungen schützen. Die Silberkette ist von mir so verzaubert worden, dass sie unzerstörbar ist.

Ich lege sie mir wieder in die Hand und presse meine zweite fest drauf. Schwarzer Rauch umschlingen meine Finger und Hände. Darius keucht erschrocken auf und weicht einen Schritt nach hinten. Ich gebe einen kleinen Teil meiner Macht in den Stein und lasse daraufhin den Rauch verschwinden. Ich öffne meine Hände und reiche dem Jungen die Kette. Mit großen Augen macht er einen Schritt nach vorne und nach kurzem Zögern nimmt er die Kette an sich. Ehrfürchtig betrachtet er das Schmuckstück.

>> Ich habe ein Teil von mir in den Stein gegeben, das heißt, wenn Gefahr droht, wird der Stein warm. Wenn ich in der Nähe bin leuchtet er leicht gelb. Es ist ein sehr wertvolles Geschenk, in den falschen Händen könnte es missbraucht werden. Verstanden? <<

>>Ja<< als Bekräftigung nickt er energisch mit dem Kopf.

>> Gut. Es ist ein Art Glücksbringer mit besonderer Kraft, also verlier sie ja nicht! <<

>> Nein mach ich nicht, versprochen. Ich werde es nie aus meinen Augen lassen<<

Beruhigt und mit dem Gefühl, dass die Kette in den richtigen Händen liegt, zerzause ich einmal kurz seine schwarze Haare.

>> Und pass ja auf deine Mutter auf! Jetzt heißt es Lebewohl<<

Traurig schaut mich Darius an und umarmt mich plötzlich stürmisch.

>>Danke<< haucht er mir zu, bevor er sich umdreht und zur Tür rennt. Vor der Tür bleibt er stehen und dreht sich noch einmal zu mir um.

>>Wie heißt du eigentlich? <<

>>Le, nenn mich Le<<

Er lächelt und dreht sich um. Schwungvoll öffnet er die Tür und ruft aufgeregt nach seiner Mutter.

Ich lasse meinen Blick noch einmal über das Häuschen schweifen und wende mich mit einem Lächeln ab. Doch irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht was es ist, aber der Junge war irgendwie... anders. Seine Aura. Er hatte eine starke Aura, was für einen Sterblichen nicht möglich ist. Ich würde meinen, er sei ein Halbgott oder sogar ein Gott. Der Vater war bestimmt kein Gott, deswegen konnte es der Junge auch nicht sein. Aber im Haus habe ich auch keine Göttliche Macht gespürt. 

Wie kann das sein? Wahrscheinlich habe ich es mir bloß eingebildet. Ich verwerfe den Gedanken gleich und mache mich schulterzuckend weiter auf die Suche nach meiner neuen Heimat.


Dunkle GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt