Kapitel 3

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,,Scchhht… alles wird gut.'', Peter drückt mich fest an sich, seine Hände wandern weiter über meinen Rücken. Nur langsam versiegen meine Tränen. Schließlich hören sie ganz auf. Ich lasse mich weiterhin von ihm Umarmen. Zu sehr genieße ich das Gefühl, mich an jemanden anlehnen zu können.

 Dass es irgendwann mal Peter sein wird, hätte ich nicht gedacht. Momentan ist es mir egal. Nach einigen Minuten wird es mir jedoch etwas zu viel. Schließlich stehen wir hier noch im Büro und auch, wenn ich es besser weiß, könnte es für jemand anderen der uns sieht, anders aussehen.

Mir in diesem Fall nachreden zu lassen, etwas mit meinem Sekretär zu haben, will ich ganz sicher nicht. Außerdem ist es mir auch Peter gegenüber peinlich. Dass ausgerechnet er gesehen hat, wie ich einen Wutanfall gehabt und dann einem Kind gleich am weinen war. Bisher hat mich noch nie jemand, außer meinem Vater, weinen sehen.

Das Peter das auch mit ansehen musste, kratzt an meinem Ego. Ich ziehe mich von ihm zurück, räuspere mich und schaue verlegen zu Boden. ,,Da-Das eben…'', Mist, wie soll ich ihm erklären, was vorhin in mir vorging. Man sieht mir wohl an, dass ich momentan nicht in der Lage bin, etwas Gescheites rauszubringen.

,,Wie wäre es, wenn sie sich frisch machen und ich ihnen einen Kaffee zubereite?'', fragt er. Ehrlich gesagt, bin ich ihm dankbar, dass er nicht auf das geschehene eingeht. Ich bringe nur ein Nicken zustande.

Nachdem ich etwas frischer in mein Büro kehre, sitzt Peter schon im Sessel vor meinem Schreibtisch und der Kaffee steht auch schon bereit. Als ich mich auf meinen Stuhl fallen lasse, greife ich nach der Tasse und versuche mich hinter diesem zu verstecken, um seinen bohrenden Blick zu meiden. Es misslingt mir jedoch.

,,Wollen sie vielleicht darüber reden?'', fragt er mich. Der Gedanke an Ian versetzt mich kurzzeitig wieder in die Vergangenheit. Ich schüttele meinen Kopf, mit der Hoffnung, es in die hinterste Stube meines Hirns zu schieben. Leider hilft es nicht und es sticht in meiner Brust. Ich schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Als ich diese wieder öffne, erwidere ich den Blick meines Gegenübers.

,,Könnten wir dieses Gespräch verschieben? Vielleicht bei einem Bier oder sogar etwas stärkerem. Heute Abend?'' Er zieht seine Augenbrauen zusammen und scheint wohl zu überlegen, ob Alkohol an Werktagen wirklich angebracht wäre. Letztendlich nickt er zustimmend. Mit einem Satz springt er vom Sessel auf und geht aus der Tür. Verwirrt blicke ich ihm hinterher. Nach einigen Minuten kehrt er zurück, zwei Akten in seinen Händen haltend.

,,Sie haben für heute noch zwei weitere Meetings. Der nächste ist in einer Stunde und der andere um 16 Uhr. Lenken sie sich ab und gehen sie alles durch. Derweil gehe ich den Konferenzraum wieder richten.'', kommt es mit strengem Unterton von ihm und schon ist er wieder weg. Perplex starre ich ihm hinterher. So habe ich ihn noch nie reden hören. Sonst ist er derjenige, der nimmt und nicht ausgibt.

Aber seine Worte helfen und ich vertiefe mich in die Arbeit. Erst gegen 18 Uhr verlässt der Kunde die zweistündige Konferenz und ich habe Ian erfolgreich aus meinen Gedanken verdrängen können. Als Peter im Mantel auftaucht, ist er jedoch präsent, als wäre er nie weg. Seufzend erhebe ich mich und mache Feierabend.

In einer kleinen Bar setzten wir uns in die dunkelste Ecke. Nachdem wir unsere Bestellungen aufgegeben haben, schweigen wir beide erst. Peter ist der, der als erstes das Wort ergreift. ,,Wollen sie mir nicht erzählen, was sie bedrückt?''

,,Du'', antworte ich. ,,Hmm?'', fragt er und legt seinen Kopf schief.

,,Du sollst mich duzen. Solange wir nicht auf der Arbeit sind brauchst du mich nicht zu siezen, sofern keine andere Angestellten da sind.'' ,,Wie sie….ehmmm wie du möchtest.'', er macht eine Pause, ,,Erzählst du mir nun was heute war?'' Ich senke meinen Blick und drifte wieder für einen Moment in die Vergangenheit, ehe ich den seinen erwidere. Gerade will ich beginnen, als auch schon die Getränke kommen.

Wenn Rache schmerzt (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt