1| f r i d a y s

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a v r i l :
Eine Minute.

60 Sekunden.

Solange müsste ich hier noch in der Hölle festsitzen. Verdammt, solange fühlte sich eine einzige Minute noch nie an.

30 Sekunden.

Unsere Geschichtslehrerin fing an die Hausaufgaben runterzurattern, welche wir bis nächsten Montag erledigen sollten. Genervt verdrehte ich die Augen. So kurz vor Unterrichtsschluss hörte ihr mit Sicherheit keiner mehr zu. Genervt seufzte ich auf.

15 Sekunden.

Ich warf mein Mäppchen in den Rucksack, schloss ihn und machte mich auf zur Tür. Mrs. Jackson war eine dieser Lehrerinnen, welche den Unterricht am liebsten gar nicht beendeten, und wenn doch, dann nur, wenn sie dachte es wäre so weit. Nicht einmal die Klingel durfte den Unterricht beenden. Ich hörte ein empörtes schnaufen hinter mir, was vermuten lässt, dass dem Drachen mein Vorhaben nicht entgangen ist :

"Miss Campelle, ich bin noch nicht fertig und habe Ihnen ebensowenig gestattet, den Raum zu-"

Weiter kam sie nicht, denn genau in diesem Moment klingelte es zum Schulschluss. Sie machte sich bereit, ihre Ansprache, von wegen sie beende den Unterricht und nicht die Klingel, zu halten, bemerkte aber, dass so gut wie jeder schon zusammenpackte oder auf dem Weg zur Tür war. Sie schnaufte ergeben auf und bedachte mich mit einem bitter-bösen Blick.
Ich warf ihr einen triumphierenden Blick zu, beeilte mich jedoch trotzdem den Raum schnellstmöglich zu verlassen. Auf Nachsitzen hatte ich dann doch keine Lust.
Ich machte mich auf den Weg, das Schulgebäude ohne Umwege zu verlassen. Verdammt tat es gut zu wissen, dass ich dieses Höllenhaus die nächsten zwei Tage nicht sehen müsste.
Allein der Gedanke an ein Wochenende in Gammellook im Bett mit Essen und Netflix oder einem guten Buch. Himmlisch.

Mein Blick schwenkte über den Schulhof, auf der Suche nach dem kleinen Parasiten, besser bekannt als mein Bruder. Ich machte ihn hinten beim Basketballplatz aus. Ich rief ihn mehrere Male, doch er reagierte nicht.

"Leo, komm endlich!" Langsam verlor ich die Geduld. Wenn er so weiter macht, kann er zukünftig wieder mit dem Bus fahren. Seine Freunde hatten mich sogar bemerkt, nur er hielt es für nötig, so zu tun, als hätte er rein gar nichts mitbekommen. Plötzlich hatte ich eine Idee, die ihm mit Sicherheit eine Lehre sein würde, mich nicht nochmal so zu provozieren. Anscheinend hatte er vergessen, wie heilig mir der Freitagabend war. Aber da ich eine so hilfsbereite große Schwester war, wollte ich ihm einen kleinen Denkanstoß liefern. Ich kramte in meiner Tasche nach meiner Wasserflasche, welche zu meinem Glück noch dreiviertel voll war. Ich schlich mich von hinten an die pubertierende Masse von Basketballern, welche ganz konzentriert auf das Spiel schien. Langsam öffnete ich die Flasche, als ich nur noch einen halben Meter von Leo entfernt stand.

"Du solltest mittlerweile wissen, dass ich es hasse, ignoriert zu werden und wie heilig die Freitage für mich sind."
Er drehte sich verwirrt zu mir um, war aber nicht schnell genug der Flasche, und somit dem Wasser, auszuweichen, was mich teuflisch lachen ließ. Als sein Gesicht mit dem Wasser kollidierte, stieß er einen mädchenhaften Schrei, welcher mich meinem Tod durch Lachen noch näher brachte, aus und lief knallrot, vermutlich vor Wut und Scham, an.
"Avril! Kannst du nicht einmal die liebe Schwester, die nicht gleich daran denkt, mir zu schaden, sein!"

Ich war mittlerweile ganz außer Atem, auch dass Seitenstechen wies mich darauf hin, dass Lachen viel Kondition verlangte. Welche ich nicht hatte. Jedoch schaffte ich es unter kleinen Lachanfällen zu sagen:

ArthurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt