Kapitel 3: Regrets

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„Claire? Bist du noch da?"
Steve wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum, was mich zurück in die Realität bringt.

„Sorry, ich dachte nur an etwas.", erwidere ich.

„Und an was?", fragend zieht er eine Augenbraue hoch.

„An unseren ersten Kuss."

„Aha, so ist das also.", sagt er mit einem Grinsen im Gesicht.

Seufzend schaue ich aus dem Fenster.

„Von da an hat unsere Freundschaft ein Ende gefunden, Steve. Nun sind wir in einer Beziehung. Irgendwie schön aber irgendwie auch traurig."

Ich sehe ihn an und entdecke, dass er mich verwirrt ansieht.

„Wie meinst du das? Bereust du das etwa?"

„Nein, so war das nicht gemeint. Ich... ich vermisse nur irgendwie unsere Freundschaft. Wir waren die ekligsten, albernsten, dümmsten besten Freunde überhaupt und nun... Ach keine Ahnung, vergiss es."

Sanft legt er seine Hand über meine.

„Claire ich-", weiter kam er nicht zu sprechen, denn mein Handy klingelte.

Ein Blick auf den Bildschirm verriet mir, dass es Nora war, meine Cousine. Normalerweise ruft sie mich sehr selten an. Wir tendieren dazu, eher zu schreiben statt zu telefonieren. Komisch.
Wenig verwundert, nehme ich den Anruf ab. Steve schaut mich dabei aufmerksam an.

„Hallo, Nora?", frage ich.

„Clary? Oh Gott, Clary! Du musst mir helfen! Komm bitte schnell zu meiner Wohnung!"

Plötzlich bekam ich leichte Panik. Befand sie sich in Gefahr?

„Was ist los?"

„Ich weiß einfach nicht was ich anziehen soll! Du musst mir dringend helfen!"

Genervt stöhne ich auf und verdrehe die Augen.

Steve sieht mich mit einem fragenden Blick an. Ich versichere ihm mit einer Handbewegung, dass alles in Ordnung ist.

„Nora ist das dein Ernst? Ich dachte es ist etwas schlimmes passiert."

„Das IST ein Notfall, Clary! Der beste Freund meines Mitbewohners kommt heute in die Wohnung! Ich muss gut aussehen!"

Nora wohnt in einer gemischten 9-er WG. Sprich, sie hat also viele männliche Mitbewohner mit denen ich noch nie Bekanntschaft gemacht habe. Will ich es? Nein.

„Ich werde ganz sicher nicht den ganzen Weg zu dir herfahren, nur um dein Outfit auszusuchen. Kannst du vergessen."

Steve blickt mich amüsiert an, woraufhin ich erneut die Augen verdrehe.

„Bitte, bitte, bitteee! Außerdem habe ich meine schöne Cousine vermisst.", erwidert sie mit ihrer piepsigen Stimme.

„Nora, ich weiß ni-"

„Bitteeeee!"

Fragend sehe ich Steve an. Mit einem Blick versichert er mir, dass es kein Problem für ihn ist, wenn ich jetzt gehe. Wie bereits erwähnt, er ist ein Traummann. Und er ist zu gut für mich. Ich fühle mich erneut schlecht.

„Ja schon gut,okay. Ich komme. Bin in einer Stunde da.", sage ich genervt.

„Oh mein Gott! Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann! Danke, Clary!"

Clary. So nennt sie mich immer. Ob ich es mag, wenn man mich so nennt? Nein. Hört sich irgendwie zu niedlich an.

„Bis gleich, Nora. Bin in einer Stunde bei dir."

„Okay, bis gleich. Bye!", erwidert sie und legt auf.

Wie auf Kommando beginnt Steve lauthals zu lachen.

„Sie ruft dich zu sich, weil sie nicht weiß was sie anziehen soll? Warum seid ihr Frauen so?"

„Frag einfach nicht, Steve."

Ich mache einen Schmollmund, weil ich mich nicht dazu bringen kann aufzustehen. Wieso ist meine Cousine so überdramatisch?
Nora, ist ein Jahr älter als ich, also 24 Jahre alt. Und genau genommen ist sie das komplette Gegenteil von mir. Nicht nur vom Aussehen her, sondern auch charakterlich. Während ich pechschwarze lockige Haare habe, hat sie platinblonde und glatte Haare.
Roter Lippenstift ist das einzige, was ich auftrage. Für viele vielleicht ein komischer „Schminkstil". Erstens bin ich zu faul um mich richtig zu schminken und zweitens finde ich, dass es so etwas wie mein persönliches Markenzeichen geworden ist. Seit Jahren trage ich täglich roten Lippenstift und der Rest meines Gesichtes komplett ungeschminkt. Nora hingegen geht niemals ohne Full-Face Make-up raus. Sie sieht aus wie eine Puppe, im positiven Sinne. Manchmal wünsche ich mir sogar, so auszusehen wie sie.

„Los, geh schon. Lass deine Cousinchen nicht warten, die Arme. Sie muss ja sehr sehr sehr verzweifelt sein."

Er macht sich über sie lustig, kann ich ihm allerdings nicht verübeln.
Ich strecke ihm jedoch die Zunge raus.

„Wird bestimmt sehr Spaß machen", sagt er lachend.

„Ha-Ha"

Lustlos stehe ich auf, gebe Steve einen Kuss auf den Mund und verlasse das Café.

Na das kann ja mal was werden.

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