Kapitel 3 - Faust des Todes.

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Der Rückweg dauerte mindestens genauso lang, wie wir zur Universität hin gebraucht hatten. Mittlerweile hatte es angefangen zu schneien, was auch sonst? Zwischen bewölktem Himmel und Schnee gab es hier ja nichts anderes. Zuhause musste ich unbedingt googlen wie die Sommerzeiten hier so waren. Würde ich ab jetzt nichts anderes als weiße Landschaften sehen? Frustriert stopfte ich mir die Schokolade in den Mund. Ich merkte den kritischen Seitenblick meines Vaters, ignorierte ihn aber gekonnt.

"Solltest du mit dem Nachtisch nicht warten?" Er versuchte es lustig klingen zu lassen, aber ich wusste, dass es ihn störte.

"Sorry..." murmelte ich, gönnte mir aber direkt das nächste Stück.

"Für welchen Studiengang hast du dich entschieden Elli?" Ich merkte sofort, wie sichtlich nervös ihn das machte. Meine Eltern waren nie sonderlich begeistert gewesen, dass ich kein BWL-, Ingenieurs- oder Architekturstudium anstrebte. Dennoch war es offensichtlich, dass sie mich nach dem Zwangsumzug nicht noch zu einem bestimmten Studium zwingen würden. Ihre elterliche Sorge blieb aber.

"Social Work." Es wurde still im Auto. Mein Vater wusste woher der Wunsch kam. Weder meine Mutter noch er waren Rassisten, aber sie hatten sich nie mit dem Gedanken anfreunden können, dass ich mein Leben für andere aufgab, die ich gar nicht kannte. Dass dieses Studium weit mehr beinhaltete, war ihnen wahrscheinlich gar nicht bewusst.

"Aha." Mehr kam nicht von ihm und damit war die Unterhaltung wohl beendet, bis ich es meiner Mutter erklären musste.

Als wir endlich zuhause ankamen, stürmte ich regelrecht hinein. Erst nach der Konversation mit meinem Vater war mir aufgefallen, wie kalt mir eigentlich war. Vielleicht war es aber auch das abklingende Adrenalin. Meine Gedanken wanderten schon wieder zu Edoardos Truppe, zu Marias Wutanfall und wie Tommaso einfach überhaupt keine Stimmungen lesen konnte, sondern einfach seinen Willen durchsetzte. Ich würde ganz sicherlich nicht mitkommen. Ich wusste ja nicht mal wo diese angebliche Party stattfand.

Nachdem ich meine Schuhe und den Wintermantel ausgezogen hatte, half ich meinem Vater die Lebensmittel in die Küche zu tragen. Meine Mutter wartete bereits ungeduldig und riss mir die Sachen fast aus der Hand. Ja, diese Frau hungrig zu erleben, war so spektakulär, wie Godzillas Wutanfälle. Ich schmunzelte, sagte aber nichts und fing an, ihr zu helfen. Beim Kochen erzählte ich auch ihr für welche Studiengang ich mich entschieden hatte. Sie ließ einen Seufzer von sich, aber meinte, es wäre in Ordnung, solange ich glücklich werden würde. Italien hatte wohl doch etwas gutes an sich.

Der restliche Abend verging ohne weitere Aufregungen. Ich saß vor dem Kamin im Wohnzimmer, eingemummelt in meine Decke und scrollte mich durch alle Social-Media-Kanäle, die ich die letzten Tage völlig ausgeblendet hatte. Es gab keine besonderen Ereignisse, aber es war seltsam zu sehen, wie das Leben der anderen auch ohne mich völlig normal weiterlief. Alles war wie immer, nur fehlte ich auf den Bildern. Entweder auf denen meiner Schulgruppe, meiner Klassenkameradinnen oder anderer Freundinnen. Ich war weg, aber das Leben ging weiter. Bevor meine Gedanken sich noch weiter einen Weg in die dunklen Ecken meiner Gefühle graben konnten, wurde ich unterbrochen. Ein lautes Surren an der Tür machte mich aufmerksam. Meine Mutter guckte aus der Küche heraus. "Erwarten wir jemanden?" Mein Vater, der mir gegenüber saß, schüttelte nur den Kopf. Panik stieg in mir auf, das würde doch nicht...? Ich sprang von der Couch auf, doch meine Mutter war bereits an der Eingangstür und stand ihnen direkt gegenüber. Nervös schaute ich an ihr vorbei, als ich auch im Flur ankam.

Tommaso grinste ihr freudestrahlend ins Gesicht. Hinter ihm standen die anderen mit ihren Motorrädern. Wer wer war, konnte ich nicht sagen. Nur waren sie diesmal zu sechst und wenn mich nicht alles täuschte, war die sechste Person eine Frau.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 23, 2019 ⏰

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