3 Nachhilfe

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Nachmittags um fünf klingelt es wie jeden Dienstag an der Haustür. Es ist Jannis, mein Lateinnachhilfelehrer und ich stöhne genervt auf, weil ich absolut keine Lust habe auf Latein. Besonders nicht heute. Nicht, dass ich an anderen Tagen mehr motiviert wäre, aber vorhin war René einfach zu komisch und es spukt immer noch im meinem Kopf.

Inzwischen ist mein Stiefbruder aber mit seinem Freunden unterwegs und nicht mehr im Haus. Er hat mir echt auch ein bisschen Angst eingejagt, aber ich kann auch nicht leugnen, dass ich immer noch an seinen Schwanz denke.

"Hi Bekka", grüßt mich Jannis, als er mein Zimmer betritt. Hinter ihm winkt meine Mom und wünscht uns viel Erfolg, ehe sie wieder verschwindet. Jannis verabschiedet sich höflich von der Frau, die ihn später bezahlen wird, und gesellt sich an den Schreibtisch. Ich lege mein Buch weg und erhebe mich aus meinem Bett, um mich zu ihm zu setzen. 

"Wie geht's so?", fragt Jannis. Er setzt sich auf den unbequemen Hocker, den niemand benutzt außer er. Seine Beine sind ziemlich lang, weshalb seine Knie unbeabsichtigt meinen Oberschenkel berühren, als ich mein Lateinheft aus der Schultasche hole. 

"Gut. Und dir?"

"Auch gut. Wie klappt es im Unterricht?" Jannis beobachtet, wie ich das Heft aufschlage. Ich sehe zu ihm herüber. Er hat etwas längere naturrote Haare und passend dazu sehr helle Haut, aber auch faszinierend hübsche Augen in einer Mischung zwischen grün und blau. Ein bisschen pummelig ist er, aber das ist nicht schlimm, weil ich das auch bin. Aber ich glaube, bei ihm sind das mehr Muskeln als bei mir.

Wir arbeiten eine Weile einen lateinischen Text durch. Jannis erklärt mir irgendeine Grammatik, die ich gar nicht verstehen will. Ich denke wieder an René und an seinen Schwanz. Ein bisschen bereue ich es ja, ihn weggeschickt zu haben. Ich hätte testen sollen, wie weit er gehen würde. Hätte René echt mit mir geschlafen? Oder hat er mich die ganze Zeit nur verarscht? Aber dann hätte er irgendwann losgelacht und wäre nicht nochmal ins Zimmer gestürzt, um sich selbst zu vergewissern, dass es tatsächlich passiert ist.

"Bekka", reißt mich Jannis aus den Gedanken. "Hörst du mir überhaupt zu?"

"Klar."

"Und was habe ich gerade gesagt?"

"Ähm. Keine Ahnung. Tut mir leid. Ich bin durcheinander."

"Weshalb denn? Dass der Ablativus Absolutes verwirrend ist, kann ich verstehen, aber ich bezweifle gerade, dass du mir eben überhaupt zugehört hast."

"Ich versuche, zuzuhören." Tue ich wirklich. Jannis redet wieder und ich beiße mir auf die Unterlippe, weil mir langweilig ist und ich schon wieder nicht mehr zuhöre. Stattdessen frage ich mich, was wäre, wenn Jannis genau wie René vorhin seine Hose ausziehen würde und ich dann das ganze nicht stoppen würde. Würde Jannis mich entjungfern?

"Jannis?", frage ich und versuche, sexy zu klingen. 

Der Student sieht vom Schulbuch auf und zu mir herüber. Er runzelt leicht die Stirn, als ich mich näher zu ihm beuge und hauche: "Magst du mir nicht auch in etwas anderem Nachhilfe geben?"

Jannis schreckt zurück und starrt mich entgeistert an. "Was?"

"Nichts." Ich schlucke und meide seinen Blick. Mein Bauchgefühl sagt mir, ich soll es noch einmal probieren, aber meine Stimmlage verändern. Ja fast schon instinktiv spricht da eine andere Stimme aus mir heraus, als ich wiederhole: "Möchtest du mir auch wo anders Nachhilfe geben?"

Jannis starrt mich immer noch an und ich sehe ihm in die Augen, wo seine Pupillen minimal größer werden. Fast wie in Filmen, wenn die Leute auf Drogen sind oder hypnotisiert werden, nur dass das hier ja nicht der Fall ist, oder? Hypnose lernt man mal nicht aus einem Bauchgefühl heraus und trotzdem sagt Jannis jetzt mit einem glasigen Blick: "Sehr gerne."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 30, 2019 ⏰

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SIRENEN | Band 2: BEKKAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt