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Der Blitz der Kamera war hell. Sie sagten mir, ich solle mich drehen. Der Boden des Waldes klebte immer noch an meinen kalten Füßen, sowie das Blut an meinem Kleid. Ich drehte mich langsam nach rechts und blickte in das Gesicht eines müden Mannes. Ich war auch müde. Meine Beine waren wackelig und ich hatte Angst, sie würden unter der Last meines Körpers nicht mehr lange aufrecht stehen. Es blitze erneut und ich drehte mich nach links. Jetzt schaute ich einer dunkelblauen Stahltür entgegen. Es blitze ein letztes Mal. Obwohl das Licht so hell war schloss ich nie meine Augen. Es war alles weiß und still. Eine Beamtin stellte die Kamera zur Seite und eine andere führte mich zu einem Tisch mit Wattestäbchen und silbernen Werkzeugen, die ich von Kosmetikläden kannte. Ihre eine Hand legte sie auf meinem Arm, so als wolle sie mich führen. Ich spürte wie ihr gelber Plastikhandschuh an meinen Armhaaren zu kleben begann. Ihre andere Hand legte sie auf meinem Rücken und schob mich. Am Tisch angekommen nahm sie erst meine linke, dann meine rechte Hand und begann das Blut von meinen Händen abzustreichen. Es fühlte sich so an, als würde sie mir das letzte bisschen Leben, was in mir war nehmen. Als sie nach einem Doppelseitigen Spatel griff, wich ich zurück. Tränen schossen mir in die Augen. Meine Lippen begannen zu zittern, während ich sie zusammen kniff und meine Hände drückte ich an meine Brust. Es war als versuchte ich das Blut in mir aufzusaugen. Die Beamtin legte den Spartel bei Seite und eine andere kam dazu. Sie versuchten meine Arme zu lösen, während Tränen mir aus den Augen zu laufen begannen. Zu zweit hielten sie meine Arme und Hände fest, um das Blut, von mir zu trennen.

"Zieh dein Kleid aus und gib es uns."
Mein Kleid, das letzte bisschen, wo noch Blut klebte. Das Kleid, was mir gehörte. Wieso ist es mir so wichtig? "Sollen wir dir helfen?" Meine Finger borten sich in den Stoff und mein Blick hing am Kleid, am Blut.
An seinem Blut.
Ich schüttelte heftig den Kopf, ohne meinen Blick vom Blut zu heben.
"E-Es gehört mir." Ich spürte eine Hand auf meinem oberem Arm und schreckte zusammen. Ich hob den Blick und sah blondes, splissiges Haar, was in einem kläglichen gescheiterten Dutt verstecken wurde; und eine junge Frau die mich ansah, als sei ich ein kleines Kind, was eine Schaufel zurück geben sollte. Das war keine Schaufel, sie wollte, dass ich mein Bein rausrückte und es ihr ohne Fragen zu stellen einfach übergab.
Hilfe suchend wanderte mein Blick durch den weissen Raum mit Kameras in den Ecken. "Es gehört dir nicht!" schrie ich sie an, während ein Loch in mir sich langsam mit meinen Schmerzensschrreien zu füllen schien. Beide gingen einen Schritt zurück. Die Tränen liefen immer weiter über meine Wangen und tropften auf mein Dekolte. Ich ging in eine Ecke, neben einem Metalschrank. Es fühlte sich sicherer an, nicht von allen Seiten angreifbar zu sein, so hatte ich den Raum im Blick. Meine Beine wurden immer wackliger.
"John... bitte" flüsterte ich zu mir selbst, während ich meine Augen zudrückt und meinen Kinn an meine gefalteten Hände drückte. Ich hörte, wie sich eine schwere Tür öffnete. Ich schaute nach rechts und erblickte die Frau aus dem Auto wieder.
"Erinnerst du dich wieder?" frage sie, während sie mit kleinen Schritten auf mich zu kam. Ich klammerte mich weiter an das Kleid, schnappte nach Luft, machte einen Schritt auf sie zu und schniefte: "I-ist er... tot?"

Das berühmte GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt