Vigilie 1

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Sonne traf meine Haut und wärmte sie. Ich mochte Sonne noch nie wirklich, weswegen ich meine Jacke zurecht rückte, um meinen Hals besser zu bedecken. Ich lief durch die Stadt um mir einen Kaffe zu besorgen. Die roten Rosen in den Schaufenstern starrten mich an. Komisch, dachte ich. Was eine einzelne Blume alles verändern kann.
Im dem Café, in welchem ich jeden Morgen meinen Kaffe holte, hingen herzförmige Girlanden von der Decke. Rot.

Liebe ist rot, wie Blut. Der Tod ist schwarz, da das Licht ausgeht, das Licht des Lebens. Unser Herz ist rot vom Blut. Blut führt zum Tod. Liebe ist der Tod.

Ein junger Mann hielt mir die gläserne Tür offen und ich trat in das Café, im welchen mir schon gleich der Kaffe Geruch in die Nase stieg. Ich reihte mich in die Schlange vor mir ein. Links und rechts von mir befanden sich Runde Tische mit zwei oder drei Stühlen dran. An der linken Wand stand eine lange Bank mit einem dunkel Braunem Polyesterüberzug. Die Tische waren mit weissen Decken und roten Rosen in gläsernen Gefäßen dekoriert. Ich musste mich an die Worte meines alten Geschichtslehrers zurückerinnern: "Was wären Rosen ohne Dornen?"
Vielleicht waren die Rosen für das rote in der Liebe verantwortlich. Man sticht sich an einem Dorn und blutet. Der Finger wird rot wie die Rosen, die sich die Liebenden schenken.

Das würde heißen sich zu verlieben bedeutet, das man verblutet und stirbt.
Mit diesem Gedanken nahm ich meinen Kaffee entgegen und drehte mich zum Ausgang. Ich stand etwas abseits von der Schlage von Menschen, die wie ich vor wenigen Minuten auf ihre Bestellung warteten. Ich betrachtete den Raum, gefüllt mit Menschen, die sich verliebt anschauten.
"Ihr seid alle dabei zu verbluten" dachte ich.

"Ein trauriger Feiertag, nicht wahr?"
Ich drehte meinen Kopf nach rechts und schaute auf einen braunhaarigen Mann mit drei-Tage-Bart herunter. Er lächelte mich leicht an. An seinen Mundwinkeln und Bartstoppeln hängte ein wenig Milchschaum, so unmerklich, dass man denken könnte, sie gehören zu seinem Mund.
"Wie kommen du darauf?" fragte ich, ohne zurück zu lächeln. Ich war zu müde dazu. Eigentlich war ich sogar zu müde für eine Konversation mit ihm, aber seine Stimme rüttelte mich ein wenig wach und seine Präsenz zog mich irgendwie an sich.
Nun drehte ich mich mit dem Rest meines Körpers zu ihm und machte einen Schritt auf den Tisch, an dem er saß, zu. Die wärme des Kaffees drückte gegen den Becher und streichelte meine Handfläche. Ich löste ab und zu meine Fingerspitzen von der Pappe, es schien als hätte ich Angst mich zu verbrennen.

"Denkst du, diese Menschen sind glücklich?"
Ich schwieg und schaute die Leute um ihn herum müde an.
"Du kommst mir bekannt vor." Sagte er von unten hoch zu mir und mein Blick traf wieder seinen.
"Das glaube ich nicht" antwortete ich mit einem leichten Lächeln. Irgendwie schien ich ihn zu mögen. Das Gefühl ihn zu kennen wuchs aber auch in mir.
"Mein Name ist John, setzt dich doch."

Ich saß ihm gegenüber und umschloss den Kaffebecher mit beiden Händen. "Ich bin Mary, schön dich kennenzulernen John." Zwischen uns standen Rosen in einer gläsernen Vase.
Er war so freundlich, so warmherzig. Mein Engel. Mein Retter.
Ich glaube ich habe mich an einem Dorn geschnitten, ein Dorn der roten Rose.

Das berühmte GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt