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Ich befand mich in einem grauen Raum, mit zwei metallisch blauen Stühlen. Auf einem saß ich mit zusammengefalteten Händen. Der andere, leere Stuhl und mich trennte ein silberner, abgenutzter Tisch. Über mir flackerte ein weißes Licht. Ich hob meinen Blick und wanderte durch den Raum. Ich fand kein großes Fenster, was als Spiegel verkleidet war. Dafür zwei Kameras, welche diagonal zueinander in den Ecken hingen. Ich schaute mir eine davon genauer an, sah tiefer in die Linse. Ich spürte, wie mein Herz kurz aussetzte, als ich mein Spiegelbild darin erblickte. Ich hob meine rechte Hand, fast schon taub, berührte ich meine Haare. Die linke Hand tat es ihr gleich. Zwischen meinen, sonst dunkelbraunen Haaren, sammelten sich grau, fast schon weiße Haarstränen. Was ist passiert?

Auf der anderen Seite neben öffnete sich eine Tür und die Frau aus dem Auto betrat das Zimmer. Sie legte eine dicke Akte auf den Tisch ab. Ich konnte Ecken von Fotografien erkennen, die aus der Akte herausragten. "Mein Name ist Kathrin Schneider, ich bin Fallanalytikerin vom Bundeskriminalamt." sie lächelte mich leicht an und es bildeten sich kleine Falten unter ihren Augen.
Möchte sie, dass ich zurück lächle?
Ich schaute nach unten auf meine Haare, welche ich immer noch festhielt. Mein Blick wanderte weiter runter auf mein Kleid, auf das getrocknete Blut. Es war nicht mehr so hell wie als ich es zum ersten Mal bemerkte. Es war an einigen Stellen so dunkel, dass es fast schon schwarz war. Mir fiel auf, dass es an einigen stellen leicht abgebröckelt ist und einen leicht braun-rötlichen Fleck hinterließ. Ich frage mich, wie viel Zeit wohl schon verstrichen war. Im Raum waren keine Fenster oder Uhren, ich konnte die Zeit also nur an dem Blut an meinem Kleid ablesen.
"Wie ist dein Name?" sie klang vorsichtig, sie wählte ihre Worte mit Bedacht, dennoch waren ihre Worte klar. Langsam löste sich mein Blick und ich betrachtete sie nun genauer. Schulterlanges, dunkelblondes Haar schien hektisch zu einem Zopf zusammengebunden worden zu sein. Strähnen schummelten sich von allen Seiten aus dem braunem Haargummi. Sie hatte an manchen Stellen große Poren im Gesicht und einige kleine Mittesser fielen mir auf der Nase auf. Sie trug eine Aprikosenfarbende Bluse und eine schwarze Anzugsjacke.
"Weißt du wie du heißt?" sie beobachtete meine Reaktion, doch ich gab keine von mir, stattdessen betrachtete ich sie weiter. "Möchtest du nicht mit mir reden?" sie versuchte mit ihren Augen meinen Blick einzufangen. Ich ließ es zu. So saßen wir beide einzige Sekunden da. Erst jetzt ließ ich meine Haare endgültig los und legte meine Hände langsam auf meinen Oberschenkeln ab.

Mein Blick entwich ihrem wieder und wanderte hoch zu der Kamera. Ich drehte meinen Kopf ein wenig um mein Spiegelbild besser im Blick zu haben. Das Mädchen was ich dort sah ließ mich ganz ruhig werden. Sie bewegte ihren Kopf, um wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich wanderte von ihrer zu stark gepuderten Stirn zu ihren Augen. Ich nahm sie gar nicht richtig war. Ich starrte in ihre schwarzen Pupillen und blendete alles andere darum aus. Dann fragte ich: "Wie viele Menschen sehen zu?"

Das berühmte GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt