04 | Free-falling 【Cracker × shy!Reader】

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04 | Free-falling


„Glaub mir, Liebes, ich wusste es vom ersten Augenblick an. Du kannst dich noch so sehr anstrengen - du wirst vor mir niemals verbergen können, was dir durch dein hübsches Köpfchen geht", raunt er nahe an deinem Ohr, die Stimme verführerisch und dunkel - so viel dunkler, als du es von ihm gewohnt bist. Sein Atem kitzelt die feinen Härchen in deinem Ohr, während seine imposante Gestalt einen Schatten über dich wirft, der dich von der Welt abschirmt, als gebe es nur noch euch beide. Ihn und dich.
„Ich schlage deshalb vor", seine Hand wandert über deine Haut, findet zielstrebig deine Schulter, dann deinen Nacken, „wir hören ab sofort auf mit den Spielchen und du verrätst mir einfach, an was du denkst, wenn du mich mit diesen großen, ahnungslosen Augen ansiehst, obwohl wir es doch beide besser wissen", der Griff in deinem Nacken wird fester, fordernder, „Also ... Liebes ... was ist es? Was geht dir gerade durch den Kopf?"
Vergeblich versuchst du, zu schlucken, öffnest deinen Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. Deine Kehle ist ausgedörrt, Scham und Unruhe haben deine Wangen in Brand gesteckt und lassen dich viel zu häufig blinzeln.
„K-Kekse?", bringst du schließlich nuschelnd nur ein einziges Wort hervor, noch während du dich innerlich als dämlich - dämlich, dämlich, dämlich! - schaltest, das Flattern deines Herzschlages spürend, und erschauderst, als sich der junge Kommandant, begleitet von einem heiseren Schmunzeln, weiter über dich beugt, bis du seinen warmen Atem, seine Lippen an deiner Halsbeuge spürst. Die Berührung ist federleicht und doch trifft sie dich mit der Intensität eines Wetterleuchtens im dunkelsten Sturm.
„Ich ... a-also ...", setzt du ein weiteres Mal an, erneut vergebens, denn jeder Gedanke entgleitet dir genauso schnell, wie er gekommen ist. Zurück bleibt nur dein bis zum Äußersten angespannter Körper, bebend vor Aufregung und funktionslos im Nebel des ungewohnten Gefühls. Haut auf Haut.
Seine Lippen sind rau und warm, sein Duft verhüllt von wohliger Schwere, eine Melange aus Entschlossenheit und Verlangen und einmal mehr schlägt dein Herz einen rasanteren Takt an, denn allmählich ahnst du, dass sich deine Schonfrist jäh ihrem Ende nähert und eheliche Pflichten weit mehr bedeuten, als nur hübsch an seiner Seite auszusehen.
Zwar kannst du nicht leugnen, dass der Mann, dem du, zum Wohle der Allgemeinheit, versprochen worden bist, bei Weitem nicht unattraktiv und in deinem Kopf des Öfteren schon zentraler Inhalt des ein oder anderen sündhaften Gedankenspiels gewesen ist - doch ist es hierfür, für jede Form der Annäherung, für jede Berührung, jeden Körperkontakt, nicht noch viel zu früh? Immerhin kennt ihr einander kaum. Es ist unerheblich, dass ihr seit einigen Wochen einen Bruchteil eures Alltages und ein Bett miteinander teilt. Im Grunde ist er ein Fremder. Gutaussehend, mit der Stärke einer ganzen Armee und ohne Frage anziehend. Aber doch ein völlig Fremder und du selbst bist-
„So unsicher ... so unschuldig ...", schnurrt er genießerisch, deine Gedanken unterbrechend, und seine langen Finger finden ihren Weg in deine offenen Haare, „Aber ich will dir noch eine Chance geben. Das Wort, das du suchst", haucht er gegen deine Halsbeuge, ehe seine Zunge geruhsame Kreise auf deiner Haut zu ziehen beginnt, „fängt mit dem Buchstaben S an."
Großer Gott! Deine Augen weiten sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ein aufwallender Schwindel Besitz von dir ergreift, der deinen Magen und deine Gedanken in den Zustand eines viel zu hektisch rotierenden Karussells versetzt.
S", wiederholst du kurzatmig, während deine Augen ausnahmslos alles interessanter finden als dein Gegenüber und du schließlich, völlig neben dir stehend, stotterst: „Sch-Schokoladen-ke-kek-"
Da stiehlt er dir plötzlich einen Kuss.
Deinen - euren - ersten Kuss!
Prompt macht dein Herz einen unbeholfenen Hüpfer gegen deinen Brustkorb, sodass es dir für einen langen Augenblick den Atem verschlägt und du nur noch dabei zusehen kannst, wie sich die Lider deines Ehemannes schließen, während dein eigener Körper noch immer streikt. Wie versteinert verharrst du vor ihm, mit Augen groß wie Teller, fühlst seine Hand in deinen Haaren und seine Lippen auf den deinen wie einen warmen Windhauch, streichelnd, zupfend.
Überfordert ergreifen deine Finger den Stoff deines Kleides.
Du hast so einiges erwartet, wirklich, das hast du. Aber so hast du dir euren ersten Kuss nicht vorgestellt. Du hast immer geglaubt, er wäre ... nur schwer zu ertragen. Irgendwie anrüchig. Drängend und unangenehm. Nie aber hast du ihn auf diese Weise erwartet.
Es ist, als würdest du aus allen Wolken fallen.
Und nun fällst du. Du fällst und fällst, immer tiefer, immer schneller, die Welt verschwimmt vor deinen Augen, während seine Lippen dich streicheln, dich küssen und kosen, umwogen von süßer Unschuld und einer Wärme, die dir stillschweigend tausend Eide schwört, dir die Welt zu Füßen zu legen.
Bei dieser Erkenntnis werden deine Wangen noch eine Spur wärmer. Flirrende Hitze kitzelt deinen Körper, deinen Bauch und tanzt auf deiner Haut wie tausend kleine Lichtblitze.
Benommen von diesem Gefühl, beginnst du zaghaft, deine Finger über seine breite Brust zu führen, hinauf bis zu seinem Nacken, bis sich auch deine Lider schließen, aufgeregt flatternd und begleitet von einem undefinierbaren, seufzenden Laut, der ergeben über deine Lippen streift. Irgendetwas zwischen einem Jammern kurz vor dem Nervenzusammenbruch und einem Aufatmen im Taumel höchster, unerschütterlicher Euphorie. Mitten im freien Fall.



~ 850 Wörter (Oneshot)

Paper Planes: All in a tumble [One Piece • Drabble- & Oneshot-Sammlung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt