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Die Tage wurden düster und der Wind wurde stärker, die Kälte nagte an unseren Kräften und der erste Schnee würde bald fallen.

Das Training mit den Burschen wurde härter, doch jeder der Junge entwickelte sich gut. Sie wurden stärker und sicherer in ihrem Handeln. Sie befolgen meine Befehle ohne widerworte.

Jedoch waren die anderen dem jungen Jeon Jungkook weit voraus. Wie sehr ich mich auch bemühte, er schaffte es kaum die Auflagen zu erfüllen. Meine Geduld mit ihm ließ langsam nach und ich spiele mit dem Gedanken den Jungen einfach wieder nachhause zu schicken. Natürlich war dies nicht möglich, im Krieg kümmerte es wenig, ob einer von vielen stab oder nicht. Jeon Jungkooks Schicksal war damit also bereits besiegelt. Er würde es nicht einen Tag auf dem Schlachtfeld überleben, wenn ihm die Waffen zu schwer waren und die Stiefel ihn hinderten zu laufen.

Normalerweise gab ich nicht schnell auf, aber Jeon Jungkook war wirklich eine Herausforderung für mich.

Es war bereits später Nachmittag und die Jungen trieben sich in ihren Zimmer herum oder auf den Fluren der großen Gebäude.

Mein Weg jedoch führte mich geradewegs in den dritten Stock, im sechsten Block, im Hinterhof.

Mit schellen Schritten eilte ich die Treppen hinauf.

Der sechste Block war einer von Zwölf Blöcken. Normalerweise hielten sich hier die jüngsten Jungen auf. Damals wurde ich auch in den sechsten Block einquartiert.

Ich verschränkte meine Arme hinter dem Rücken und lief durch den Flur, auf der Suche nach Zimmer 433.

Meine Augen erblickten das kleine Zimmer Schild mit der Nummer 433 am Ende des langen Flures.

Ich räusperte mich bevor ich vor der Tür stehen blieben und klopfte. Ich hob meine Brust und mein Kopf und mir etwas mehr Ansehen zu verleihen, auch wenn ich wusste das es bei Jeon Jungkook eigentlich nicht nötig war.

Ich hörte wie der Schlüssel in der Tür knackte und die Tür einen Spalt geöffnet wurde. Ich sah wie ein kleines braunes Augen durch den Spalt lugte.

"Oh Sir." Hörte ich die leise Stimme des Jungen, bevor die Tür weiter geöffnet wurde.

"Warum verstecken Sie sich , Jeon?" fragte ich, als der Braunhaarige sich hinter der dunkel braunen Tür zu verstecken schien.

Jungkook biss sich leicht auf die Lippe und murmelte unverständlich. Trotzdem öffnete er die Tür und schaute etwas verschämt zu Boden.

"Ich habe nicht mit ihrem Besuch gerechnet."  sagte Jungkook eilig und tippte mit seinem Schuh ungeduldig auf den gefliesten Boden.

Ich musterte den jungen Soldaten, der mit einem langen, weißem Hemd vor mir stand. Sein Hemd war viel zu groß und an dem Ärmel klebte etwas, was wie Blaue Farbe aussah. Seine Hände waren mit Bunter Frabe überzogen und sein Gesicht zierte ein Gelben Streifen an der Linken Wange.

"Wie schauen Sie denn aus?" fragte ich verwundert und etwas verärgert.

Jungkook schaute immernoch auf den Boden und zuckte mit den Schultern.

"Also-... Ich Zeichne." sprach er leise und wich ein paar Schritte zurück, weiter hinter die Tür.

"Was Zeichnen Sie?" erwiderte ich und stämmte meine Hände in die Hüfte.

"Sie können es sich anschauen, Sir." murmelte Jungkook und hob sein Kopf.

Ich nickte, da ich etwas neugierig geworden war. Ich trat durch die Tür, als Jungkook diese ganz öffnete. Ich zog meine Augenbrauen hoch als der Soldat mich durch seine völlig unaufgeräumt Räumlichkeiten führte.

Der Junge drehte sich zu mir rum und lächelte schief bevor er sich auf einen hölzernen hocker nieder ließ.

"Was genau soll das darstellen?" fragte ich und runzelte die Stirn, während ich mich etwas über den Soldaten beugte. Ich erkannte nur Striche und Punkte auf einer Leinwand verteilt.

Jungkook zuckte mit den Schultern" Das ist nicht so gut geworden, Sir." murmelte der Junge und warf mir ein Blick zu.

"Zeichnen Sie normalerweise etwas anderes?" hinterfragte ich und räusperte mich.

Sofort bückte sich der Braunhaarige und griff unter den Hocker. Er hielt ein Buch aus Leder in der Hand und tippte auf den Einband" Ja schauen Sie." sprach er daraufhin und schlug die erste Seite auf.

Das erste Bild zeigte eine etwas ältere Frau. Sie lächelte und trug einen Hut, der ihre Haare bedeckte" Ihre Mutter?" fragte ich und bekam ein nicken als Antwort.

Seine Zeichnungen sahen nicht schlecht aus. Besser als das gekritzel auf der Leinwand.

"Wie dem auch sei, deswegen bin ich nicht hier." erhob ich meine Stimme.

Jungkook drehte sich um, so dass er mir nun nicht mehr den Rücken zukehrte. Erwartungsvoll schaute er mich mit seinen großen, braunen Augen an.

"Ich möchte, dass sie absofort jeden Morgen um Punkt 5 Uhr auf dem Hof erscheinen, Jeon." erklärte ich.

"Haben sich die Zeiten geändert?" entgegnete der Braunhaarige.

Ich schüttelte den Kopf"Nur für dich."

"a-aber wieso? Ich bin doch jeden Morgen pünktlich um 6 Uhr  da." murmelte Jungkook und schmollte ein wenig.

"Ihr Training läuft nicht optimal, nett ausgedrückt, Jeon." sagte ich mit leicht zorninger Stimme, da er sich an meine Regeln zu halten hatte und nicht ständig alles hinterfragen sollte.

Jungkook nickte bloß stumm und schaute wieder auf den Boden.

"Schauen Sie mich an Jeon Jungkook." befahl ich und widerwillig hob der Junge seinen Kopf. Ich kam etwas näher und legte meine Hände an den Kragen seines Hemdes" Das nächste mal, möchte ich das Sie mich nicht in so einem aufzug empfangen." sprach ich und knöpfte sein Hemd bis zum letzten Loch zu" Sie sind hier nicht daheim." meinte ich und warf ihm wieder ein blick zu.

Jungkook nickte" Wird nicht wieder vorkommen, Sir." sagte er eilig und schaute zu mir hoch.

Für einige Sekunden trafen sich unsere Blicke, meine Hände verweilten an dem Kragen seines Hemdes.

Jedoch glitten meine Hände an ihm hinunter und ich löste schnell mein Blick von ihm.

"Morgen, 5 Uhr." wiederholte ich mahnend und kehrte dem Soldaten den Rücken zu.

𝕾𝖔𝖑𝖉𝖎𝖊𝖗¦ ʲʲᵏ ˣ ᵖʲᵐWo Geschichten leben. Entdecke jetzt