Schon wieder so ein Tag denke ich mir, an dem es nichts zu tun gibt...
Was soll jemand wie ich, Teddy Lupin, auch groß in dieser Welt zu tun haben. Als ich irgendwann verstanden hatte, dass es für mich keinen Vater und auch keine Mutter gibt, und auch nie werden gibt, dachte ich, dass ich wenigstens Antworten bekomme. Antworten, auf all diese Fragen. Oma hat mich nie im Stich gelassen, aber hätte sie nichteinmal erzählen können, was Mum und Dad passiert ist. Warum ich nicht bin wie all die anderen. Warum ich keine Freunde habe. Und das ist ja bei weitem noch nicht alles.. Wie oft hab ich Grandma gefragt, warum ich seit ich 5 bin einen Heißhunger auf Steaks habe oder wie sich meine die Farbe wechselnden Haare erklären lassen. "Du bist besonders, Teddy. Das wird dir früher oder später auch alles noch was nützen, glaub mir." Mittlerweile frag ich gar nicht mehr danach, wozu mir blutige steaks und Haare, die manchmal wie aus dem Nichts die Farbe wechseln, nutzen sollen. Aber wenigstens sind jetzt erstmal Sommerferien, sodass ich die Spottereien aus der Schule nicht mehr ertragen muss, zumindest für ein paar Wochen. Wie schön es nur wäre, einen Freund zu haben, einen wirklichen Freund. Während ich in der Küche Grandma helfe, den Tisch zu decken, fällt mir etwas äußerst ungewöhnliches auf: Eine Eule hat sich außerhalb unseres Hauses platziert, scheinbar mit einem Brief im Schnabel. Desto länger ich zu ihr hin gucke, desto mehr sagt mir mein Gefühl, dass dieser Brief, wenn es denn einer ist, für mich bestimmt ist. Als ich Grandma darauf aufmerksam mache, sagt diese nur, als hätte sie diesen Moment schon seit langem erwartet: "Ah, da ist ja der Brief!" Und weiter zu mir gewandt: "Geh ruhig hin, Teddy, ich glaub der ist für dich". Nach langer Zeit sehe ich Grandma mal nochmal lächeln, ja sogar fast lachen. Mir erscheint es zunächst lächerlich einer Eule einen Brief aus ihrem Schnabel zu ziehen, doch als ich rausgehen, scheint sie mich schon zu erwarten. Sie nickt mir sogar aufmunternd zu, so sieht es aus, wie um mich zu ermutigen. Als ich den Brief in die Hand nehme, sehe ich ein Siegel, wie ich es noch nie gesehen habe. Auf diesem roten Siegel steht geschrieben: "Hogwarts" und darunter mein Name und meine Adresse. Viel zu neugierig darüber, wer mir einen Brief sendet und vor allem aus welchem Grund, vergesse ich das merkwürdige Siegel mit dem komischen Namen und reiße den Brief auf.Sehr geehrter Mr. Lupin,
Hiermit möchten wir Sie zu Ihrem ersten Schuljahr auf der Hogwarts-Schule für Zauberei und Hexerei einladen. Wir freuen uns Sie am 1. September als werdenden Zauberer in unserem Schloss willkommen heißen zu können. Sie sind nicht dazu verpflichtet, von Ihrem Schulrecht Gebrauch zu machen, allerdings sehen die Regularien vor, dass Sie als zauberfähiger Bewohner Englands, die Chance erhalten, dieses Angebot wahrzunehmen. In der Annahme, dass Sie Ihrer Ausbildung zum Zauberer schon längst entgegenblicken, die Bitte bezüglich einiger Dinge....."GRANDMA, was schreiben die da, was soll das, ich meine, Zauberei, Hogwa.. - Was-, das.... Was?!" "Nur langsam, Teddy, jaja Hogwarts und Zauberei, jetzt setz dich erstmal, ich muss dir einiges erklären." Ich kann in diesem Moment nicht verstehen, warum sie so unglaublich selbstzufrieden wirkt und dabei noch lächelt und werde lauter, als eigentlich gewollt:"Warum soll ich mich setzen, was soll das?! Ist das alles ein Trick, damit es mir auch mal gut geht?! Und jetzt denkst du, wenn du ein bisschen lächelst, dann wird alles gut... Ich bin eine Missgeburt, das sagen sie doch alle. Da bringt es nicht irgendwelche Fantasiewelten zu erfinden, um mir gute Laune zu machen, was soll das hier alles?!?!" Doch irgendwas an Grandmas Blick und daran, dass sie mich, als hätte sie es fast erwartet, seelenruhig aussprechen lässt, zeigt mir dass es nicht nur ein Spiel ist. Sie wartet einfach ab und bleibt zunächst ruhig.."Ich verstehe das einfach alles nicht, bitte sei ehrlich, was soll das alles?" Grandma scheint es nun noch besser zu gehen, als sie sieht, dass ich wahres Interesse zeige. "Du bist ein Zauberer, Teddy, das soll das. Wie es in dem Brief steht, bist du anders veranlagt als all die Kinder auf deiner bisherigen Schule, weshalb sie dich auch so sonderlich fin.." "SONDERLICH, DU WEIẞT WAS SIE ZU MIR SAGEN!!" Alleine das sie jetzt versucht, diese Sachen kleiner zu reden, als sie sind, macht mich rasend. Doch Grandma fährt ruhig, allerdings mit etwas mehr Strenge fort: "Ich weiß was sie zu dir sagen, Teddy, nur jetzt ist es wichtig, dass wir dieses Thema beiseite lassen und vor allem dass du mich ausreden lässt. Verstanden?" Die Neugier überwältigt mich fast, also nicke ich nur. "Gut, danke dafür.. Wie ich schon oft sagte, Teddy, bist du genau wie dein Vater, deine M-M-Mutter und ich etwas besonderes", es ist das erste Mal seit langem, dass Grandma über Mum und Dad redet, ihre Stimme bebt plötzlich ein wenig. "Das heißt sie waren das auch, Zauberer oder Hexen und du... Auch?!" "Ja Teddy, das war ich, doch als deine Mutter umkam, verlor ich meine Zauberkraft, sowas passiert durch schwere Verluste." "Aber wieso hast du mir nie davon erzählt" will ich wissen. "Ich konnte es schlichtweg nicht, mir war klar, dass der Brief kommen würde, aber der Schock über all das, deine Eltern..." "Aber du hättest es mir sagen müssen, immerhin bin ich dann ja doch nicht nur sonderlich". Jetzt empfinde ich das Wort als lange nicht mehr so schlimm wie vorhin, eher ist es mit einem Gefühl, welches Stolz am nächsten kommt, verbunden. "Und selbst wenn, ist es auch nichts schlimmes. Denn merke dir eines Teddy, dem Strom nachschwimmen kann jeder, aufzustehen und Dinge zu tun, die nicht jeder machen würde, das macht uns aus. Ungewöhnlich sein ist bei weitem keine Schande, merke dir das." Die Worte gehen in dem Moment mehr oder weniger an mir vorbei, in Gedanken bin ich schon in Hogwarts, einer neuen Welt, einer neuen Chance, endlich irgendwo dazugehören. In den folgenden Tagen durchlöchere ich Grandma mit Fragen über Hogwarts, versuche auch nochmal bei meinen Eltern anzusetzen, was leider nicht so erfolgreich verläuft. Am Anfang bin ich wütend und schreie Grandma sogar an, weil ich endlich was über meine Eltern erfahren will, was ich auch als mein gutes Recht sehe. Aber ich merke auch wie es ihr Schwierigkeiten macht, also halte ich mich etwas zurück. In den gesamten Ferien lese ich mir immer wieder durch, was ich alles noch für mein erstes Jahr in Hogwarts besorgen muss:
Schüler der 1. Klasse benötigen:
1 Zauberstab
1 Kessel
1 Teleskop
1 Waage aus Messing
1 Paar Schutzhandschuhe
2 Umhänge (schwarz)
1 Haustier (Katze, Eule, Kröte)Und folgende Bücher:
Neville Longbottom - "Arbeit mit Kräutern und Pflanzen leichtgemacht" (Teil 1)
.....Immer wieder lese ich mir die Liste durch und freue mich unglaublich auf den näherrückenden Einkaufstag in der sogenannten "Winkelgasse". So heißt wohl die Shoppingmall der Zauberer. Der Gedanke, dass es Gründe dafür gibt, dass meine Haare ihre Farbe wechseln, dass ich nicht völlig alleine bin, lässt mich sogar fast die ganzen Fragen zu Mum und Dad vergessen. Doch ich schwöre mir und hoffe inständig, dass ich in Hogwarts mehr über sie erfahren werde. Ich muss einfach wissen, warum sie so früh gestorben sind und wie es überhaupt dazu kam. Warum war es so ein Riesenschock für Grandma. Ich in hin- und hergerissen zwischen Euphorie und dem Gedanken, dass ich zwar irgendwo hingehöre, aber keine Ahnung von dieser Welt habe.
Als wir uns am letzten Augustwochenende endlich aufmachen zur Winkelgasse, kann ich dort angekommen, meinen Augen nicht trauen. Sowas schönes habe ich einfach noch nie erlebt und in dem Moment, als ich all die Leute mit ihren Spitzhüten und langen Umhänge sehe, weiß ich, dass ich hier viel eher hingehöre als in meine alte Schule voller "Sonderlicher". Und schon muss ich das erste Mal in meinem Leben einfach nur freudig und herzhaft loslachen.

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Ted Lupin - Auf der Suche nach sich selbst
FanfictionNachdem Ted Lupin bei seiner Großmutter aufwächst und nach und nach erfährt, dass seine besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten auf das Wesen seiner Eltern zurückzuführen sind, fängt er an sich immer mehr zu fragen, was wirklich mit seinen Eltern g...