P.O.V Neyra
Ich komme wie immer erst spät abends nach Hause und kicke meine Schuhe in den Flur. Mir ist es egal, dass meine Mum übersensibel ist, was dieses Thema angeht und dass unsere Haushälterin durchdrehen wird, wenn sie sieht, dass meine Sneakers zudem auch noch voller Schlamm sind.
Schnell sehe ich auf meine Uhr. 03:34 Uhr, knappe 3 Stunden Schlaf sollten reichen, um den späteren Tag zu überstehen. Einen Moment lang überlege ich, ob ich die Schule morgen nicht einfach schwänzen soll, doch ich entscheide mich, die tägliche Qual auf mich zu nehmen. Wenigstens ist Ash dort, an dem ich meinen Frust auslassen kann. Nachdenklich krabble ich unter meine Decke und gestatte es mir, über den Nerd nachzudenken. Eigentlich sieht Ash gar nicht so schlecht aus, wenn er sich endlich einmal von seinen Kindergartenklamotten verabschieden würde. Dann noch ein bisschen Fitnesstudio und er würde nah an meinen besten Freund rankommen...
Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich mir Ash oberkörperfrei vorstelle und schäme mich sofort dafür. "Es ist Ash, also bitte Neyra", murmle ich zu mir selbst und verbanne ihn sofort in die hinterste Ecke meiner Gedanken.
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"Neyra!", höre ich meinen Namen und stöhne innerlich genervt auf. Die quietschige Stimme von Chayenne, der so ziemlich größten und billigsten Tusse auf der Welt, würde ich überall wieder erkennen. Genervt drehe ich mich zu ihr um und mustere ihr knallpinkes Outfit. Ihre barbiepinken Lippen grinsen mich hämisch an und ihr Blick verrät mir, dass es gleich einen Bitchfight geben wird. Kritisch hebe ich eine Augenbraue und sehe ihr in ihre viel zu übertrieben geschminkten Augen. Ein Wunder, dass sie bei diesen Wimpern noch was sieht. "Chayenne...", sage ich und spucke ihren Namen mit ganz viel Langeweile aus.
Die Blondine klimpert mit ihren Wimpern und ich muss mich zusammennehmen, um mich nicht zu übergeben. "Was hälst du von einer Wette?", fragt sie und sieht mich herausfordernd an. Mein Blick wird noch ein Stück kritischer und ich sehe sie an. Was will dieses Mädchen von mir? "Hör zu, ich habe keine Ahnung wieso du mit mir eine Wette eingehen willst, aber mir wird das zu dumm. Ich verschwende meine Zeit nicht mit einer Puppe wie dir, die sich ihre Lippen aufgespritzt hat", meine ich und gehe arrogant an ihr vorbei. Natürlich weiß ich, dass sie sich ihre Lippen nicht aufgespritzt hat, doch bei ihrem ständigen Duckface wäre das kein Wunder.
Kaum gehe ich zwei Schritte an ihr vorbei, rieche ich ihr penetrantes Parfüm wieder neben mir, woraufhin mir fast schlecht wird.
"Naja, ich habe dir etwas entwendet, was dir dein Image gehörig verderben könnte", sie hält mir mit ihren knallpinken Krallen eine schnulzige Romanze vor die Augen und ich sehe sie ausdruckslos an. "Und?", frage ich entspannt, obwohl ich erkenne, dass es mein Buch ist.Ja, ich habe eine Schwäche für Romanzen und ziehe sie mir heimlich hinein, da ich genau weiß, da mir das niemals passieren wird. Alle gehen immer davon aus, dass ich mir die Jungs sofort kläre, sie um meinen Finger wickele und ihnen dann das Herz breche, wenn sie mich langweilen, was ja auch in einer gewissen Art und Weise stimmt, doch niemand geht davon aus, dass auch einmal ein Mensch wie ich mein ganz eigenes romantisches Märchen erleben möchte. Und deshalb lese ich unlogische Romanzen, von denen man ganz genau weiß, wie sie ausgehen und dass sie so niemals in Kraft treten können, nur damit ich mich danach über sie aufregen und sie in den Sperrmüll werfen kann. Ein unglaublich befreiendes Gefühl.
Nun zeigt mir Chayenne ihre schneeweißen Zähne und ich verdrehe genervt meine Augen. "Ich habe sogar Beweisfotos, dass du dieses Buch liest", sie scrollt auf ihrem Iphone die Fotos durch und ich tue es mir gar nicht an, einen Blick auf die dutzende Selfies zu werfen, die sie mit einem viel zu großen Ausschnitt zeigen. Als ich auf das Display blicke und mich selbst mit dem Buch auf dem Schoß sehe, bekomme ich natürlich schon etwas Sorge.
"Na gut, was willst du, Mieze?", frage ich sie und sehe sie ungeduldig an. Gewinnerisch grinst mich Chayenne an und ich würde ihr am liebsten dieses Lächeln aus ihrem Gesicht schlagen. Am besten mit zwei Zähnen dazu....
"Ash", kommt es aus ihrem Mund und meine Mimik verändert sich kein bisschen. "Ash was? Du weißt, dass ich ihm schon alles mögliche angetan hab? Langsam werde ich unkreativ", meine ich gelangweilt.
"Du sollst ihn etwas fühlen lassen", meint sie nur grinsend und ich beginne laut zu lachen. "Mädchen, ich habe ihn so einiges spüren lassen, also sag mir endlich, was du willst."Das Lächeln von Chayenne wird nur noch breiter und sie grinst mich weiterhin an.
"Naja, aber sicher nicht Liebe. Wenn du es nicht innerhalb von einem Monat schaffst, dass er sich in dich verliebt, dann ist dieses Foto online, und dies für immer", mit diesen Worten stolziert sie an mir vorbei und ich sehe ihr hinterher.
Denkt sie wirklich, dass mich ein Foto stört, auf dem ich ein Buch lese? Mein Gott, habe ich etwa keine Rechte oder was?
Aber stattdessen denke ich darüber nach.
Ich habe ihm schon echt viel angetan, aber ihn zu verarschen, sodass ich ihm sein kleines Herz brechen kann, ist auch mal was neues.Als sie sich noch umdreht und mir gehässig zuwinkt, muss ich mich stark beherrschen, um nicht loszulachen. Sie glaubt doch echt, das setzt mich unter Druck. Doch als ich genauer darüber nachdenke, bemerke ich, dass das wirklich mein Image zerstören könnte. Ich könnte ausgelacht werden, statt dass ich das für andere übernehme!
Frustriert seufze ich auf und lehne mich an eine Wand. Mein Blick ist auf den Boden gerichtet. Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich so etwas wie Reue und Mitleid. Klar, habe ich Ash immer geärgert, doch mit ihm zu spielen, wäre mir nie in den Sinn gekommen... andererseits will ich nicht, dass dieses Foto im Internet landet und dort seine Runden dreht. Und es ist nur Ash, ich meine, wie schlimm kann das schon werden? Nach diesem Monat lasse ich ihn fallen, kann Chayenne verprügeln, wenn sie dieses Foto nicht löscht und dann wird alles wieder gut.
Plötzlich höre ich ein Räuspern vor mir. Ein verunsichertes Räuspern, welches gleichzeitig auch so scheint, als soll es selbstbewusst klingen und da weiß ich, dass es Ash ist, der vor mir steht.
~Z
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Different *abgebrochen*
Teen FictionIn der Junior Klasse einer Highschool zu sein, bedeutet nicht unbedingt alles, was man sich aufgrund zahlreicher Geschichten vorstellt. Wir haben weder die Ehre, von besonderen Lehrern unterrichtet zu werden noch einen in Lederjacke umhüllten Badboy...