Ein gebrochener Mensch.

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Laute Musik dröhnt in meinen Ohren.

Die Luft ist dutzende Male ein- und ausgeatmet worden, lässt zu wünschen übrig.
Ich versuche mich von der Enge nicht zu beirren, mich zum Beat bewegend.
Meine Haut ist von einem Schweißfilm überzogen.

Das Lächeln, das so eben mein Gesicht geziert hat, verschwindet. Verschwindet bei dem Anblick. Dem Anblick eines gebrochenen Menschen.

Intuitiv hatte ich schon Sekunden vorher zu ihr geschaut, wie sie sich mit einem Freund unterhält und mein klarer, nüchterner Verstand hatte die vorerst minimale Veränderung ihrer Mine direkt merken können, bevor sie dann von überwältigenden Emotionen eingeholt wurde.
Als wären sie eine riesige Welle, die aus dem Nichts hervorspringt und alles, was sich so eben noch am Strand befunden hat, in der Rückwärtsbewegung mit sich zieht und ohne Rücksicht im dunklen, unendlichen Ozean verschwinden lässt.

Wie selbstverständlich bahne ich mir den Weg zu ihr und nehme sie in den Arm. Die ersten Tränen fallen. Das Fallen geht über ins Fließen. Und sie fließen und fließen und fließen.

Ich versuche es nebenbei mit ein paar Worten in dem Versuch sie beruhigen zu können, aber keine Chance. Ich merke, wie in mir das Gefühl der Überforderung groß wird, die Verantwortung ragt über alles empor.

Wie verhält man sich gegenüber einem Menschen mit einem gebrochenem Herzen unter Alkoholeinfluss, während dir klar wird, dass die Tränen so schnell kein Ende nehmen werden?

Ich habe keine Vorstellung davon, was sich alles bei ihr an Gefühlen und Emotionen angestaut haben muss und im nüchternen Zustand sind wir besonders gut darin so etwas in die hinterste Ecke des Gehirn zu verbannen, weil wir damit nicht umgehen können.

Kurze Sätze, wie "Bitte lass mich nicht alleine", als ich ihr Wasser bringen möchte, oder "Ich verstehe das alles nicht" und "Es tut so weh" lassen nur erahnen, inwieweit der Schmerz und die Verlorenheit in ihr dominieren.

Und vermutlich zum ersten Mal verstehe ich.

Ich verstehe, warum es Menschen gibt, die so eine Heidenangst haben. Angst sich zu öffnen. Angst sich auf eine andere Person einzulassen. Angst vor der Liebe.

Es wurde mir zurück ins Bewusstsein geholt, wie verletzlich uns doch eine Verbindung mit einem Menschen macht.
Wir gehen damit ein Risiko ein.

Es spielen wahrscheinlich viele mit der Frage, ob es das wert ist.

Um es kurz zu halten: Ja, ist es.

Wir versprechen hier von Liebe. Der größten Macht auf der Welt.

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