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➳ Kapitel 01

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»Du wirst hier eine Weile verbringen«, erzählte er mir und legte die Plastiktüte auf dem Boden ab. Ich starrte den Mister an, welcher einen perfekt sitzenden roten Anzug trug und dazu eine schwarze Fliege.
Ich musterte ihn wie gebannt und konnte jegliche Ähnlichkeiten mit Thiago nicht erkennen. Als hätte er meinen Blick bemerkt, lachte er tonlos. »Bin ich denn so attraktiv, dass du mich mit deinen Blicken aufisst?«
Ha, genau.

»Mein Zeh ist attraktiver als deine Visage, verfickter Bastard«, spuckte ich die Wörter aus und erdolchte ihn mit meinen Blicken.

Rückblende vor Stunden

»Mummy, wohin fliegen wir?«, fragte meine kleine Nichte und schaute ihre Mutter mit funkelnden Augen an. »In den Urlaub, Mäuschen«, antwortete Cassidy ihr und bückte sich zu ihrer fünfjährigen Tochter Hazel herunter. »Was ist das?«, sprach sie ihre nächste Frage aus und musterte mich nun. Ich schüttelte ab und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie sollte ja nicht wissen, dass sie abhauten.

Cassidy hustete falsch und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute sie fragend und verwirrt zugleich an. Mit einer schnellen Kopfbewegung machte sie mir klar, dass sie sprechen wollte. Also stand ich auf und ging mit ihr raus in den Flur. »Also, passt alles?«, erkundigte ich mich bei ihr und schaute ihr nachdenklich ins Gesicht. Eilig nickte sie. »Alles passt. Wir haben unsere Pässe, unsere Flugtickets und schon alles gepackt«, zählte sie auf und ich nickte aufmerksam mit. »Und wo liegt das Problem?«, erwiderte ich und sie verdrehte gleich ihre Augen.

»Thiago hat überall seine Männer und dazu brauch ich deine Hilfe. Wie du weißt, wird das Haus von allen überwacht und du musst dazu... dich als mich ausgeben!« Sofort schüttelte ich meinen Kopf. »Nein, den Rest musst du alleine erledigen! Ich habe wirklich-«

»Verdammt willst du, dass ich sterbe?«, zischte sie sauer und fuhr sich mit der Hand durch ihre kurzen, schwarzen Haare. Ich atmete genervt aus. »Nein, natürlich nicht. Aber Cassy, wie soll ich das tun? Ich sehe ganz und gar nicht wie du aus und habe kein Kind!«

»Ich weiß und das alles hab ich mir genau überlegt!« Und ich schaute sie wartend an. Sie sollte mir alles erzählen. Sie sollte mir unseren geschmiedeten Plan vollkommen erklären und sich dann aus dem Staub machen. Sie und ihre Tochter sollten frei sein. Frei wie Vögel.

»Also hör mir jetzt genau zu...«, fing sie an und meine ganze Aufmerksamkeit war auf ihr. Obwohl ihr Plan schief gehen könnte, versuchten wir es. Wir zogen uns an und machten alles bereit. Ich hielt ein Kind an der Hand, das meiner Nichte ähnlich aussah und lächelte das Kind an. »Also... wir werden einfach rauslaufen, okay?«, erklärte ich und das Kind nickte. Das Kind war ganz leicht reinzukriegen. Eine Freundin von Cassidy hatte uns das Kind gebracht und befand sich nun im Wohnzimmer. Sie würde auf mich warten und dann erst gehen.

»Okay, ihr geht raus und läuft in irgendeine Richtung«, befahl mir Cassidy, die an einer Hand Hazel hatte und in der anderen Hand eine große Reisetasche, worin alles sich befand. Ungefähr 10.000€ befanden sich darin und deren Kleidung. Sie würden irgendwo ein ganz neues Leben anfangen und sie würden endlich frei sein. Sie würden alles tun können, was sie wollen und würden nicht mehr von Thiago zu gezwungen würden. Ach ja, Thiago war mein Schwager.

Bis meine Schwester die Scheidung eingereicht hatte und sich alles verschlimmerte. Thiago war gegen die Scheidung gewesen und damit waren sie immer noch verheiratet. Dennoch lebte meine Schwester bei mir und versuchte sich von ihm zu schützen.

Mi CorazónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt