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➳ Kapitel 04

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Ich weitete schockierend meine Augen und setzte mich sofort auf, ohne nachzudenken, und sofort stöhnte ich schmerzvoll auf, als ich meine Hand bewegt hatte.
»Du bist Thiago's Bruder?«, ich schüttelte fassungslos meinen Kopf und konnte es nicht fassen. »Ja, ich bin Adrían Juarez«, erwiderte er mit seinen mächtigen braunen Augen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und wendete den Blick ab.

»Hazel ist meine Nichte, genauso wie deine... aber ich möchte sie hier bei mir haben.« Durchgehend schüttelte ich meinen Kopf nach seiner Bitte. »Ich will, dass es ihr gut geht und sie wird sich bestimmt nicht neben dir wohl fühlen, oder?« damit merkte ich auf meine Hand auf und spannte mich automatisch an.

Adrían lehnte sich gegen den Stuhl und verschränkte seine Arme ineinander. Sein Shirt schmiegte sich an seine muskulöse Brust, auf die ich wie fixiert starrte und meinen Blick nicht davon ablösen konnte. Kurz schüttelte ich bewusst meinen Kopf und sah zu ihm. »Woher willst du das wissen?«

Eindringlich sah er mir tief in die Augen. Mir wurde nervös und sofort schaute ich weg. Dabei bildete sich eine große Wut in mir, die ich gegenüber ihm verspürte. »Das ist doch klar«, zischte ich los. »Bist du blind oder siehst du meine Hand nicht? Es ist wegen dir, alles wegen dir! Nur weil du Hazel willst und ihr Onkel bist... wow, was ein Bastard Onkel!«, schrie ich zornig.

»Lass deine ganze Wut raus, am Ende wirst du eh sterben«, lachte er provokant und stand auf. Er richtete sich kurz und steckte eine Hand in seine vordere Hosentasche. Ich spuckte auf den Boden und kniff meine Augen zusammen. »Unhöfliche Manieren.«, kommentierte er mal wieder und dann hörte ich seine Schritte - dann schloss sich die Tür. Und dann schrie ich laut auf. Die Tränen kamen in mir hoch und mit verschwommener Sicht nahm ich nicht den Blick von der Tür. »Bastard!«

Ich brüllte viele weitere Beleidigungen, mit der Hoffnung, dass er sie hören würde. Ich hasste den Kerl. Ich hasste diesen verdammten Onkel von Hazel. Und ich wusste, ich würde ihm nichts erzählen. Ich wollte meine Nichte vor diesem Psychopathen beschützen.

****

Plötzlich ging die Tür auf und abrupt weiteten sich meine Augen. Ein kleiner Junge, der einen Teddybär zwischen seinen Arm und seiner Taille eingeklemmt hatte, tapste mit seinen Pantoffeln her. Seine braunen, kleinen Knopfaugen musterten mich und ein komisches Gefühl umhüllte meinen Körper.

»Wer bist du?«, stellte ich gleich die Frage.

»Enzo.« Er stand nun vor mir und lächelte süß. Ich schaute auf seine wuscheligen Haare und wollte sie sogleich anfassen. »Und du?«, erwiderte und setzte sich auf den eiskalten Boden. Ich lächelte gezwungen. »Zara«, antwortete ich kurz und knapp und beobachtete ihn weiterhin. Er sah mich von unten bis oben an und musste meine schmutzige Kleidung bemerkt haben. Sein Blick blieb aber bei den Fesseln hängen und er runzelte verwirrt die Stirn.

Der Kleine stand auf und fasste an die Fesseln, welche gleich ein klirrendes Geräusch von sich gaben. Er schaute mich verwirrt an und legte seinen Kopf schräg. Ich wusste was er damit meinte. »Das sind Fesseln«, beantwortete ich ihm seine unausgesprochene Frage. »Fesseln«, wiederholte er das Wort und nickte kurz überrumpelt. Und dann ging er winzige Schritte zurück und ließ sich vor mir auf den Boden fallen. Er setzte sich im Schneidersitz vor mich hin und legte den Teddybären zwischen seine Beine.

Ich lächelte und beobachtete ihm dabei wie er mit seinem Teddybären anfing zu spielen. Er hob die Arme des Teddys und gab Laute von sich. Er murmelte etwas Unverständliches. »Wie heißt er?«, wollte ich wissen und Enzo hob seinen Blick. Er zuckte mit den Schultern. Ich vergrößerte meine Augen und schaute ihn gespielt schockiert an. »Was? Du hast keinen Namen für den Kleinen?« Enzo nickte. Kurz darauf zeigte er mit seinem Zeigefinger auf und ich runzelte die Stirn.

»Dein Name«, murmelte er und seine kindliche Stimme zauberte mir Wärme ins Herz.

Und erst jetzt verstand ich was er von mir wollte. »Mein Name ist Zara«, erwiderte ich und die Augen von Enzo fingen an zu leuchten. »Zaza!«, sagte er voller Elan zum Teddy und ich musste auflachen. Er hatte wirklich seinen Teddy fast nach mir benannt. Eine Weile saßen wir gegenüber voneinander und lächelten uns einfach an. Wir sprachen nicht viel oder gaben uns die Hände, oder spielten Spiele. Denn alles war hier unmöglich, außer das Sprechen. Dass der Kleine vor mir saß, war schon schockierend genug.

»Was machst du eigentlich hier? Das da draußen sind alles böse Männer, du solltest hier aufpassen«, kam ich wieder zum Gespräch und schaute ihn besorgt an, was er mit einem Lächeln erwiderte. »Papas Freunde sind nett!«, widersprach er mir. Automatisch weiteten sich meine Augen und ich ließ die Information in mein Gehirn weiterleiten. Einer der Typen in dem Haus war sein Vater und die Frage wer es war. Ich hatte eine Befürchtung, dass es dieser Adrían ist, doch andererseits wollte ich an etwas anderes glauben.

»Adrían Juarez!« Ich hustete plötzlich los und fühlte mich so als würde ich ersticken. Mein Hals wurde zugeschnürt und meine Kehle fühlte sich auf einmal so trocken an. Enzo schaute mich verwundert an und ich schüttelte ab. »Alles gut«, krächzte ich immer noch schockiert und schloss für einen Moment die Augen.

Doch genau in diesem Moment wurde die Tür stürmisch geöffnet und ein aufgebrachter Mister stand an der Tür. »Cabrito!« Er marschierte zu uns und ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen. Wie verzaubert musterte ich seinen roten Anzug, welcher wieder perfekt an ihm saß. Diesmal hatte er dazu ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. (Kleiner)

Er hockte sich runter und strich über den Kopf des Kleinen. Er flüsterte ihm etwas zu, wodurch der Kleine sofort den Kopf schüttelte und anfing zu lachen. Und Adrían Juarez erwiderte sein Lächeln. Obwohl ich es nur von der Seite mitbekam, gewann es mein Herz für sich. Sein sorgenfreies, unbeschreibliches Lächeln bahnte sich in mein Gehirn ein und kam nicht mehr raus. Er hatte leichte Grübchen auf den Wangen und genau als ich mir sein Lächeln näher betrachten wollte, drehte er seinen Kopf zu mir, mit einer eiskalten Miene.

»Was hast du ihm angetan?«, zischte er los wie ein Raubtier und seine Augen strahlten pures Feuer aus. Sofort schluckte ich den Kloß in meinem Hals runter und schüttelte hektisch meinen Kopf. »Nichts!«, kam es aus mir wie eine kleine, schüchterne Maus. Er schwieg und beobachtete mich misstrauisch. Sein Blick glitt zu meiner Hand und dann zu meinem Oberkörper, so seine Augen wirklich lange ruhte - hätte ich nicht meine Hand davor gelegt.

»Gut, dass du nicht lügst« gab er dann einfach von sich und ließ mich verwirrt da. Warte, was? Woher wollte er denn wissen, ob ich lüge oder die Wahr- »Dort in der Ecke befindet sich eine Kamera, also achte darauf, was du tust. Wir wollen ja nic-« Ich wusste auf was er eine Anspielung machte und wurde sofort aggressiv.

»Verpiss dich!«, zischte ich und könnte wegen der Verzweiflung meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Der Mister verdrehte die Augen und nahm den Kleinen an der Hand, der mich mit großen Knopfaugen beobachtet hatte. »Zaza?«, kam es irritiert von ihm und er blinzelte. Sein Vater blieb regungslos stehen und schaute runter zum Kleinen. »Was hast du gesagt?«, er hörte sich bedrohlich an, als würde er jetzt gleich jemanden töten. Enzo senkte seinen Kopf und schüttelte ab. Und sein Vater richtete sich wieder und lief mit dem Kleinem raus.

Und erst jetzt bemerkte ich wieder, wie einsam ich ohne den Kleinen war. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und atmete erschöpft aus. Ich glaube wirklich, dass ich es hier nicht überleben würde. Jetzt oder später würde ich sterben, oder?

Mi CorazónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt