Kapitel 14

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4. Juni 2019, irgendwo zwischen Berlin und Wien

Fleurs POV:

Marseille ist auch schon wieder 2 Monate her. Und jetzt sitze ich im Flugzeug auf dem Weg von Berlin nach Wien. Neben mir sitzt Adriana, Raphaels Freundin. Wir werden heute Raphaels Geburtstag feiern. John und ein paar andere der 187 Jungs kommen später von Hamburg nach Wien. Adriana und ich fliegen schon früher, da wir zunächst noch mit Raphael bei unserem Großvater zum Essen eingeladen sind. Unsere Mutter kocht. Lieber wäre ich natürlich mit John geflogen, aber das kann ich Raphael nicht antun.

Wir haben uns geeinigt, John und ich, morgen, wenn wir alle von der Party wieder ausgenüchtert sind, vor allem natürlich Raphael, sagen wir ihm die Wahrheit. Wir sind jetzt schon gute 4 Monate zusammen. Es wird an der Zeit es Raphael zu sagen. Ich schlafe mit Adriana bei Raphael in der Wohnung während John in einem Hotel übernachtet. Ich habe genug davon. Genug von der Heimlichtuerei. Ich verbringe so schon viel zu wenig Zeit mit meinem Freund, weil er in Hamburg lebt und ich in Berlin. Ich freue mich darauf, wenigstens die Zeit die wir mit Raphael gemeinsam verbringen, auch als Paar gemeinsam verbringen zu können.

Adriana sieht nachdenklich aus dem Fenster. Worüber sie wohl nachdenkt? Ich mustere sie. „Alles okay?", frage ich meine Schwägerin. Naja genau genommen ist sie nicht meine Schwägerin. Zumindest noch nicht. Dennoch sehe ich sie schon als Schwägerin immerhin sind Raphael und sie schon fast 3 Jahre liiert. Sie sieht mich an und der leichte Anflug eines Lächelns huscht über ihre Lippen. „Ich... ich freue mich schon Raphael zu sehen... aber ich glaube er freut sich nicht so sehr auf mich", gibt sie ehrlich zu und sieht zu Boden. Am Ende ihres Satzes ist das Lächeln einem enttäuschten Blick gewichen. „Wie kommst du denn darauf Adriana?", frage ich sie. Sie sieht wunderschön aus. Ich verstehe total was Raphael an ihr findet. Sie hat dunkle Haare. Sie selbst sagt zwar sie seien dunkelbraun, ich glaube aber sie sind schwarz. Neben ihr sehen meine haselnussbraunen Haare jedenfalls fast blond aus. Ihr Haar reicht ihr bis zur Brust. Sie hat ozeanblaue Augen und einen ruhigen Blick. Sie ist groß, ein bisschen größer als ich, und schlank. Im Moment trägt sie den rosafarbenen Corbo Jogginganzug und weiße Sneaker dazu. ‚In High Heels oder Sneaker, sie spielt in ner andern Liga', schießt es mir durch den Kopf. Ja den Song hat Raphael mehr oder weniger wohl für sie geschrieben. Damals noch ganz frisch verliebt. Wobei mehr oder weniger, treffend ist. Denn eigentlich ist Adriana keine Balkanchica. Zumindest nicht so wirklich. Ihre Eltern sind beide in Österreich geboren und aufgewachsen. Ihre Muttersprache ist also auch Deutsch. Ihre Großmutter mütterlicherseits ist ebenfalls aus Österreich. Eine kleine Provinz irgendwo in Niederösterreich. Ihr Großvater mütterlicherseits ist Kroate. Also der einzige Balkaneinfluss. Ihre Großeltern väterlicherseits sind beide aus Norditalien. Was dafür sorgt, dass unser Großvater bis heute nicht verstehen kann, warum Adriana kein Wort italienisch spricht. Und wir ihm zum 100. Mal erklären, dass sie aus Südtirol kommen und selbst beide Deutsch sprechen. Das einzig wirklich italienische was sie an sich hat ist wohl ihr Name. Denn sie hört auf den klingenden Namen: Adriana Giulietta Bianchi.

„Er ist schon wieder 3 Wochen in Wien und hat mich in Berlin alleine gelassen. Er hat mich nicht einmal gefragt, ob ich früher nachkommen kann. Und als wir gestern die Details für heute besprochen haben klang er sehr distanziert", reißt sie mich aus meinen Gedanken. Manchmal wenn ich mir die beiden so ansehe, habe ich Angst, dass bei John und mir auch mal so seltsam werden wird. Mir ist in den letzten Wochen vermehrt schon aufgefallen, dass die Beziehung etwas zu leiden scheint. Dieses frisch verliebt Gefühl wohl nachgelassen hat. Ich lächle sie aufmunternd an. „Ach er war gestern bestimmt nur ein wenig aufgeregt, weil er heute zum Frühstücken mit unserem Vater verabredet ist", erkläre ich ihr. Sie zieht eine Augenbraue hoch. „Ich weiß ja, sein Verhältnis zu eurem Vater ist sehr angespannt, aber denkst du echt das nimmt ihn so mit?", fragt sie mich. Ich hab keine Ahnung. Ich hoffe nur inständig zwischen den beiden ist alles gut. Adriana und Raphael waren mir eigentlich immer ein Vorbild in Sachen Beziehung. Sie gaben mir Hoffnung für die Sache mit John. Mein Bruder ist wie John berühmt, und dennoch kann Adriana ein normales Leben genießen. Und auch wenn er sehr viel unterwegs ist, sind sie immer glücklich sich endlich wieder zusehen.

Raf Camora FF \ My best friends Little SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt