Kapitel 11

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Johns POV:

Ich warte im Hotel auf die Rückkehr von Fleur und Raf. Sie ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren und Agic holt die beiden mit dem Auto ab. Keine Ahnung wie es Raf jetzt geht. Hab nichts mehr von ihnen gehört, seit die Rettung sie mitgenommen hat. Vermutlich wird es nicht so schlimm sein. Wahrscheinlich nur eine gebrochene Hand. Fleur hat mir unendlich leidgetan. Sie hat sich so sehr erschrocken, als Raf sich verletzt hat. Ich kanns verstehen. Er ist ihr Bruder. Er ist ihr ein und alles... Oder bin ich das? Nein. Raf wird immer über mir sein. Es kränkt mich. Ein bisschen zumindest. Ich versuche es zu akzeptieren, aber irgendwie kränkt es mich halt doch. Egal was ich tun werde oder schon tue, egal wie lange wir zusammen sind, oder sein werden. Raf wird immer ihre Nummer eins bleiben. Die beiden haben ein so verdammt enges Verhältnis. Ich fürchte, wenn Raf sie irgendwann vor die Entscheidung ich oder er stellen würde, sie würde sich für ihn entscheiden. Ihr Bruder ist eben ihr Held. Ihr ein und alles, wiederhole ich mich in Gedanken.

Ich lasse mich rücklinks aufs Bett fallen. Ich habe Fleur eine SMS geschrieben, dass sie kurz in mein Zimmer kommen soll, wenn sie zurück sind. Sie hat ein eigenes Hotelzimmer bekommen. Zu Raf konnten wir sie so kurzfristig nicht quartieren und zu mir konnten wir sie wegen Raf nicht quartieren. Ich seufze. Mir wäre am liebsten sie schläft einfach hier bei mir. Wir liegen eng an einander gekuschelt und schlafen so ein. Aber die Gefahr, dass Raf uns sieht ist zu groß. Und ich nehme ihr die Entscheidung nicht ab, wann wir ihren Bruder einweihen. Wir sind schon fast zwei Monate jetzt zusammen. Gesehen haben wir uns leider viel zu selten. Beim Konzert in Berlin ist sie noch dabei gewesen. Aber danach natürlich, wie sollte es auch anders sein, mit ihrem Bruder nach Hause gefahren. Bevor ich dann nach Amerika geflogen bin, haben wir uns noch einmal gesehen. Sie hat mich zum Flughafen begleitet. Bedacht darauf von niemandem gesehen zu werden. Denn das Einzige was noch schlimmer wäre, als wenn Raf uns in einem Zimmer erwischt, wäre wenn er ein Foto von uns online entdeckt.

Das Klopfen an meiner Zimmertüre reißt mich aus meinen Gedanken. Ich werfe kurz einen Blick auf die Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht. Ich stapfe zur Tür und öffne diese. Fleur steht davor. Sie sieht ziemlich fertig aus, aber nichtsdestotrotz einfach nur wunderschön. Ich ziehe sie in meine Arme und schubse die Tür hinter uns zu. Ich war mir ganz sicher, dass Raf nicht in der Nähe ist, sonst hätte sie nie an meiner Tür geklopft. Als wir uns voneinander lösen mustere ich sie. „Wie geht es ihm?", frage ich sie schließlich nach Raf. Auch er hat sich nicht gemeldet. „Ja den Umständen entsprechend. Er schläft jetzt. Die Aufregung und die Schmerzmittel haben ihn ziemlich außer Gefecht gesetzt", erläutert sie mir. Ich nicke und deute aufs Bett. „Setz dich ruhig", sage ich sanft. Sie setzt sich und ich lasse mich neben ihr fallen. „Was hat er jetzt genau?", frage ich sie weiter. „Die Hand ist gebrochen. Ansonsten ist er zum Glück heil geblieben. Die Untersuchungen haben gefühlt ewig gedauert. Und ja er muss sich in Österreich nochmal untersuchen lassen. Zur Sicherheit. Er will eine zweite Meinung", erklärt sie mir. Ich seufze. Eine zweite Meinung? Als ob eine gebrochene Hand nicht deutlich zu sehen wäre. Manchmal übertreibt er schon ein bisschen. „Wie könnte man eine gebrochene Hand falsch interpretieren?", frage ich sie und ziehe eine Augenbraue hoch. Sie lacht. „Gebrochen ist sie auf jeden Fall. Er will nur sicher gehen, dass nicht eine Operation nötig wird", sagt sie sanft und ich nicke. Alles klar jetzt verstehe ich es. Sie lässt sich neben mir ins Kissen sinken.

„Aber lass uns nicht über meinen Bruder sprechen, er trägt es mit Fassung. Starker Mann eben. Vor allem vor euch", sagt sie lachend und betet ihren Kopf auf meiner Brust. „Ich habe dich vermisst John", flüstert sie kaum hörbar. Gott ich habe sie auch vermisst. Und wie ich sie vermisst habe. Sie hat ja keine Ahnung. Dutzende Male habe ich an sie gedacht, während ich in Amerika war. Immer wieder habe ich mich gefragt warum ich sie nicht einfach mitgenommen habe. Und immer und immer wieder ist mir eingefallen, dass das wegen Raf nicht ging. „Ich habe dich auch so sehr vermisst", erwidere ich sanft und streichle ihr über den Rücken. Sie seufzt und sieht zu mir hoch. Tränchen glitzern in ihren Augen. „Es tut mir so leid John", sagt sie kaum hörbar und schluchzt. „Was?", frage ich perplex. „Es tut mir so leid, dass ich es Raphael noch immer nicht gesagt habe. Es hat sich nicht der richtige Moment ergeben. Schon gar nicht jetzt... naja du weißt ja", sagt sie und die letzten Worte ersticken fast in ihrem Schluchzen. Ich breite meine Arme aus und deute ihr, dass sie sich ankuscheln soll. Sie tut es auch. Ich streichle ihr behutsam über den Rücken. „Mach dir keine Sorgen Blume. Alles wird gut. Wir lassen ihm Zeit. Wir sagen es ihm, wenn du es für richtig hältst", sage ich sanft. „Du bist viel zu gut für mich", flüstert sie an meiner Brust. „Nein du bist viel zu gut für mich", erwidere ich. Eine Weile liegen wir einfach so da und genießen die Nähe. Ich dämmere weg und sie wohl auch. Bis wir am nächsten Morgen von einem Klopfen geweckt werden...

Raf Camora FF \ My best friends Little SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt