Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Aber ich konnte nur dieses Mädchen ansehen. Ihre grünen Augen und diese lockigen Haare mit den Ponyfransen die ihr seitlich in die Stirn hingen... Verdammt was war denn mit mir los?! Ich sah sie gerade zum ersten Mal und war schon total verschossen oder wie?! Ich musste mich echt zusammenreißen. Ich wollte an dieser Schule neu anfangen. An einem Ort an dem nicht alles an sie erinnerte und an dem wir alle in Sicherheit waren. Wo die Leute mich nicht komisch anschauten, weil sie genau wussten zu welcher Familie ich gehörte. Ich wollte nicht wie ein Weichei wirken. Denn, verdammt ich war keins. Versuchte ich zumindest mir einzureden. Ich hatte einmal meine Familie und meine Gefühle gezeigt und schon war meine ganze Welt in Gefahr und mein Bruder und ich hätten beinahe unser Leben gelassen. Jetzt wollte ich einfach im nächsten Jahr meinen Abschluss machen, damit ich danach für meine Geschwister sorgen konnte. Das, was mein Vater nicht tat. Ich liebte diese Rasselbande über alles und wollte, dass sie eine Zukunft hatten, auf die sie sich freuen konnten. Dass ihr Leben besser aussah als meines. Aber das musste in der Schule ja niemand wissen. Ich wollte einfach nur der Bad Boy sein, dem alles egal war, so wie ich es gewesen war bevor sie ging. Bevor sich alles von einem Tag auf den anderen veränderte. Ich holte tief Luft und riss meinen Blick von ihr los. Hoffentlich hatte niemand etwas von meinem schwachen Moment bemerkt. Den ersten Eindruck kann man nur einmal hinterlassen, wie meine Mutter früher immer gesagt hatte.
"Felix", sagte ich knapp und ging zu dem freien Platz in der letzten Reihe, die sich anscheinend die Jungs dieser Klasse gesichert hatten. Ich ließ mich lässig auf den Stuhl fallen und verschränkte die Arme.
"Tja dann, willkommen im Französischkurs. Ich bin Mr. Fred. Ich werde mich wohl bei der Schulleitung über die Richtigkeit Ihrer Anwesenheit in meinem Kurs erkundigen müssen".
"Tun Sie das", erwiderte ich gelassen. Der Lehrer sah mich noch einmal etwas irritiert an und fuhr dann mit seinem französischen Geschwafel fort.
"Hey, ich bin Andy". Der Kerl neben mir streckte mir die Hand hin. Er war groß und kräftig hatte aber ein freundliches Lächeln. Ich schlug ein und erwiderte seine Begrüßung. Es konnte ja nicht schaden ein paar neue Freunde zu finden. Ich musste ihnen ja nicht die ganze Geschichte erzählen.Nach der Stunde ging ich mit Andy in die Pause. Er war der erste und bisher einzige Mensch in dieser Schule, der nett zu mir gewesen war. Auf einmal tauchte das hübsche Mädchen von vorhin neben uns auf. Sie begrüßte Andy mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. War er etwa ihr Freund?! Moment mal was?! Ich kannte sie nicht, es sollte mir völlig egal sein mit wem sie zusammen war, aber das war es seltsamerweise nicht.
"Na na na, versucht da etwa jemand mir meinen Freund auszuspannen?", grinsend schob sich ein zierliches braunhaariges Mädchen zwischen die beiden und griff nach Andys Hand und gab ihm einen innigen Kuss. Sie lächelte mich freundlich an.
"Hi, ich bin Sophie".
"Felix", erwiderte ich erneut. Anscheinend war ich hier an eine ganze Clique geraten, was ich aber irgendwie cool fand, denn früher hatte ich nie wirklich enge Freunde oder eine Clique gehabt. Wir waren immer nur flüchtige Bekannte gewesen. Und nach dem was vor einem Jahr geschehen war, hatte ich eigentlich nur noch Feinde gehabt. Die beiden Turteltäubchen liefen Händchen haltend in die Pausenhalle, so dass ich jetzt neben dem Mädchen von vorhin ging.
"Und wie heißt du?"
"Wieso willst du das wissen? ", fragte sie zurück.
"Wieso willst du mir deinen Namen nicht verraten?". Was sie konnte, konnte ich auch. Dei konnte lange auf eine Antwort warten.
"Ich hab dir zuerst eine Frage gestellt. Also?". Das Mädel war ganz schön hartnäckig. Aber nicht mit mir.
"Warum ist die Banane krumm?", fragte ich sie sarkastisch das erst beste was mir einfiel. Etwas Dümmeres konnte man kaum sagen.
"Weil niemand in den Urwald zog und sie gerade bog", erwiderte sie gelangweilt. Ich musste grinsen. Die Kleine war ganz schön schlagfertig. Und dabei sah sie auch noch verdammt heiß aus.
"Also ich frage jetzt nochmal. Wie heißt du?". Als ich sie ansehen wollte stellte ich irritiert fest, dass sie schon weiter gelaufen war. Dieses Mädchen gefiel mir.Im nächsten Kurs bemerkte ich, sehr zu meiner Freude, dass wir auch diesen Kurs gemeinsam hatten. Sie saß sogar direkt hinter mir. Hoffentlich rief die Lehrerin sie irgendwann beim Namen auf, dann hatte unser Spielchen ein Ende und ich musste ihr nicht mehr hinterherlaufen. Ich musste sowieso schon wie ein durchgeknallter Stalker auf sie wirken. Ich lief einem hübschen Mädchen hinterher, über das ich rein gar nichts wusste, nur um ihren Namen zu erfahren. Ich könnte auch einfach Andy oder Sophie fragen, aber das würde nur halb so viel Spaß machen. Aber meine Hoffnung war vergebens. Heute war Gruppenarbeit angesagt, also wenig Chance für mich ihren Namen zu erfahren. Wenigstens war ich mit Andy, Sophie und Miss Namenlos höchstpersönlich eingeteilt. Leute die ich schon kannte. Ich würde der Lehrerin auf ewig dankbar sein. Ich hasste es nämlich neue Leute kennenzulernen, weil ich in Smalltalk wirklich miserabel war, aber bei den drei fiel mir eine Erhaltung erstaunlich leicht.
Ein Typ aus der Gruppe neben uns sprach das hübsche Mädchen an.
"Na, hast du heute wieder schön von mir geträumt?". Seine ganze Art strotzte nur so vor Arroganz und Reichtum.
"Ja, und zwar wie ich dich erwürge", gab sie trocken zurück. Ich lachte leise. Sie lies sich echt nichts gefallen. So sah sie gar nicht aus. Sie wirkte eigentlich ziemlich schüchtern.
"Daniel ich glaube es wäre besser, wenn du jetzt die Klappe hältst", Andy funkelte ihn böse an.
Beschwichtigend hob Daniel die Hände. "Ist ja schon gut, ich bin ja schon still". Anscheinend war Andy so etwas wie ihr Bodyguard und Daniel wusste ihn zu fürchten. Muss Namenlos hatte sich inzwischen wieder ihrem Aufgabenblatt zugewendet.
"Willst du mir wirklich nicht verraten, wie du heißt?", versuchte ich erneut mein Glück.
"Vielleicht wenn du jetzt endlich den Mund hältst und anfängst zu arbeiten und ihr beiden...", dabei wandte sie sich Andy und Sophie zu, die schon wieder über den Tisch hinweg Händchen hielten und sich ganz verliebt anstarrten.
"Ihr hört jetzt mal auf zu flirten und helft uns. Ich habe es nämlich satt, immer die ganze Arbeit zu machen, so dass ihr am Ende nur noch abschreiben müsst." Okay auf eine gewisse Art war sie auch spießig. Grinsend versuchte ich mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren. Sie war irgendwie eine kleine Dramaqueen. Aber irgendwie gefiel mir das, weil sie nicht ohne Grund etwas auszusetzen hatte.
"Ach komm beste Freundin", grinsend boxte Andy gegen ihren Arm.
Aha, sie waren also beste Freunde. Gut zu wissen, aber warum zur Hölle hatte sich eigentlich alles gegen mich verschworen? Warum nannte niemand sie bei ihrem Namen?
"Gibs zu, du hast nichts dagegen die Arbeit zu machen, dafür magst du uns zu gerne", Andy beugte sich über den Tisch und gab Sophie einen Kuss auf die Lippen. Das hübsche Mädchen verzog gespielt angewidert das Gesicht und konzentrierte sich wieder auf ihr Blatt. Sophie und Andy lachten.
Ich bemerkte, dass sie aufgehört hatte zu schreiben und mich beobachtete.
"Schon fertig, Prinzessin?" Irgendwie passte der Name zu ihr. Ich wusste auch nicht wieso. Aber ihre gerader Rücken war eindeutig hoheitsvoll. So gerade wie sie saß hatte ich noch nie jemanden sitzen sehen. Ihre Schultern waren immer ein bisschen nach hinten gedrückt und sie spreizte den kleinen Finger immer leicht ab, egal was sie in die Hand nahm. Gott, irgendwie war das doch gruselig, wie genau ich sie beobachtete. Aber irgendetwas an ihr faszinierte mich und hielt meinen Blick gefangen.
"Nein", gab sie verschämt zu und senkte den Blick wieder. Wir arbeiteten schweigend weiter, bis nach einer Weile die Stundenklingel ertönte und alle sich erhoben, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Normalerweise war ich einer der Ersten, die den Raum verließen, aber Prinzessin war eine der letzten und ich hoffte auf eine erneute Chance, ihren Namen zu erfahren. Sie sortierte in aller Seelenruhe ihre Sachen in ihre Tasche ein, bevor sie in ihren Mantel schlüpfte, um sich ebenfalls auf den Heimweg zu machen. Ich hielt sie am Arm fest, als sie an mir vorbei gehen wollte.
Mit verärgertem Blick fuhr sie zu mir herum
"Was willst du?", fauchte sie. Dabei hatte sie mit den funkelnden grünen Augen eindeutig Ähnlichkeit mit einer Katze.
"Deinen Namen, Prinzessin." Ich wusste genau, dass ich den ganzen Tag darüber nachdenken würde müssen, wenn sie mir jetzt ihren Namen nicht verriet. Sie öffnete ihren Mund und schloss ihn wieder. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich so hartnäckig sein würde. Aber da hatte sie falsch gedacht. Ruckartig riss sie sich von mir los und stolzierte zur Tür. Kurz bevor sie in den Gang bog drehte sie sich noch einmal um.
"Mira. Ich heiße Mira." Dann war sie verschwunden. Himmel, ich musste jetzt erst einaml eine Rauchen.
DU LIEST GERADE
Only your heart ~ Mira und Felix
RomanceKann bedingungsloses Vertrauen alles zerstören? Mira und Felix lernen sich kennen als Felix neu an die Schule kommt. Doch lernen sie sich wirklich mit all ihren Geheimnissen kennen oder bleibt etwas im Verborgenen? Kann Mira ihm trauen? Felix möchte...