Ist die Luft rein?

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,,D-du bist Emma! Und ihr seid die Zwillinge und Olive und Bronwyn und das ist Millard!", kam es plötzlich begeistert von meiner Rechten. Jacob, dem ich in den letzten Minuten wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, schien jetzt einigermaßen munter auf den Beinen zu sein. Dafür, dass er sich vor wenigen Momenten stark den Kopf verletzt hatte, schien ihm nicht schwindelig oder schlecht zu sein.

Währenddessen hatten sich die Anderen auf eine Art Felsvorsprung einer Höhle gestellt, sodass Jacob und ich ihnen jetzt perfekt gegenüber standen.
,,Ihr seid tot. Ihr seid alle tot.", gab ich relativ monoton von mir, was auch Jacob schnell zu begreifen schien, da er sich in binnen von Sekunden neben mich gestellt hatte und mich mit einem fragenden Blick durchlöcherte.
Ein Blick meinerseits sollte ihm zu verstehen geben, dass ich später mit ihm darüber reden würde.
Denn obwohl mir diese Kinder einigermaßen sympathisch rüber kamen, konnte ich sie weiterhin nur mit einem skeptischen Blick beobachten.

Ich war noch nie der Mensch, der sehr offen gegenüber anderen war. Größtenteils hat sich diese Skepsis erst in der Schulzeit ausgebaut, da mich Jacobs, sowie meine Schulkameraden immer mit dummen Sprüchen runtergemacht haben, aber auch Jake musste unter dem jahrelangen Moltereien leiden.
,,Keiner von uns ist tot.", gab der unsichtbare Millard von sich und unterbrach mich glücklicherweise von den schlimmen Schikanen meiner Mitschüler.

Von allen Geschichten über die Großvater immer erzählt hatte, war Millard einer meiner Lieblinge in seinen Erzählungen. Klar war es komisch darüber nachzudenken, dass er eigentlich keine richtige Person war, die man anfassen oder der man gar die Hand schütteln konnte, aber rein vom Charakter konnte ich mich in meinen damaligen jungen Jahren mit ihm noch am ehesten identifizieren.

,,Sind wir tot?", kam es geschockt von Jacob, welcher jetzt mit offenen Mund neben mir stand und die Anderen angsterfüllt anguckte. Für den Ein oder Anderen scheint diese Frage vielleicht amüsant oder peinlich zu sein, aber so abwegig wie sie vielleicht auf den ersten Eindruck machte, war sie gar nicht.
Denn nachdem ich einen unsichtbaren Jungen, ein Mädchen welches Jacob mit Leichtigkeit tragen konnte oder gar Kinder aus einer ganz anderen Zeitepoche gesehen haben, war für mich nichts mehr unmöglich.
Aber nach kurzer Zeit beruhigte Emma meine Gedanken mit einem einfachen Nein und so konnte ich mit gutem Gewissheit sagen, dass ich noch nicht in der endlosen Ewigkeit feststeckte, die sich Tod nennt.

,,Du hast mich im Haus Ape genannt! Wieso?", kam es wieder von Jacob. Dieses Szenario hatte ich nicht mitbekommen, da ich damit beschäftigt war das alte, staubige Bild, welches ich auf dem Boden gefunden habe, zu betrachten. Auf dem Bild konnte ich noch weitere besondere  Kinder sehen, welche es nicht in Betrachtung gezogen haben Olive, Emma, die Zwillinge, Bronwyn oder Millard zu begleiten.
,,Du sahst ihm ähnlich. Nur für den Moment. Bevor du geschrien und dir den Kopf gestoßen hast.", erwiderte Emma und fing schon an weiter zu reden.
,,Wir warten noch bis die Luft rein ist, bevor wir durch die Schleife gehen."
Mit schnellen Schritte kam Olive zu uns und legte mir ganz sanft, als würde ich aus Porzellan bestehen, die Hand auf die Schulter.
,,Man weiß nie, wer gerade einen beobachtet und wer nicht.", gab sie mit einer genauso sanfte Stimme zu verstehen und blickte nochmal hinter uns um wahrscheinlich zu gucken ob die Luft rein war.

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