Song: 3 Nights - Dominic Fike
Heute ist es endlich soweit. Mein erster Tag am Dartmouth. Seit bestimmt drei Jahren warte ich schon auf diesen Tag, diesen richtig besonderen Tag. Ein Neuanfang für mich, nach all der beschissenen Zeit, die ich gefühlt mein ganzes Leben lang schon durchmachen musste. Ich hatte lange kein so gutes Gefühl mehr wie heute.
Besser, ich mache jetzt hinne. Ich krame die kleine Reisetasche aus dem Schrank hervor. Schnell packe ich meine letzten Sachen hinein, sprich, die Klamotten, die ich heute doch nicht anziehe, weil Sharon mir zum Abschied ein bronzefarbenes Kleid geschenkt hatte, extra für meinen ersten Tag am Dartmouth.
Der Stoff fühlt sich weich auf meiner Haut an, als ich mir das Kleid überziehe. Das blöde am Ganzen ist halt nur der Knopf hinten am Nacken, aus dem ich meine Haare jetzt ziehen muss.Ich trete vor den Spiegel an meiner Tür. Das Sonnenlicht fällt so, dass ich im Spiegel förmlich leuchte. Und um ehrlich zu sein: Das Kleid sitzt wie angegossen und steht mir richtig gut. Die bronzene Farbe bringt meine grünen Augen wortwörtlich zum Strahlen. Am Oberkörper liegt es locker an, aber ist dennoch nicht zu weit. Und die Broderie Anglaise macht das ganze einen Hauch sommerlicher. Kleine Rüschen befinden sich an den Ärmeln, und ab der Taille fällt es einfach nach unten, wobei der Saum wieder mit Broderie Anglaise besetzt ist und Rüschen das ganze abrunden. Es fällt mir bis zur unteren Hälfte des Oberschenkels und reicht mir zum Glück nicht bis zum Knie, oder bis unters Knie. Normalerweise waren Sharons Kleider-Geschenke nämlich so lang, dass man sich wie eine alte Oma fühlte, nicht böse gemeint. Und ich verurteile natürlich auch keinen, der Kleider und Röcke lieber länger trägt. An mir sieht das halt nur immer komisch aus, da es meine Beine so verkürzt. Aber was soll's. Ich bin echt richtig beeindruckt von dem Kleid. Vor noch einem Monat hätte ich es mit Sicherheit wieder in den Flur gepfeffert und mir was anderes angezogen, erstens aus Protest, und zweitens, weil Sharon eigentlich wissen müsste, dass sowas überhaupt nicht mein Fall war. Aber so wollte ich nicht mehr sein. Ich hab's mir, und auch ihr, geschworen. Und einen Schwur habe ich tatsächlich echt noch nie gebrochen, wer's nicht glauben will, schön, aber ich mein's ernst!
Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich aber erschrocken fest, dass mir nur noch 30 Minuten zum fertigmachen bleiben. Ich wühle also in meiner Kosmetiktasche nach dem Wichtigsten: Concealer, Mascara und Bronzer. Zum Glück ist meine Haut so perfekt, dass ich nicht noch Foundation oder so etwas benötige. Normalerweise brauche ich auch den Concealer nicht, aber heute Nacht hat mich die Aufregung dann doch so sehr gepackt, dass ich kaum schlafen konnte, und das sagen einem die Augenringe auch, die unter meinen Augen prangen.
Aus meinem Zimmerfenster kann man vom Bett aus aber auf jeden Fall bei genau dieser Sternenkonstellation von heute Nacht exakt 27 Sterne sehen. Also ich meine helle Sterne, teilweise waren da auch ein paar schwächer leuchtende dabei, sodass ich mir teilweise unsicher war, ob das wirklich Sterne waren. Genau 27, meine Lieblingszahl. Und fragt nicht wieso, ich weiß es selbst nicht.Nachdem ich mich fertiggeschminkt habe, stecke ich noch schnell meinen Lockenstab in die Steckdose. Ein bisschen Zeit für leichte Locken bleibt mir immerhin noch. Meine blonden, eigentlich aalglatten Haare sehen einfach nach mehr aus, wenn ich große Wellen, beziehungsweise Locken, trage.
Lockenstab, Schminke, Ladekabel und Kopfhörer packe ich schließlich zu meinen Sachen hinzu und denke so gerade noch daran, beim Verlassen des Zimmers meinen Laptop zu schnappen. Ich habe zum Glück mein übriges Zeug bereits in der vergangenen Woche peu á peu - der Akzent so? Weiß nicht, Französisch war immer mit Physik und Chemie mein schlechtestes Fach – zusammengepackt. Ich ziehe noch schnell meine weißen Chucks an und verlade meine Tasche und meinen Laptop ins Auto.
„Du siehst bezaubernd aus, Marlene", lächelt Sharon als ich die Küche betrete und mich an den Tresen auf einen der modernen Drehstühle setze. Sie stellt mir einen Teller mit Pancakes und Früchten vor die Nase und reicht mir eine Tasse New York Chai. Mein absoluter Lieblingstee. Dankend nehme ich einen großen Schluck und verbrenne mir erstmal die Zunge. Shit. „Achtung heiß!", entgegnet Sharon nun entschuldigend, doch ich winke nur lachend ab. War ja klar, dass mir wieder so tollpatschiges Zeug passieren muss heute. Aber ich bin es mittlerweile auch schon gewöhnt, dass mir an so wichtigen Tagen was Unangenehmes passiert. Das tat es nämlich immer.
Und das nächste Unangenehme betritt auch noch soeben hämisch grinsend den Raum, na toll. Bye bye Ruhe am Morgen.
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Love me or Nate me.
RomanceMein Leben ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein genauso schlechter Witz wie der Titel dieses Buchs, was, um ganz genau zu sein, das ist: meine Geschichte. Nun, wie beginnt man sowas jetzt eigentlich, also seine Lebensgeschichte? Fängt man ganz von v...