Chapter 4

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Song: Don't you know - Jaymes Young

Brooklyn legt mir die von ihr ausgesuchten Anziehsachen aufs Bett, während ich mir meine Duschsachen zusammensuche. Da der Waschraum direkt gegenüber ist, dürfte es wohl kein Problem sein, kurz im Bademantel den Flur zu überqueren. Mit dem Ellbogen versuche ich nun, die Türklinke runterzudrücken, ohne, dass mir dabei was aus den Armen fällt. Es ist gar nicht mal so einfach, Duschlotion, Shampoo, Spülung, Rasierer, zwei Handtücher und einen Bademantel in genau zwei Armen zu halten. Brooke kommt mir zum Glück zur Hilfe und öffnet sowohl Zimmer als auch Waschraumtür für mich. Ich bedanke mich natürlich und suche mir eine freie Kabine. Ich muss auf jeden Fall herauskriegen, zu welchen Zeiten hier wenig los ist, denn ich finde so gerade noch eine freie Kabine. Das Wasser der ganzen Duschen wirkt sofort beruhigend auf mich. Auch wenn fünf Leute am Duschen sind, ist es zum Glück ruhig. Das Prasseln der Duschen klingt wie Regen auf ein Dachfenster und erinnert mich somit an zu Hause. Immer wenn es im Herbst geregnet hat, bin ich ins Arbeitszimmer im Dachgeschoss von Mike gegangen und dort eine Leiter hoch zur offenen Leseecke geklettert. Unter dem riesigen Dachfenster war ein gemütlicher Sitzsack mit ein paar Decken und Kissen positioniert und man konnte dort perfekt den ganzen Tag über verbringen, lesend, schlafend, Filme guckend, wie auch immer man wollte.

Nach dem Duschen streife ich mir meinen flauschigen hellrosafarbenen Bademantel über und wickle meine Haare in einen Handtuch-Turban. Ich schnappe mir noch meine ganze Wäsche und mache mich auf den Weg zurück zum Zimmer. Ich bin ganz allein im Waschraum und echt glücklich darüber, da ein Blick in den Spiegel mir meine Vorahnung bestätigt. Ich habe riesige Pandaaugen, weil ich vergessen habe, mich abzuschminken. Schnell stoße ich die Tür zum Flur auf und will zu unserer Zimmertür rennen, als ich gegen etwas Festes und Weiches zugleich pralle. „He, pass doch auf!", murre ich. Ich halte mir mein Gepäck so vors Gesicht, sodass die Person, mit der ich zusammengest0ßen bin, mich nicht erkennen kann. Beziehungsweise meine Mascara-Augenringe nicht entdeckt. Ich öffne hastig die Tür zu Brooks und meinem Zimmer und lehne mich, sobald ich sie geschlossen habe, schnell dagegen, damit der oder die Unbekannte das Zimmer nicht betreten kann, um mich für meine Unhöflichkeit zurechtzuweisen. Erschöpft lasse ich meinen Krempel fallen und sortiere ihn anschließend an seinen richtigen Platz zurück. Brooke, die bis eben in ihr Handy vertieft gewesen war, sieht mich nun amüsiert an und mustert die schwarzen Ringe unter meinen Augen mit sichtlicher Belustigung. „Ja ich weiß, ich hab da schwarz", meckere ich und zeige mit meinem Finger unter meine Augen. Aber weil Brooks mich so lustig ansieht, müssen wir beide anfangen zu lachen.

Kritisch betrachte ich mich im Spiegel. Das Top sitzt schön locker und die schwarze Hose passt mir mit einem Gürtel nach wie vor perfekt. „Also, Brooks, meine Haare sind dran", sage ich zufriedener als ich eigentlich sein sollte. Das ganze hier ist eine dumme Idee. Eine verdammt dumme Idee. Brooke sieht mir meine sich langsam anbahnende Anspannung aber zum Glück nicht an, sondern blüht förmlich in ihrem Element auf. Sie liebt es, Leuten die Haare zu frisieren. Mit Lockenstab und Haarspray bewaffnet macht sie sich dran, mir meine Haare zu machen, die ich zuvor noch mit meinem Föhn getrocknet hatte. Brooke nimmt einen relativ großen Aufsatz, der mir schöne, gleichmäßige Wellen zaubert. Zu guter Letzt bindet sie mir die vordersten Strähnen nach hinten und lockt den so entstehenden Zopf mit einem etwas kleineren Aufsatz. Das Ergebnis lässt sich auf jeden Fall zeigen. Wenn es also mit ihrem Anglistikstudium nichts werden sollte, gäbe es zu einhundert Prozent eine perfekte Alternative.

Mein Make-up lege ich mir selbst an. Zuerst jedoch entferne ich die Mascara-Reste. Ich verwende wie üblich – damals üblich – Concealer, Puder, Bronzer, Highlighter und Lidschatten. Ich entschließe mich zu einem dunkelglitzernden Look mit leicht roten Akzenten. Zum Schluss trage ich noch wie mir von Brooks befohlen eine gute Schicht roten Lippenstift auf. „Wow", haucht Brooks, als sie mich mit ihrem typisch prüfenden Blick beäugt. „Ach, wem sagst du das?!" Brooke selbst sieht umwerfend aus. Sie trägt einen schwarzen, kurzen Jumpsuit mit Spitzendetails, ebenfalls roten Lippenstift und schwarze Heels. Schuhe! „Was für Schuhe soll ich anziehen?" – „Hier die", entgegnet Brooke. Sie hält mir spitze, rote Heels mit Riemchen entgegen. Größe 39 müsste passen.

„Das schreit nach Fotooos!", ruft Brooke begeistert. Und so begeistert wie sie halt nun mal ist, knipst sie eins nach dem anderen mit ihrem Handy. Zuerst von unseren Gesichtern, dann wir im Spiegel und am Ende baut sie sogar noch ein provisorisches Stativ zusammen, um mit Selbstauslöser ohne Spiegel Bilder von uns zu machen.

„So, das dürfte reichen. Und eigentlich müsste Jamie hier jeden Moment auftau...", doch sie wird schon von einem lauten Klopfen unterbrochen. Sie eilt zur Tür. Jamie zwinkert uns zu und winkt uns nach draußen. Schnell kralle ich mir meine schwarze Tasche mit den Blumenstickereien von der lehne meines Stuhls, stopfe Schlüssel, Handy und Lippenstift hinein und lösche das Licht, bevor ich die Tür hinter mir zuziehe. Ich laufe hinter Jamie und Brooke, welche bereits ins Gespräch vertieft sind. Die beiden würden so gut zusammenpassen.

Da Jamie weiß, wo wir hinmüssen, leitet er uns an und geht voraus. Wir sind auf dem riesigen Campus bestimmt 15 Minuten unterwegs, bis wir in einen Weg einbiegen, der zu einer gigantischen Villa führt. Der Anblick ist echt hinreißend. Das ganze Haus strahlt förmlich, in jedem Fenster brennt Licht und im Vorgarten sind überall bunte Lampions und Lichterketten arrangiert. Das Dröhnen der Musik durchströmt mich und der Bass pulsiert in meinen Adern. Ich werde sogar richtig hibbelig vor Aufregung.

Doch umso näher wir gehen, desto mehr schwindet die Aufregung, die sich zuvor in mir breit gemacht hatte, dahin. Der typische Partygeruch hat sich nämlich den Weg in meine Nase gebahnt und ich rieche sowohl Alkohol und zu viel Zigarettenrauch. Mir wird schwindelig und übel zugleich, sodass ich wie angewurzelt stehen bleibe und zu ersticken drohe.

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Hi ihr,

Wie immer würde ich mich rieeesieg über Feedback freuen!:)

xxx, C.

Love me or Nate me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt