тнıятч - αм

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Dongju

Voller Schuld- und Reuegefühle saß ich bei mir Zuhause auf dem Sofa und hatte meine Beine fest mit meinen Armen umschlungen. So gut es ging, hatte ich mich zusammengekauert und in das weiche, müffelige Polster gedrückt, während ich mit größter Mühe auszublenden versuchte, was um mich herum geschah.

Meine Schwester war überraschenderweise daheim gewesen, als ich zurückgekehrt war und erst hatte ich gehofft, dass sie unsere Mutter zur Vernunft bringen würde. Mein Onkel war ohnehin ein hoffnungsloser Fall, er war grausam, kaltherzig und wollte einfach nur ein geiles Leben führen. Dafür standen wir ihm jedoch oft im Weg und schon mehr als nur einmal hatte er das auch nonverbal uns gezeigt. Mittlerweile schien er unsere Mutter ebenfalls auf seine Seite gezogen zu haben, da auch sie deutlich sorgloser und vor allem gehässiger lebte.

Und nun gehörte meine große Schwester wohl auch noch dazu. Statt die Stimme der Vernunft zu sein, die meiner Familie versuchte auszureden, die Drogen zu nehmen, griff sie selbst nach einigen Tabletten, die sie ohne zu zögern schluckte. Die Angst hatte längst in mir Überhand gewonnen, ein dicker Kloß steckte in meinem Hals und noch nie zuvor hatte ich mich so fehl am Platz und so abgrundtief schlecht gefühlt... wieso war ich nicht einfach zur Polizei gegangen? Wieso hatte ich Geonhak nicht eingeweiht? Wenn das so weitergehen würde, würde mich meine Familie dazu zwingen, auch etwas zu nehmen.

Aber das wollte ich nicht. So viel Verstand besaß ich noch... wenigstens einen Teil davon...

Mit jeder Tat, mit jedem verdammten Wort hatte ich mich tiefer in diese Scheiße geritten und nun war ich so tief in dieses Netz gewickelt, dass ich es allein nicht mehr hinausschaffte. Die böse Spinne würde mich schon bald verschlingen, schutzlos war ich ihr ausgeliefert... und verdammt nochmal, ich wünschte mir gerade niemanden sehnlicher als Dongmyeong hierher.

Ich hatte versagt. Aber er hätte sicherlich trotzdem einen Plan, wie wir das Ganze überstehen würden.

Meine Gefühle überrollten mich Stück für Stück und die Luft hier drinnen wurde unangenehm stickig. Ich hatte das Gefühl, keinen Sauerstoff mehr zu bekommen, als würden sich meine Lungen nur noch mit dieser drogenverpesteten Luft füllen und alles andere verdrängen. Das war zu viel für mich, viel zu viel-

Ich musste flüchten.

Ungeduldig und tatsächlich zitternd beobachtete ich meine Mutter und meinen Onkel, die zusammen lachten und sich lautstark unterhielten. Ein wenig verhielten sie sich, wie wenn sie zu viel Alkohol zu sich genommen hatten, aber dann zeigten sie wieder gänzlich neue Charakterzüge, welche, die sie zuvor nie gezeigt hätten. Zum Beispiel sah ich meine Mutter heute zum ersten Mal nach unglaublich langer Zeit wieder ehrlich lächeln... das hatte nicht einmal der Alkohol bisher geschafft.

Das machte mich zwar irgendwo ein wenig froh, doch da meine Schwester genauso mit mischte und immer wieder aggressives Verhalten bei den Dreien auftauchte, hatte ich zu große Angst. Ich hielt es - wie bereits mehrfach gesagt - einfach nicht mehr aus und deshalb wartete ich die ganze Zeit auf einen günstigen Augenblick, in dem ich fliehen können würde.

Glücklicherweise kam dieser auch recht schnell, da sie nach einer neuen Drogenpackung griffen, die sie leeren wollten. Was genau das war, wusste ich nicht, aber um ehrlich zu sein, ich wollte es auch überhaupt nicht wissen. Ich wollte nur noch hier weg und deswegen flüchtete ich in mein kleines Zimmer, bei dessen Tür ich sofort den Riegel davor schob.

Mit wackeligen Beinen und noch immer zitternd lehnte ich mich für einen Augenblick an die Tür und schloss meine Augen. In diesem Moment hörte ich die anderen herumschreien, scheinbar war gerade ein Streit entstanden... mein Timing war also perfekt gewesen. Wer weiß, vielleicht hatte ja Dongmyeong mich gewarnt. In meinem Kopf war er nämlich gerade ziemlich präsent und damit fiel mir auch wieder ein, dass in diesem Zimmer ja noch seine Abschlusszeugnisse liegen müssten.

Auch wenn wir beide gleich alt waren, mein Bruder war im Gegensatz zu mir hochintelligent gewesen. Die Zeit vor seinem Tod hatte er mit lernen verbracht und mir schließlich sein Zeugnis mit den Worten "Nutze es gut" in die Hand gedrückt. Das wollte ich nun auch endlich tun, immerhin sollte der letzte Wunsch meines Bruders erfüllt werden und vielleicht konnte ich ja mit diesen Zeugnis eine Ausbildung beginnen.

Und wenn ich endlich mehr Geld hätte, könnte ich vielleicht Geonhak wieder unter die Augen treten.

Nur eine Sekunde später hörte ich ein lautes Klirren, als wäre ein Fenster zerschlagen worden und das Geschrei meiner Familie wurde lauter. Plötzlich schrie meine Schwester laut auf, wodurch ich stark zusammen zuckte und meinem Herz ein qualvoller Schnitt verpasst wurde. Irgendwer hatte sie gerade wahrscheinlich verletzt. Scheiße. Es artete vollkommen aus... ich hatte doch gewusst, dass die Drogen keine gute Idee gewesen waren, wieso hatte ich sie überhaupt hergebracht? Scheiße, man... meine Schuldgefühle wuchsen und wuchsen, Tränen traten mir in die Augen, drohten zu fließen, und ich haderte so stark wie noch nie mit mir selbst.

Sollte ich es wagen und Geonhak versuchen aufzusuchen? Oder wäre es zu riskant...? Meine Familie stand schließlich noch immer unter Drogen und ich wusste nicht, wie zurechnungsfähig sie waren, sollten sie von meiner Abwesenheit erfahren...

Dongmyeong... wenn du mich gerade hörst... bitte hilf mir...

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