Opa

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Unter einem Baum, auf einer Bank hockt ein Mann. Er ruht sich dort nicht aus, sondern läßt die Zeit verstreichen. Er wartet auch auf nichts Bestimmtes, sondern nur noch auf den Tod. Viel hat er schon erlebt, viel hat er schon durch gemacht. Kriege sah er kommen und gehen.  Seine Kinder sind schon längst erwachsen und haben eigene Kinder, eigene Häuser und eigene Leben. Seine Frau, die er so geliebt hatte, aber doch nicht fest halten konnte, ist schon vor drei Jahren vorgegangen.

Er vermißt sich so sehr, hat ja auch fast sein ganzes Leben mit ihr verbraucht. Auf einmal war sie weg, im Krankenhaus sagte man ihm es wäre ein Schlaganfall. Er selber hat schon zwei überlebt, kann aber jetzt nur noch mit einem Stock gehen. Das Alter hat ihm gezeichnet, seine Hände voller Narben von der schweren Arbeit in den Fabriken, seine Augen schon leicht trüb von dem was sie alles gesehen haben, sein Kreuz ist gebückt, von den Lasten die er drug. Sein Geist schon leicht vernebelt, von dem was er erlebt hatte.  Jetzt bleibt ihm nur noch eins übrig: auf seiner Bank zu hocken und zu warten. Auf was hat er schon längst vergessen.

Ein Auto fährt an der Straße vorbei, an der sein Garten liegt. In Schuss gehalten wird er von den Nachbarskinder, die so ihr Taschengeld aufbessern. Sie erinnern ihm an seine eigenen Kinder und Enkel, die er so selten sieht. Der Älteste müßte jetzt elf sein und die jüngste drei Monate. Er hat bloß einen kurzen Anruf bekommen, in dem sein jüngster Sohn sagte er wäre wieder Opa geworden. So gerne würde er sie alle mal wider sehen. Meist kamen sie immer nur zu Weinachten und blieben nicht lange. Ob er dieses Jahr das Fest noch erleben wird? Ob seine Enkel wider so gewachsen sind?

Wider fahren Autos am Garten vorbei, so wie immer. So wie den ganzen Tag. Doch diesmal verlassen sie das Dorf nicht, sondern fahren die kleine Ausfahrt zu dem Haus hoch. Drei Autos sind es an der Zahl. Jeweils eine Frau und ein Mann steigern aus den Autos und auch Kinder: mal zwei,  mal drei und auch bloß ein einzelnes. Eine Frau trägt ein Bündel in der Hand, ein kleines Kind. Der älterste Mann geht zum Kofferraum und holt etwas raus. Einen Kuchen. Oben drauf steht:

Alles Gute zum Geburtstag Papa/Opa

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