Nach fast drei Monaten lief Hatsu am Abend durch die Stadt. Die Straßen waren belebt, in den kühleren Abendstunden boomten die Geschäfte. Aber die junge Frau hatte Anderes im Sinn, als einzukaufen. Sie hatte von einer Bande gehört, die aus Omnics bestand und sich gegen Menschen und Frieden generell aussprach. Das war etwas, was Hatsu in Kairo nicht zulassen konnte. Die Stadt hatte gerade erst angefangen, sich zu erholen. Schnell glitt Hatsu in einen Hauseingang, zog die Katzenmaske aus der Tasche und setzte sie sich auf. In der Hand hielt sie eine unförmige, blaue Pistole, die schon etwas mitgenommen aussah. So ausgerüstet machte sie sich auf den Weg, die letzten paar Meter zum Quartier der Bande zurückzulegen. Sie wollte gerade die Tür öffnen, als sie eine bekannte Stimme hörte: "Ich an deiner Stelle würde das nicht tun, die sind gefährlich." Blitzartig drehte Hatsu sich um. Sie hätte schwören können, Ana stünde hinter ihr, aber nun sah sie ihren Fehler. Die Stimme gehörte der jungen Frau, die sie nach dem Angriff auf den Park schon gewarnt hatte. Für einen kurzen Augenblick überlegte Hatsu, die Maske abzulegen, aber dann drehte sie sich wieder zur Tür. "Ich weiß, dass sie gefährlich sind. Deswegen bin ich hier." Die Frau seufzte. "Ich habe meiner Mutter versprochen, ein Auge auf dich zu haben, und sei gewarnt, ich bin eine noch schlechtere Sanitäterin als sie." Gerade als Hatsu antworten wollte, kam eine weitere Frau aus einem Hauseingang dazu. "Wolltet ihr die Party etwa ohne mich steigen lassen? Ich bin empört!" Als sie bemerkte, dass die anderen beiden wohl verwirrt waren, streckte sie Hatsu die Hand hin. "Dr. Angela Ziegler, für Freunde und Kollegen auch Mercy, erfreut dich kennenzulernen. Fareeha, sag nicht, du erkennst mich nicht mehr!" Die Angesprochene starrte sie erstaunt an. Daraufhin zuckte Mercy mit den Schultern. "Die Jugend, immer so unhöflich... Hatsu, nehme ich an? Und Fareeha wird oft auch Pharah genannt, also... Wollen wir dann mal anklopfen?" Sie deutete auf die Tür, vor der Hatsu noch immer stand. Diese war immer noch verwirrt, nickte aber und hob die Hand. "Vergiss nie, deinen Blick nach vorn zu richten", murmelte Pharah, dann stürmten die drei Frauen das Gebäude.
Im Inneren des Hauses war es stockfinster. Alle Fenster waren mit Brettern und Pappe verrammelt, und falls es mal Lampen gegeben hatte, so waren diese schon seit langer Zeit kaputt. Sofort nach dem Betreten des Hauses setzte Pharah sich an die Spitze ihres kleinen Überfallkommandos, was Hatsu zuerst verärgerte, aber sobald sie sah, wie ähnlich die Vorgehensweise der jungen Frau der ihrer Mutter war, war sie doch etwas erleichtert. Sie hatte keine wirkliche Erfahrung mit solchen Dingen, also war es wohl besser, wenn Pharah die Führung übernahm. Dicht hinter sich konnte Hatsu Mercys Anwesenheit spüren. Geduckt bewegten die drei Frauen sich auf die gegenüberliegende Seite des Raumes zu, den sie von der Straße aus betreten hatten. Die völlige Stille, die abgesehen von ihren eigenen Schritten und Atemgeräuschen in dem Haus herrschte, machte Hatsu nervöser, als sie sich selbst eingestehen wollte. Als sie gerade etwa die Mitte des Raumes erreicht hatten, mussten die Frauen blinzeln. Das Licht war plötzlich angegangen! Zum Glück gewöhnten sich ihre Augen schnell an die Helligkeit, denn sobald Hatsu wieder klar sehen konnte, sah sie die Omnics. Sie standen an den Wänden und blickten in den Raum. Mercy und Pharah mussten sie ebenfalls gesehen haben, denn Hatsu hörte Mercy nach Luft schnappen und Pharah leise fluchen. "Mish mumkin!" Beinahe musste sie grinsen, den Fluch hat Pharah wohl von Ana geklaut, aber die Omnics vertrieben Hatsu das Lachen schnell wieder. Einer von ihnen hatte sich nun etwas auf die Menschen zubewegt, er trug ein zerrissenes T-Shirt und eine Hose, die so fadenscheinig war, dass man nicht einmal mehr den Stoff bestimmen konnte. Reflexartig machte Hatsu einen Schritt zurück, wobei sie mit einer ihrer Begleiterinnen zusammenstieß. Dem nächsten missmutigem Fluch nach war es wohl Pharah. Der Omnic begann zu sprechen.
"Was wollt ihr hier, Menschen?", erschallte seine Stimme etwas blechern durch den Raum. "Ein älteres Model, wie interessant", hörte Hatsu Mercy murmeln, dann ein gezischtes "Ruhig!" von Pharah. Der Omnic stieß ein Geräusch aus, das wohl ein Lachen sein sollte. "Oh, ihr Menschen! 'Ein älteres Model!' Ich bin bestimmt älter, als ihr lächerlichen Weichlinge euch vorstellen könnt!" Die restlichen Omnics stimmten in das scheppernde Gelächter mit ein, dann hob ihr Wortführer seinen Arm, und sofort kehrte wieder Ruhe ein. "Also Menschen, was wollt ihr?", fragte er erneut. Hatsu nahm all ihren Mut zusammen und machte ihrerseits einen Schritt nach vorne. In ihrem Rücken spannten Pharah und Mercy sich kaum merklich an, aber sie ließen Hatsu gewähren. Wesentlich selbstbewusster klingend, als sie sich fühlte, sagte Hatsu: "Du und deine Bande, ihr terrorisiert Kairo. Ihr nutzt es aus, dass die Stadt sich noch immer von ihren Unterdrückern erholen muss. Das ist nicht gerecht. Ich", sie sah sich kurz um, Mercy nickte ihr aufmunternd zu, "WIR werden nicht zulassen, dass ihr diese Stadt weiterhin bedroht. Das hier ist mein Angebot an euch: Ihr verlasst die Stadt noch vor Mitternacht, und wir werden euch in Frieden ziehen lassen." Pharah schnaubte zustimmend. Der Omnic zupfte, oder eher riss, an seinem Shirt, das offensichtlich nicht ohne Grund so zerfetzt war. "Und wenn wir nicht weggehen?", fragte er, seine monotone, blecherne Stimme ging Hatsu mittlerweile ziemlich auf die Nerven. Sie zuckte mit den Schultern. "Dann werdet ihr erleben, was es heißt, bei den ägyptischen Göttern in Ungnade gefallen zu sein." Der Omnic schien zu überlegen, ob er wieder sein Gelächter anstimmen sollte, aber bevor er zu einer Entscheidung gekommen war, sprang auf der anderen Seite des Raumes, in Hatsus Rücken, ein weiterer Omnic auf und quietschte: "Und wenn wir sie gleich töten? Es sind doch nur Menschen, und die eine hat Anubis abgestellt! Das weiß ich!" Das Quietschen von Gummi auf Stein verriet Hatsu, dass entweder Pharah oder Mercy sich umgedreht hatte, um den neuen Omnic zu betrachten. Hatsu selbst behielt weiterhin den Wortführer im Auge, obwohl sie wahnsinnig neugierig war, was der zweite Omnic mit 'Anubis abgestellt' gemeint hatte. Pharahs Worte klangen ihr in den Ohren nach: Vergiss nie, deinen Blick nach vorn zu richten.
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Justice Never Dies - Eine Overwatch FanFiction
FanfictionOverwatch wurde zerschlagen, die ehemaligen Agenten sind auf sich allein gestellt. Das Zusammenleben von Mensch und Maschine ist schwieriger denn je. Durch das Untergrundnetzwerk Talon ist eine alte Gefahr zu neuer Stärke gelangt. Aber es gibt Hoffn...