One night stand oder doch mehr?

~2~

Ich öffnete meine Augen und sah neben mich. 'Wer war dieser Typ neben mir?!' fragte ich mich und versuchte mich an den gestrigen Abend zu errinnern.
Ich dachte nach aber mir fiel weder der Name ein, noch erkannte ich das Gesichts des Mannes neben mir.
Ich merkte nicht wie er aufwachte und mich anschaute.
"Guten Morgen" sagte er und riss mich aus meinen Gedanken. "Morgen" sagte ich und versuchte mir nichts anzumerken.
Ich stand auf und zog mich an. 'Ein One Night Stand also...' dachte ich und war erleichtert. Nach und nach kamen die Erlebnisse der Nacht zurück in mein Gedächtnis. 
"Ich...sollte dann mal los" sagte der blonde und offensichtlich nackte Typ in meinem Bett und stand unsicher auf.
Er verzog schmerzverzerrt das Gesicht aber stellte sich trotzdem hin.
Ich setzte mich auf die Bettkante und beäugte ihn unauffällig von der Seite.
"Ist was?" fragte der blonde und ich sah schnell weg. "Nein nein..." sagte ich schnell und sah stumm auf meine Hände.
"Ähmmmm..." fing ich an. "Ja?" fragte der blonde. "Wegen gestern... Ich kann mich nicht mehr erinnern" sagte ich und kratzte mich verlegen am Nacken. "Oh..." war das einzige was der fremde Typ zu sagen hatte. "Ich muss jetzt los" sagte er nach kurzem schweigen. Es ging aus dem Zimmer an, aber blieb am Türrahmen stehen und sah mich fragend an. Ich zog nur die Augenbrauen hoch.
"Wo ist der Ausgang?" fragte der Fremde und ich wies auf die Tür gerade aus. Der Typ ging weiter und da platzten mir die Wörter einfach raus: "Werde ich dich wiedersehen?"
Er drehte sich um und nickte Schultern zuckend. Als er die Wohnung verließ fiel mir endlich wieder der Name ein.
Paul.

Pauls Sicht
Als ich aus der Wohnung austrat, lehnte ich mich gegen die Wohnungstür und atmete tief durch. 'Okay... Ich hab bei einem fremden Mann geschlafen und nicht nur bei ihm sondern mit ihm. Ich bin doch nicht schwul! Wie konnte das passieren? Ich meine...' Gedanken strömten durch meinen Kopf und fanden keine Ordnung. Von einer Sekunde auf die andere aber hatte ich nur einen klaren Gedanken. Weg hier!
Ich machte mich also auf den Weg und ging die Treppen runter.
Treppen waren schonmal der Horror. Der Schmerz meines Hinterleibs war eine reinste Qual. Doch ich musste hier einfach wegkommen.

Ich lief die Treppen runter und trat raus auf die Straße. Ich sah mich um und versuchte mich zu orientieren, doch es gelang mir nicht.
Da hörte ich plötzlich in der Nähe jemanden meinen Namen rufen. "Paul! Hier drüben!" Ich erkannte die Stimme sofort. Sie gehörte zu Aljoscha den ich kurz darauf auf der anderen Straßenseite erblickte. Ich lächelte und winkte ihm zu.
Aljoscha überquerte die Straße und begrüßte mich mit einer flüchtigen aber festen Umarmung. "Na? Was treibst du dich hier rum?" fragte der ältere Freund. "Ich... Weiß es ehrlich gesagt auch nicht." antwortete ich und kratzte mich verlegen am Kopf.
"Wie war die Nacht?" fragte ich Aljoscha um von meinem Thema wegzuschwenken. "Es hätte besser sein können. Aber man kann ja nicht immer alles nach seinen Wünschen haben" sagte Aljoscha und wir begannen zu laufen.
Ich hatte keinen Plan wo wir waren, doch Aljoscha führte uns durch die kaum befahrenen Straßen und schon bald erkannte ich unsere Wohngegend.
"Willst du noch zu mir kommen?" fragte Aljoscha und blieb vor seiner Haustür stehen. Ich nickte und wir traten ein.
Das war eine perfekte Gelegenheit mit ihm über gestern Nacht zu reden, denn da lief ja auch was bei mir und er hätte bestimmt ein paar gute Ratschläge mit One night stand und so.
Aljoscha schloss die Wohnungstür auf und wir setzen uns kurz darauf auf das zerfledderte Sofa.
Stille machte sich im Raum breit. Es war mir unangenehm so schweigend da zu sitzen auch wenn es öfters der Fall war, aber in diesem Moment war es komisch.
"Du..." brach ich das Schweigen. "Mhhhh?" gab Aljoscha zurück und ich nahm es als Kenntnis, dass er mir zuhörte. "Gestern Abend in der Bar hab ich jemanden kennengelernt... Du weißt doch, der mit den schwarzen Haaren" ich machte eine bedenkliche Pause. "Und es kam eine zu dem anderen und da lief was zwischen uns. Ich war bei ihm und deswegen war ich vorhin dort so hilflos..." erklärte ich. Aljoscha sah mich erstaunt an.
"Das hätte ich nie von dir gedacht. Und wie wars?" fragte er und sah mich fragend an. "Naja war ganz... okay" sagte ich unsicher und fügte noch hinzu: "Ich weiß halt nicht wie ich damit umgehen soll. Irgendwie war er schon ganz süß und so, aber ich meine ich bin nicht Schwul oder so und es kam so rüber als wäre er auch nur so ein 'Eine Nacht und dann vergess ich dich' Typ." sagte ich und war froh das loszuwerden.
"Habt ihr irgendwie Kontakte ausgetauscht, wenn du weißt was ich meine." - "Nein, aber hat gesagt dass er mich gerne wieder sehen will" sagte ich. "Das ist doch was" meinte Aljoscha und ich lächelte in wenig.

Nach einiger Zeit, wo wir uns noch unterhalten hatten, ging ich mit gutem Gewissen nach Hause.