„Vielleicht sollten Leute öfter mit mir Schluss machen", sagte Jodie und grinste Hazza von der Seite an.
„Ich verspreche dir, dass das hier einmalig sein wird. Eigentlich sollten wir arbeiten", meinte Hazza und grinste zurück.
„Quatsch. Und das hier ist doch total gute Werbung. Nächstes Mal nehmen wir einfach ein paar Visitenkarten mit."
„Was ist an trinken gehen denn bitte Werbung?", fragte Hazza und zog die Augenbrauen hoch.
Dass das nicht Jodie galt, sondern dem Mann, der jetzt neben ihnen stand, bemerkte sie fast gar nicht.
„Du siehst fantastisch aus! Ganz ehrlich, langsam musst du das doch selbst merken!", rief sie, bevor sie sich mit einem schiefen Lächeln dem Mann zuwandte. „Kann man Ihnen helfen?"
„Wirst du belästigt, Schätzchen? Keine Sorge, wir dulden hier drin keine Schwuchtel", sagte er und legte einen Arm um sie.
Er versuchte es jedenfalls.
Denn noch bevor Hazza die Worte verarbeitet hatte, setzte sich ihre Faust in Bewegung.
Und Jodie war zielsicher.
„Wieso haben sie dich dann noch nicht rausgeworfen?", fragte sie den Mann, der sich fluchend die Nase hielt, mit einem zuckersüßen Lächeln.
„Jodie –"
„Wie gut kannst du in High Heels rennen? Das müssten wir nämlich mal kurz machen",
unterbrach sie ihn und griff nach seiner Hand.
Zum ersten Mal in Hazzas Leben machte es sich bezahlt, dass er früher genau das geübt hatte – rennen in High Heels.
Lachend und nach Atem schnappend blieben sie schließlich am Ufer der Themse stehen, lehnten sich über die Brüstung und schüttelten den Kopf.
Glitzernde Lichter einer verzerrten Realität.
Schlammiges Braun und trübes Plastik.
Ewiges Treiben, vorbei und vorbei, bis an ein nicht vorhandenes Ende.
Was ist das Ziel?
Wo der Sinn?
Im Atmen allein kann er nicht liegen.
„Ich wusste gar nicht, dass du so gewaltbereit bist", meinte Hazza, nachdem wieder etwas Sauerstoff in sein Gehirn gelangt war.
„Ich wusste gar nicht, dass du so gut in hohen Schuhen rennen kannst", antwortete Jodie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Hazza zuckte mit den Schultern.
„Gibt es irgendetwas, was ich nicht kann?", fragte er grinsend und lief ein paar Schritte rückwärts, zur Bank, die genau hinter ihnen stand.
Doch er landete nicht auf einer Bank, sondern auf dem Boden, weil er plötzlich keinen Halt mehr fand.
„Wie wäre es mit nach hinten schauen?", fragte Jodie und verzog das Gesicht, während sie auf ihn zu eilte.
„So viel zu Laufen in hohen Schuhen", meinte Hazza mit verzogenem Gesicht und versuchte, die High Heels von seinen Füßen zu zerren.
„Ich glaube, dass da zählt nicht mehr als hoher Schuh."
Jodie nahm das glänzend rote Leder von Hazza entgegen und pikste mit dem Finger an die Stelle, an der eigentlich der Absatz hätte sein sollen.
Wäre Hazza nicht bewusst gewesen, dass sie am Themseufer waren, hätte er sich vielleicht einfach nach hinten auf den Boden fallen lassen.
Immerhin saß er schon.
Er saß.
Auf dem Boden am Themseufer.
In seinen neuen Kleidern.
Wie von der Tarantel gestochen sprang er wieder auf, auf seinen linken Fuß, dann fluchend doch auf den rechten.
Jodie zog die Augenbrauen hoch.
„Alles klar?", fragte sie.
Hazza schüttelte den Kopf.
Vielleicht hätte er früher eher üben sollen, wie man mit Absatzschuhen in einen Gulli trat.
DU LIEST GERADE
styles
FanfictionAls Harry zum ersten Mal klopfte, trug er einen schwarzen Pullover, grau verwaschene Jeans, eine silberne Kette mit einem kleinen Kreuz, leuchtend gelbe Gummistiefel und ein breites Grinsen im Gesicht. Das war vor 12 Jahren. Und trotzdem sieht er di...