Müde öffnete ich meine Augen. Musste ich jetzt aufwachen? Ich hatte doch so schön geträumt. Im Traum hatte ich keine Schule und konnte ausschlafen. Das war ein Traum!
Doch nun war er ja leider beendet, also musste ich meine Augen öffnen.Verschwommen konnte ich die Umrisse meines Zimmers erkennen. Während ich verschlafen gähnte, fiel mein Blick an die Wand gegenüber von meinem Bett. Dort hatte ich einen hellblauen Fotorahmen aufgehängt, mit Fotos von mir und meinen Freunden. Ein Foto war aus einem Lager, ein anderes zeigte, wie ich und meine beste Freundin einen Filmabend machten und gerade Popcorn assen. Wir waren dort richtig aufgedreht. Als wir über einen unserer Witze lachten, schoss meine Mutter das Foto. Ich könnte mir keine bessere Freundin wünschen.
Ich lächelte glücklich und gähnte gleich noch einmal. Heute fühlte ich mich richtig ausgeschlafen. Fast so, als hätte ich heute keine Schule.
Auf einmal erschrak ich und setzte mich im Bett auf. Ängstlich sah ich zum Wecker. Ich hatte verschlafen! Immer musste mir das passieren. Und gerade heute war der Tag, an dem drei neue Schüler in unsere Klasse kamen! Ich werde einen perfekten ersten Eindruck machen.
Wenn ich mich jetzt beeilte, reichte es vielleicht noch ganz knapp zum Schulanfang.Schnell warf ich meine kuschelige Bettdecke zur Seite und stand auf. Was würde ich jetzt darum geben noch länger schlafen zu können!
Aber ich musste zur Schule.
Ich öffnete meinen Kleiderschrank, schnappte mir irgendeine blaue Jeans und ein hellblaues T-Shirt mit einem Schriftzug "Shine!" und zog mich in Rekordgeschwindigkeit um.Meine hellbraunen Haare flechtete ich zu einem hübschen Zopf. Naja, hübsch hätte er werden sollen, wurde er aber nicht. Im Flechten war ich nicht sehr begabt. Ich hatte jetzt aber keine Zeit mehr und rannte die Treppe nach unten in unsere Küche. Auf dem Küchentisch lag ein kleiner Zettel. Meine Mutter hatte mir eine kurze Nachricht hinterlassen. In ihrer ordentlichen, geschwungenen Schrift stand darauf:
Guten Morgen Rose
Hast du gut geschlafen? Ich bin schon zur Arbeit gegangen, hast du noch geschlafen, also denke ich du hast heute keine Schule.
Bis heute Abend!Ich nahm den Zettel und schnappte mir noch schnell einen Apfel.
Im Vorbeigehen zog ich mir meine blaue Jeansjacke an und schlüpfte dann in meine Turnschuhe. Fast vergass ich meine hellblaue, karierte Schultasche mit zu nehmen. Typisch ich. Ich vergass so viele Sachen.Schnell holte ich sie und warf mir sie über den Rücken. Die Schulbücher hatte ich zum Glück gestern schon bereitgestellt. Mathe, Französisch, Chemie und Bio, ja, ich hatte alles dabei.
Nun war ich endlich so weit und öffnete die Haustür. Wenn ich rennen würde, wäre ich in etwa 5 Minuten da. Sollte knapp reichen.
Ich holte noch einmal tief Luft, blickte auf meine blaue Armbanduhr und rannte dann los.Auf dem Weg kam traf ich bei einer Ampel meine Nachbarin, Frau Green. Ich hatte einige Male während den Ferien auf ihren Hund aufgepasst. Sie grüsste mich mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Wie konnte man am Morgen schon so gut gelaunt und motiviert sein? Naja, vielleicht lag es auch an mir, ich war ein ziemlich grosser Morgenmuffel.
"Freust du dich so auf die Schule, dass du es so eilig hast", fragte mich Frau Green mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht.
Ha ha. Ja, und wie ich mich freute."Nein, ich bin leider zu spät dran, ich muss mich beeilen", antwortete ich ihr, während ich schon weiter rannte. "Na dann viel Glück! Hopp, Hopp!", rief mir die ältere Frau hinterher.
Ja sie hatte gut Reden, sie konnte ihren Morgen ganz entspannt geniessen.Ich rannte noch an einigen Kreuzungen vorbei, bis ich endlich das graue Dach des Schulhauses hinter einigen Bäumen sehen konnte. Grau! Wer entschied eigentlich die Farbe der Schulhäuser? Unser Schulhausplatz war langweilig und einfach gebaut. Nur einige hellgraue Beton-Bänke auf dunkelgrauen Kieswegen verteilt.
Ich war jetzt sowieso zu spät dran, kein Schüler war mehr auf dem Pausenhof.Völlig ausser Atem ging ich ins Schulhaus hinein. Welches Fach hatte ich jetzt eigentlich?
Ach ja, stimmt, bei der Klassenlehrperson, da einige neuen Schüler kamen.Während ich die hellgrauen Treppen hoch stieg, dachte ich nach. Wer waren diese neuen Schüler? Und weshalb kamen sie gleich zu dritt mitten im Jahr in unsere Klasse?
Nun musste ich nur noch durch einen hellgrauen Gang gehen, dann kam schon unser Klassenzimmer. An der Tür des Zimmers hing das vermutlich einzige Farbige im ganzen Schulhaus. Ein Spruch, mit dunkelgrüner Farbe auf Papier gemalt. Auf graues Papier, was für ein Zufall.
Never give up!
You can be a winner!Ich mochte diesen Spruch. Das sollte mein Motto sein. Vielleicht nehme ich mir mal vor, das bei der nächsten Mathe-Prüfung auszuprobieren. Nie aufzugeben. Ich mochte Mathe eigentlich nicht wirklich sehr. Nein, eigentlich gar nicht. Mathe fand ich so langweilig wie das Schulhaus.
Nun war ich auch schon an der Tür angekommen. Hoffentlich war meine Klasse am arbeiten. Ich hasste es, wenn man zu spät kam und beim Reinkommen alle einen anstarrten. Hoffentlich beachtete mich die Klasse nicht....
Ich atmete noch einmal ein und drückte dann zögerlich die Türklinke herunter.
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Butterfly
Teen FictionManchmal gibt es einen Augenblick, der das ganze Leben auf den Kopf kehrt. Diesen Moment kann man nicht immer vorhersehen und alles kann sich verändern. Zum Guten? Kann es nur besser werden? Das fragt sich auch Rose, um die es in diesem Buch geht...