Kapitel 2

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Ich verschlucke mich fast an meinen Kaffee als unsere Bedienung Neil anbaggert. Direkt vor meinen Augen als wäre ich Luft.

,, Na Süßer, darf ich dir auch meine Handynummer auf deinen Kaffeebecher schreiben? ''

Es war mir aber noch unangenehmer als Neil antwortete :

,, Nein danke kein Interesse. ''

Und mich dabei anschaut. Daraufhin bedachte mich die Blonde Bedienung mit einen bitter bösen Blick. Nur gut das ich schon meinen Kaffee hatte, wer weiß ob sie sonst noch heimlich reingespuckt hätte. Als wir den Laden mit unseren Kaffe to go's verlassen, frage ich Neil :

,, Passiert dir so etwas häufiger? ''

Er runzelte die Stirn bei meiner Frage aber antwortete ehrlich und ernsthaft

,, Ja schon aber normalerweise weise ich keine ab''

Wie bitte?! Er kann mir doch jetzt nicht ernsthaft erzählen dass er mit jeder die ihn ihre Nummer gibt was hat?
Er schaut mich an als würde er meinen Zorn merken.

,, Das Abweisen dauert immer so lange und meistens wollen sie dann diskutieren und mich weiter anbaggern. Da sage ich lieber nichts und gehe schnell... So einer bin ich nicht der mit jeder was hat... Ich habe nur gedacht...''

,,Ja?''

,, Es wäre unhöflich dir gegenüber nichts dagegen zu sagen. ''
Wobei mich sogar schon fast schüchtern anschaut.
Okay nicht das Atmen vergessen Rachel... Warum wollte dieser süße Typ nochmal sich mit ausgerechnet mir den Campus anschauen?

,, Also wollen wir uns vielleicht als nächstes die Campus Bibliothek anschauen ? Ich bräuchte ein paar Bücher? ''

,, Ja klar gerne! Ich liebe Bibliotheken ''

,, Warum das? ''

,, Weiß nicht sie sind immer so groß und ruhig aber trotzdem gemütlich... ''

Er lächelte mich an und sagt :

,, Das denke ich auch immer. Außerdem liebe ich es Bücher zu lesen.''

,,Ich auch. ''

Erwiderte ich ebenfalls lächelnd. Was machte er nur mit mir? Ich habe das Gefühl schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gelächelt zu haben... Also richtig zu lächeln, nicht das was man Lächeln nennt damit alle denken dass es einen gut geht.
Ich beobachte ihn von der Seite als wir die Bibliothek suchen.
Wenn er lächelt wirkt er... Irgendwie jünger als sonst und sogar noch attraktiver als sonst. Wenn das überhaupt möglich ist... Seine Augen strahlen dann besonders blau...

Dieses Blau... Jedes Mal wenn ich ihn in seine Augen schauen, verliere ich mich in ihnen ein Stück mehr.

Als ob er merken würde dass ich ihn wieder anstarre, schaut er mich an und fährt sich durch die Haare. Schließlich fragt er

,, Warum willst du eigentlich Medizin studieren? ''

Diese Frage kommt wie aus den Nichts und haut mich um. Bisher weiß niemand außer meine Familie von den wahren Gründen... Wie ich eine Flugzeug Absturz überlebt habe... Meine Eltern aber nicht... Und ich deshalb Leben retten will... Weil mein eigenes wie durch ein Wunder verschont blieb.

Als ich aufschaue, gucken mich zwei besorgte blaue Augen an. Ich habe wohl etwas zu lange überlegt... Mittlerweile stehen wir vor der Bücherei, gehen allerdings nicht rein.

,, Ich für meinen Teil fande die menschliche Anatomie schon immer interessant ''

Sagte er lächelnd um die Stimmung zu heben.

,, Tut mir leid dass ich dir gerade nicht geantwortet habe, das war unhöflich... ''

,, Nein kein Problem, ich verstehe das.
Die Frage war wohl etwas zu persönlich dafür, dass wir uns gerade erst kennengelernt haben ''

Und warum habe ich dann das Gefühl dich schon viel länger zu kennen?
Er schaute schnell weg als ob ihn etwas unangenehm wäre.

,, Okay dann lass uns mal reingehen. ''
Sagt er und bricht damit die Stille, die uns auf einmal umgibt .

Als wir eintreten, rieche ich sofort die alten Bücher. So riecht Wissen aus längst vergangener Zeit, welche nur darauf wartet von mir entdeckt zu werden. Ich fühle mich sofort nostalgisch.Der Anblick der Bibliothek haut mich um, obwohl ich am Tag der offen Tür schon einmal alles vom Campus gesehen hatte, verlierte diese Bücherei selbst beim zweiten Mal nicht ihren Eindruck. Die Wände sind verdammt hoch und voll mit Regalen und deren Büchern. In manchen Ecken stehen vereinzelt Sessel und in der Mitte gibt es einen riesigen Tisch mit unzähligen Stühlen. Aber das wirklich beeindruckende ist das Mosaik an der Decke der Bibliothek. Es zeigte die religiöse Entstehungs Geschichte der Erde im Laufe der Zeit.

Man sieht Gott wie er die Erde schuf und Engel die ihn dabei halfen. Man sieht Adam und Eva, die ersten Menschen auf der Erde und wie sie aus den Paradies verwiesen werden. Danach musste der Mensch sich alles selbst erarbeiten und man sieht ihre Entwicklung wie sie vom Neandertaler zu Römern entwickeln. Mit Schwertern und Pferden bekämpfen sie sich gegenseitig. Am Himmel über diese Entwicklung schwebe immer Engel als ob sie die Menschen beobachten und über sie wachen.

Als Neil meine Faszination für die Decken Verzierungen bemerkt, lächelt er wissentlich.

,, Der Anblick dieser beeindruckenden Arbeit fesselt einen immer wieder. Wie die Menschen es Stein für Stein mühsam aufgebaut haben ''

,, Das stimmt es ist wirklich sehr beeindruckend aber am meisten faszinieren mich die Engel die über die Menschen wachen... ''

,, Warum das? ''

,, Weil sie da sind aber auch nicht. So unscheinbar aber auch Wesentlich. Denkst du das es stimmt? ''

,, Was? ''

,, Das Engel über uns wachen? ''
Irgendwie fühlte ich mich lächerlich dabei so etwas zu sagen. Aber ein kleiner Teil von mir glaubt, dass es mehr auf der Erde gibt als wir wissen.

,, Man sollte nichts ausschließen bevor es nicht widerlegt worden ist. ''
Weise Worte und ich bin froh das er mich nicht für verrückt erklärt aber irgendwie kann ich seine Miene nicht deuten. Sie wirkt undurchdringbar.

,, Aber warum sehen sie dann dabei zu wie Menschen sterben oder leiden und tuen nichts dagegen ? Ist es nicht ihre Aufgabe Gottes Schöpfung zu beschützen? "

,, Vielleicht haben sie keine Wahl...''
Er wendet sich von mir ab und sagt:
,, Ich besorg dann kurz die Bücher die ich brauche, du kannst dir ja weiterhin das Mosaik anschauen... ''

Irgendwie wirkte er verärgert? Habe ich irgendwas falsches gesagt?

Ohne ein weiteres Wort geht er und lässt mich alleine mit den Mosaik zurück...

Der Engel der mich küsste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt