,,Sag mal, was ziehst du nachher an?", will Juliet wissen, während sie mich skeptisch mustert.
,,Das, was ich jetzt auch an habe?", frage ich mehr, als das ich antworte.
,,Unmöglich", meint sie schlicht und beginnt direkt in meinem Kleiderschrank nach etwas akzeptablen zu suchen.
Heute Abend ist das Mondfest. Eines der wichtigsten Feste unserer Rasse und das wichtigste für uns beide in diesem Jahr.
Das Mondfest findet immer am 31 Oktober statt. Kinder, die in diesem Jahr 16 Jahre wurden, werden an diesem Tag zu vollwertigen Mitgliedern des Rudels. Für mich macht es nicht wirklich einen Unterschied. Als einziger Sohn des Alphas genieße ich seit meiner Geburt eine höhere Stellung als alle anderen. Schon als Kind durfte ich an Besprechungen und treffen von Rudelanführern teilhaben. Bei nächtlichen Wanderungen im Wald durfte ich mitlaufen und jeder nahm mich und meine Ideen und Wünsche ernst. Bei Juliet ist das anders. Obwohl die die Tochter von einem der drei Betas meines Vaters ist, wurde für sie keine Ausnahme gemacht. Sie wurde behandelt wie alle anderen Kinder auch, weshalb sie dem heutigen Abend entgegenfiebert.
,,Das ist doch schick", meint sie und holt ein schwarzes Hemd aus meinem Schrank.
,,Das sagst du nur, weil es so schlicht ist", murmele ich, doch hat sie es trotzdem verstanden.
,,Alles andere kann man bei dir auch vergessen. Ich lasse dich weder in Hawaiihemden, noch Gammelshirts und schon gar nicht in diesem scheußlichen pinken Eulenpulli aus dem Haus", beschwert sie sich und legt mir das Hemd auf das Bett.
,,Was stimmt denn nicht an meiner Garderobe? Mein Vater meinte, es ist komplett egal was ich anziehe, solange ich mich darin wohl fühle"
,,Dein Vater pudert dir ja auch den Arsch, wo es nur geht", sagte sie und dreht sich zu mir um.
Bei jedem anderen wäre ich nach diesem Satz wohl beleidigt gewesen, doch bei ihr ist es anders.
Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen, wodurch ich weiß, dass sie es nicht so böse meint, wie sie es sagt.
Juliet ist teilweise etwas plump, redet bevor sie nachdenkt und steht gerne in dem ein oder anderen Fettnäpfchen, doch ist sie meine beste Freundin und immer da, wenn ich sie brauche.
,,Mein Vater ist einfach nur fürsorglich", sage ich und mustere das Hemd.
Es ist ein Geschenk von meinem Onkel, der genau wie Juliet etwas gegen meinen Stil hat und dachte, wenn ich nur die richtigen Sachen im Schrank habe, würde ich mich auch stilbewusster kleiden.
,,Du hast ziemliches Glück, dass du der Sohn deines Vaters bist. Wärst du in einer anderen Familie aufgewachsen, müsstest du jetzt wohl schon um dein Leben bangen", meint Juliet dann nachdenklich.
Es stimmt was sie sagt. Schon früh wurde mir erzählt, wie in anderen Rudeln mit Omegas umgegangen wird. Sie werden wie Aussätzige behandelt. Für die Familie ist es eine Strafe, einen Omega zu haben, weshalb die meisten nach dem Mondfest an dem sie erwachsen werden fortgejagt werden oder in besonders rückständigen Rudeln auch auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.
Mein Vater war schon immer ein Befürworter von Omegas. Er weiß um ihre Schwächen und auch um ihre Stärken. Seit er der Anführer unseres Rudels ist, gilt er als der Anführer für Frieden und Gleichberechtigung. Noch nie habe ich einen Rudelkrieg miterlebt, wie er noch heute täglich vorkommt. Alle Rudel um Umkreis von 300 Kilometern leben bereits denn Frieden, denn mein Vater propangiert und einer der wichtigsten Menschen in seinem Kampf gegen die Kriege bin ich. In all den Rudeln, die zu meinem Vater aufsehen und nach seinen Prinzipien leben, bin ich der einzige Omega und allein dadurch schon bekannt. Doch noch aus einem anderen Grund kennen mich Werwölfe aus vielen Rudeln. Wie alle Omegas bin ich mit einer Gabe gesegnet. Die meine ist die Wahrsagerei. Wann immer wichtige Fragen offenstehen, werde ich kontaktiert. Ob das ein verlorenes Kind oder ein möglicher Krieg ist. Bisher konnte ich fast alles vorhersehen. Mein Vater fördert meine Gabe zwar und erlaubt, dass ich anderen Rudeln helfe, doch achtet er genau darauf, dass ich es nicht übertreibe, denn auch ich habe Grenzen, die ich nur zu gerne überschreite und dann wochenlang ausfalle.
,,Ich weiß doch", sagte ich und seufze leise.
,,Nicht vorstellbar, was passiert wäre, wärst du in Roberts Rudel geboren worden"
,,In Roberts Rudel hätte ich nicht einen Tag überlebt", nuschele ich und beiße mir leicht auf die Unterlippe.
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Wolfswut
Manusia SerigalaKade Walker ist für sein Rudel ein Symbol der Hoffnung, des Friedens und der Gleichberechtigung. Als Sohn des Rudelalphas genießt er viele Vorteile und durch seine Fähigkeit der Wahrsagerei, ist er auch weit außerhalb seines Rudels noch gerne gesehe...