2. Wie jeden Tag

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Die gelöste Schleife fiel ohne einen laut neben mir auf die Bettdecke. Gespannt hob ich den Deckel von der Schachtel. Das Erste was ich sah, war ein rotes Samtkissen, doch was auf diesem Kissen lag raubte mir fast den Atem.
Es waren zwei herrlich verzierte Schmuckstücke mit Verschnörkelten Ornamenten, die an manchen Stellen wie Wölfe oder majestätische Vögel aussahen.

Eines war eine Kette und das zweite Schmuckstück sah aus wie eine Haarnadel.

Als Herz der Kette war ein Kiselstein großer, eisblauer Stein in einem Rahmen.
Der Rahmen hatte die Form eines eleganten Drachenkörpers, welcher den Stein in seinen Krallen hielt. Der Kopf des Tieres ruht sanft auf dessen Schwanzspietze und schloss somit den Kreis.
Ehrfürchtig fuhren meine Fingerspitzen, wie von selbst, die Konturen des Fabelwesens nach.

Plötzlich hörte ich, wie jemand die Tür zur Wohnung öffnete. Aus meiner Starre gerissen, verschloss ich schnell die Schachtel wieder und versteckte diese mitsamt Schleifenband unter meinem Bett. Schon ging die Tür auf und meine Mutter betrat mein Zimmer.
"Hi.", begrüßte ich sie.
"Hi. Wie war die Schule? Irgendwelche Noten?"
"Nein. Nichts, außer das meine Klasse immer noch nervt.", gab ich als Antwort auf ihre Frage, die sie immer stellte, wenn sie an einem Schultag nach hause kam.

Zufrieden mit dieser Antwort wollte sie sich gerade umdrehen, als ihr etwas einzufallen scheint.
"Ach, könntest du bitte noch den Geschirrspüler ausräumen?" Ich war mir bewusst, dass das keine Frage oder bitte gewesen war. Schon war sie auch schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden. Mit einem entnervtem Seufzer folgte ich ihr in die Küche und erledigte meine Aufgabe. Nach dem anschließenden Essen verschwand ich wieder in meinem Zimmer und lernte, obwohl heute Freitag war und das Wochenende bevor stand, räumte etwas auf, sah fern und ging anschließend ins Bett. >>Wie jeden Tag<< war mein letzter Gedanke, bevor ich endlich einschlief.

Dabei hatte ich die mysteriösen Schmuckstücke in der schwarzen Schachtel schon wieder vergessen.
Wer hatte sie dort hingelegt?
Warum?
Warum musste mich mein Schicksal nur so verfluchen?

Doch wie wäre alles gelaufen, wenn alles genau so nicht passiert wäre?

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