NCIS - (Gibbs) Die Zeitkapsel / Teil 4

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NCIS - (Gibbs) Die Zeitkapsel / Teil 4

Heute:

Während der Kellner ihre Bestellung für zwei doppelte Espresso aufgenommen hatte und kurz darauf den Hauptgang brachte, wollte Gibbs gern von Maddie wissen: „Wie geht es eigentlich ihrer Mutter? Wohnt sie auch in Oakland?“ Er erinnerte sich noch schemenhaft an Carol Tyler. Allzu oft hatte er sie nicht getroffen, aber er wusste, dass seine Frau und sie befreundet gewesen waren. Dafür erinnerte er sich aber umso besser an Carols Worte, als er sie das letzte Mal nach Shannon und Kellys Tod auf dem Stützpunkt traf. An die Worte, die sich in ihm festbohrten und deren Bedeutung er sehr wohl erahnen konnte. Er hörte die blonde Frau noch immer sagen: „Shannon war immer stark für euch. Für euch drei zusammen. Du musst es jetzt für sie und für dich sein.“ Ja seine Frau war stark gewesen, das wusste er genau. Er wusste, wieviel Angst sie gehabt hatte, ihn damals gehen zu lassen. Angst, ihn zu verlieren, auch wenn sie es nie zugab. Doch er kannte sie genau und konnte es in ihren Augen lesen, in dem Blick, der ihn fesselte und nicht fortlassen wollte. In dem Blick, der jedoch auch entschlossen und stark sein konnte. Stark für ihn, für ihre Tochter und für sich selbst.

„Nicht mehr“, riss Maddie den grauhaarigen Agenten aus seinen Gedanken. „Sie ist nach dem Tod meines Vaters nach Chicago gezogen.“

„Ah“, erwiderte er nur und griff nach den auf dem Tisch stehenden Gewürzen, wobei er Maddie neben sich fragen hörte: „Und Sie, haben Sie wieder geheiratet?“

Mit ihren schönen, blauen Augen sah sie ihn unschuldig an und nippte an ihrem Weinglas. Die Frage klang nicht neugierig oder aufdringlich. Es war einfach nur eine höfliche und aufrichtig gestellte Frage, die Gibbs ihr jedoch ausweichend beantwortete. Er hatte keine Lust näher darauf einzugehen. „Uhm... ja, ich war wieder verheiratet, es hat nur leider nicht funktioniert.“

„Oh“, bemerkte Maddie und runzelte leicht die Stirn. „Meine Mom wollte sich vor einiger Zeit von meinem Vater trennen, dann erlitt er seinen ersten Herzinfarkt und sie beschloss, bei ihm zu bleiben. Jetzt ist er nicht mehr da und sie konnte gehen.“

Gibbs hörte die leichte Verbitterung in der Stimme der jungen Frau und lächelte ihr zu. Gleichzeitig fragte er sich jedoch, ob die Ehe mit Shannon womöglich auch irgendwann auf solch eine Entscheidung hinausgelaufen wäre. Schließlich hatte er im nachhinein drei Ehen in den Sand gesetzt. Kein rühmliches Ergebnis, wie er zugeben musste. Allerdings kam es ihm sehr unwahrscheinlich und unmöglich vor, da Shannon und er unendlich glücklich in ihrer Beziehung gewesen waren. Doch das hatten Maddies Eltern sicherlich auch irgendwann einmal gedacht. Er kannte genug Marines, deren Ehen der Belastung aus Trennung, Pflichterfüllung, Angst und Zweifeln nicht standhielten. Die zwar den Krieg überlebten, aber den Kampf um ihre Familie verloren.

Damals:

Mit einer Spiegelreflexkamera bewaffnet, schoss Jethro einige Fotos von Shannon, die alles andere als begeistert war. Abwehrend hielt sie die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Bitte hör auf. Ich sehe furchtbar aus“, versuchte sie ihn davon abzuhalten, was allerdings aussichtslos war, denn schon im nächsten Moment machte es wieder Klick. Seufzend verdrehte sie die Augen und zog eine Grimasse, was ihn unweigerlich zum Lachen brachte und zu einem erneuten Foto führte. „Du bist unverbesserlich“, schimpfte sie ihren Mann in spaßigem Ton und nahm ihm, durch ein Täuschungsmanöver mit einem gezielten Kuss, kurzerhand die Kamera weg. Kaum dass er sich versah, wurde er zum Gejagten der Linse. Nach ein paar lustigen Schnappschüssen eroberte er seine Kamera zurück und ging auf der Jagd nach einem Kinderlachen in den Garten hinaus.

„Mist, nicht tief genug“, fluchte Kelly leise vor sich hin und grub mit einer kleinen Schaufel energisch weiter, bis Maddie rief: „Schau, jetzt müsste sie passen.“ Vorsichtig legte Kelly die Lunchbox in das ausgehobene Loch und wollte zufrieden etwas erwidern, als das blonde Mädchen neben ihr hektisch winkte. „Achtung, dein Daddy kommt!“ Rasch schob Kelly mehrere Hände voll Dreck über die Schachtel, setzte sich mitten drauf und zog ihre Freundin neben sich. Geheimnisvoll kichernd, weil sie mit den Hinterteilen mehr oder weniger genau auf dem Loch saßen, blickten sie Jethro entgegen.

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