Prolog

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»Versprich es mir!«, krächzte ich noch ein letztes Mal. Sah ihm entschlossen in die Augen und wartete auf seine Antwort. »Ich verspreche es.«, schluchzte er und legte seine Lippen erneut auf meine Lippen, während seine Hand weiter auf meinem Bauch ruhte.

Ein helles Licht hüllte mich ein, blendete meine Augen und ließ mich sie schließen. Golden umhüllte es mich. Es war wie das gezeichnete Licht, welches damals Sol und Luna umgab, als sie geboren wurden.

Unsicher öffnete ich meine Augen und blickte sofort in die roten Augen eines Mannes. Sein rotes Haar war geflochten und lang. Sanft blickte er mir entgegen, während er mir seine Hand entgegen hielt.

»Willkommen im himmlischen Reich, Göttin Yuki, Nachfahrin Göttin Lunas. Ich bin Gott Aodhan, Nachfahre des Gottes Sol.«

Zögernd blickte ich den Mann an, der mir seine Hand entgegen hielt. Freundlich zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Er war der Nachfahre Gott Sols. Und nun war er selbst ein Gott, sowie ich. Langsam hob ich meine Hand und legte sie in die seine. Lächelnd zog er mich auf meine Beine und musterte mich einen Moment.

»Wunderschön.«, gab er lächelnd von sich und ließ meine Hand los. Seine Worte ignorierend, glitt meine Hand zu meiner Brust, an der nun nicht mehr die Wunde war. Sie war verheilt und doch hatte ich das Gefühl, sie wäre noch immer dort.

»Dieses Gefühl wird noch länger bleiben. Du lebst nun mit der Erfahrung, wie man stirbt. Die Verletzung, die dir zugefügt wurde, wird ein Teil von dir bleiben. Ewig wirst du dich daran erinnern.«, hauchte er und ließ mich erschrocken zu ihm sehen. Seine Stimme war gequält und leise.

»Wie starbst du?«, fragte ich zögernd, ließ dabei meine Hand auf meiner Brust ruhen. »Ich wurde vor den Augen meines Zwilings Bruders, eine Klippe hinunter gestoßen. In diesem Moment war ich so erschrocken, dass ich meine Kräfte nicht einsetzte und am Boden von mehreren Speeren, die dort verankert waren, aufgespießt wurde.«

Seine eine Hand glitt über seinen Bauch und seine Brust, bis sie an seinem Hals zum Stehen kam. »Überall fühle ich noch heute den Schmerz. Er wird niemals vergehen, doch ist es ein Teil von dir. Du musst mit ihm leben, denn nun bist du nun eine Göttin und herrschst.«, sagte er und sah mich freundlich lächelnd an.

Nickend senkte ich meinen Kopf und ließ meine Hand zu meinem Bauch wandern. »Lavender...«, flüsterte ich leise und musste mir unterdrücken, eine Träne zu vergießen. »Lavender?«, fragte der Mann verwirrt und legte seinen Kopf schief. »Meine Tochter. Ich war schwanger, als ich starb...«, murmelte ich.

Plötzlich kniete er vor mir und legte seine beiden Hände auf meinen Bauch. »Ich und unsere Vorfahren, starben in frühen Jahren. Doch du hast dein Schicksal lange hinaus gezögert. Du musst wissen, du kommst ins himmlische Reich, so wie du im Königreich warst. Verletzungen und Krankheiten heilen, doch wenn du etwas in dir trägst, so wird es mit in unser Reich genommen.«

Seine Augen wanderten zu mir hoch und ließen meinen Atem stocken. »Meine Tochter lebt noch immer in mir?«, krächzte ich und ließ mich auf meine Knie sinken, um ihm besser in sein Gesicht blicken zu können. »Sie lebt und ist kerngesund.«

Tränen der Freude rannen meine Wangen hinab. In diesem Moment, wollte ich nichts mehr als weinen. Sie lebte und es ging ihr gut!

Sanft wischte er mir die Tränen von den Wangen und lächelte mich an. »Dies war noch nie, doch werde ich alles dafür geben, dass deine Tochter und du euch hier wohl fühlen werdet. Es wird möglicherweise seltsam werden, da sie hier viel schneller heranwächst, als im Königreich unter den Menschen. Hier vergeht die Zeit schneller. Wenige Jahre bei ihnen, sind für uns viele Jahre. Wenn sie dort unten langsam altern, so wird deine Tochter schnell heranreifen.«

Laut schluchzend, schlang ich meine Arme um den Rothaarigen. Kurz hielt er inne, ehe er seine Arme auch um mich legte. Immer wieder strich er mir über den Rücken und drückte meinen bebenden Körper an sich.

»Wie heißt du?«, fragte ich, als ich mich von ihm löste und mir über die Augen wischte. In all der Aufruhe, hatte ich seinen Namen nicht verstanden. Einzig wusste ich, dass er der rote Gott war.

»Aodhan.«, stellte er sich vor und lächelte sanft. »Lächelst du nur so?«, fragte ich belustigt und schniefte, während ich meine Lippen grinsend verzog. »Ich kann auch ganz grimmig werden. Aber ich wollte lieber nett zu dir sein, wenn du ankommst.«, lachte er und schüttelte belustigt seinen Kopf.

»Nun komm. Eine neue Göttin wurde geboren und muss erstmal in ihrem neuen Reich ankommen.«, sagte er und richtete sich auf. »Bereit ein neues Leben zu beginnen ?«, fragte er schmunzelnd, während er mir erneut seine Hand entgegen hielt. »Ganz und gar nicht.«, erwiderte ich und entlockte ihm ein lautes Lachen.

Schmunzelnd ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm auf meine Beine ziehen. Schweigend folgte ich ihm, musterte mein Umfeld.

Ich befand mich an einem weiß goldenen Ort. Der Himmel schien golden zu schimmern und der Boden war aus weißen festen Gestein. Überall schwebte Goldstaub umher und verlieh all dem etwas magisches.

Langsam schritten wir eine riesige Treppe empor und durchbrachen das goldene Licht. Es blendete mich, wodurch ich einen Moment meine Augen schließen musste. Blinzelnd öffnete ich diese erneut und staunte, als ich diese faszinierende Welt sah.

Auf der einen Seite funkelten Sterne und ein heller Vollmond erhellte alles. Auf der anderen Seite war ein hellblauer Himmel und eine unglaublich strahlende Sonne. Der Boden unter uns war aus weißem Gestein. An den Rändern wuchsen Rosen, Eisblumen, Lavendel und noch viele weitere Blumen. Schmetterlinge tanzten um mich herum und waren in einem wunderschönen Weiß. Als sie zu Aodhan flogen, wechselte ihre Farbe in ein Rot.

Immer weiter folgten wir dem langen Weg, der wie eine Brücke wirkte. Ein Übergang in eine andere Welt. Erneut stiegen wir eine Treppe empor, ehe ich, oben angekommen, staunend stehen blieb. Wiesen mit unglaublich vielen Blumen, Schnee Flächen und riesige Baum Alleen. Ein Wasserfall, der zu einen riesigen Teich führte, indem zwei wunderschöne Schwäne schwammen.

Immer weiter führte der Weg, bis wir an einem riesigen Palast ankamen. Er schimmerte in einem glänzenden Weiß. Meine Finger glitten über das Gestein und ließen meine Augen funkeln. Goldene und rote Verzierungen schmückten den Palast. Riesige Fenster boten eine prachtvolle Aussicht und ließen mich fasziniert über das Glas streichen.

Sanft beobachtete mich Aodhan, wie ich meine neue Welt betrachtete. Langsam öffnete er die riesigen Flügeltüren, durch die wir in den Palast eintraten. Im Inneren schien alles noch viel majestätischer auszusehen. Überall schimmerte es golden. Hier und da waren Verzierungen. Alles sah unglaublich verzaubernd aus.

Immer weiter schritten wir durch den Palast und blieben bei einem riesigen Thronsaal stehen. Ein roter Thron, mit gelben Sonnen Verzierungen und einer riesigen gelben Sonne, die hinter dem Kopf angebracht war. Neben diesem stand ein weißer Thron, mit blauen Mond Verzierungen und einem riesigen blauen Vollmond, der hinter dem Kopf angebracht war.

Langsam schritt ich auf den weißen Thron zu und fuhr sachte über seine Konturen. Über die Armlehnen und die Rücklehne. Weiter wanderte ich um ihn herum, betrachtete jedes Detail, ehe ich mich sanft auf der Sitzfläche nieder ließ. Tief atmete ich ein, konnte fühlen, wie eine überwältigende Macht durch meine Venen pumpte.

Aodhan ließ sich auf dem roten Thron nieder und sah zu mir. Seine roten Augen blitzten auf und in diesem Moment konnte ich spüren, wie es meine roten Augen ebenso taten.

Beide richteten wir unseren Blick nach vorne und schauten hinunter auf die Gestalten die vor uns knieten. Frauen in Kleidern und Männer in Anzügen. Tief neigten sie ihre Köpfe und riefen alle zusammen wenige Worte, die so unglaublich viel in mir auflösten.

»Gott und Göttin sind beisammen, heimgekehrt und herrschen! Göttin Yuki, Gott Aodhan! Nachfahren Lunas und Sols. Wir dienen Ihnen, ewig und für immer!«

So begann mein Leben, im himmlischen Reich. Ich wusste, dass es zukünftig noch viele Hindernisse geben würde, die ich zu beschreiten hatte. Doch trug ich meinen Antrieb in mir und bald würde sie neben mir stehen.

Yuki - Die Göttin des SchneesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt