Die Investition der Biotonnen

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Jede*r Veganer*in kennt diese furchtbaren Situationen, in denen man sich plötzlich für seine Lebensweise / Ernährung rechtfertigen soll. Vielleicht fällt dir nicht jedesmal gleich was Schlaues zum Kontern ein oder du bist zu perplex, um auf das Gesagte zu reagieren. Dann werden dir die nächsten Kapitel bestimmt helfen.

1."Wenn Gott nicht wollte, dass wir Tiere essen, warum sind sie dann so lecker?"

Ich hab gehört Menschenfleisch schmeckt wie Hühnchen, willst du mal probieren? Warum nicht? Wenn man schon mit Gott argumentieren möchte, dann sollte man sich mal fragen ob es wohl in Gottes Sinne ist, abertausende leidensfähige Geschöpfe überall auf der Welt in dunkle Hallen zu sperren, mit Antibiotika und Futter vollzustopfen und dann im Kindesalter maschinell zu töten. Hmmm…

Es gibt natürlich unzählige vegane/vegetarische  Alternativen zu Fleisch (und Fisch), die diesem keinesfalls nachstehen.

2. "Die Aufnahmen aus den Betrieben und Schlachthäusern sind ja nur Extremfälle!"

In Deutschland leben 95 % aller Rinder, 97 % aller Hühner und 99 % aller Schweine in Intensivhaltung. Diese Massentierhaltungsbetriebe werden in Deutschland nur ca. alle 3 Jahre mit vorheriger Ankündigung durch das Veterinäramt kontrolliert. Man kann sich ausmalen, was dort alles in der Zwischenzeit passiert.

Ja, es gibt Landwirt*innen, die Tiere unter guten Bedingungen halten, das möchte ich nicht abstreiten. Allerdings sind das nicht die Menschen, die mit dem Fleisch dieser getöteten Tiere Lidl, tegut, Kaufland und Co beliefern und ganz abgesehen davon: Kein Tier möchte für dein Essen leiden oder sterben, unabhängig davon, wie es gehalten wurde. Und denk mal darüber nach: Ist die Tötung / Ermordung eines glücklichen Tieres mehr entschuldbar als die Tötung eines unglücklichen Tieres? Die Antwort ist natürlich nein.

3. "Wo sollen denn die ganzen Tiere hin, wenn sie nicht mehr gegessen werden?"

Die hohe Anzahl an vermeintlichen „Nutztieren“ kommt lediglich dadurch zustande, dass sie in sogenannten „Tierproduktionsanlagen“ gezüchtet werden. Dabei kommen u.a. Wachstumshormone zum Einsatz, zum Beispiel PMSG, welches wiederum qualvoll aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen wird.

Außerdem werden viele Tiere mehrfach jährlich künstlich besamt oder mit anderen Worten vergewaltigt, zum Beispiel Kühe, damit die Milchleistung konstant bleibt oder Sauen, damit neue Ferkel für die Mast geboren werden.

Die Antwort auf die Frage ist, dass man die Tiere, die dann „übrig bleiben“ einfach in Ruhe und in Freiheit lässt. Sie sind unsere Mitgeschöpfe, nicht unser Eigentum.

4. "Woher kriegst du deine Proteine?"

In pflanzlichen Lebensmitteln befinden sich hochwertige Proteine in rauen Mengen! Vergleicht man etwa 100g Rinderhack mit 100g Linsen, so erkennt man schnell, dass die Nährwertangaben der Linsen deutlich positiver sind: mehr Proteine, weniger Cholesterin, kaum gesättigte Fettsäuren, äußerst kalzium- und eisenreich. Besonders proteinreich sind Hülsenfrüchte und Nüsse, doch selbst Obst und Gemüse enthalten Eiweiß!

5. "Ich hab mich nicht umsonst zur Spitze der Nahrungskette hochgearbeitet."

Du hast dich nirgendwo hochgearbeitet, sondern hattest das Privileg, in einem Land geboren zu werden, in dem es an nichts mangelt – stattdessen gibt es alles im Überfluss (außer Verständnis, Empathie und Solidarität). Kein Geburtsrecht der Welt erlaubt es dir, über das Leben anderer Lebewesen zu entscheiden. Allein der Begriff Nahrungskette ist altertümlich! Viel eher ist das Leben ein ständiger Kreislauf, alles ist  von einander abhängig.

6. "Erst durch den Verzehr von Fleisch wurde die menschliche Evolution möglich."

Das Wort Evolution bedeutet Veränderung. Es gibt an, wie erfolgreich Lebewesen darin sind, sich an neue Lebenswelten anpassen. Wenn du dir jetzt mal die Gegebenheiten vorstellst, unter denen Menschen sich in der Steinzeit ernährt haben (keine Ackerbau, kein Strom…), dann wirst du feststellen, dass unsere Lebensbedingungen heute stark verändert sind. Wie haben heute die Möglichkeit uns pflanzlich vollwertig zu ernähren und  so gesund zu leben.

Der Mensch war in der Evolution so erfolgreich, da er in engen sozialen Gefügen lebte und füreinander Verantwortung übernahm, zusammenarbeitete und Ideen teilte und eben nicht deshalb, weil er sich unmenschlich verhielt.

7. "Ich esse ja auch nur ganz selten Fleisch und wenn, dann nur vom Fleischer/Bauern nebenan!"

Da ca. 98 % des in Deutschland verzehrten Fleisches aus der Massentierhaltungstammt, ist dieses häufige Argument bodenlos. Selbst die Menschen, die tatsächlich brav ihre durchschnittlich 60 Kg Fleisch im Jahr vom Metzger ihres Vertrauens holen (natürlich nur ganz selten!), beißen unterwegs in eine Currywurst auf die Hand, kaufen sich ein Fischbrötchen bei Nordsee oder bestellen beim Italiener nebenan Spaghetti Bolognese – natürlich alles aus der Massentierhaltung!

8. "Hitler war auch Vegetarier!"

Ja, Hitler hat tatsächlich kaum Fleisch gegessen. Das lag allerdings nicht daran, dass er so ein großes Herz für Tiere hatte, sondern weil ihm Fleisch auf den Magen schlug. Ja, richtig gehört! Herr Hitler hatte Probleme beim Kacken, wenn er Fleisch gegessen hat. Selbstverständlich lies sich die angebliche Tierfreundlichkeit seiner Seits aber wunderbar zu Propagandazwecken nutzen. Aber die Frage ist jetzt, nur weil er Vegetarier War ist es jetzt schlecht?! Stell dir vor, du und er haben auch schonmal Brot gegessen....

9. "Die Freundin einer Freundin (…) war ja auch mal Veganerin und dann musste sie ins Krankenhaus."

Mit der berühmten Freundin würd ich mich gerne mal unterhalten! Ich frage bei solchen schwammigen Behauptungen erst einmal genauer nach, weshalb eigentlich. Hat sie vielleicht einen Vitamin B12-Mangel gehabt? Es ist ja schon beinahe beeindruckend, dass man es mehr als drei Jahre lang als Veganer*in schafft, nicht über die B12-Thematik zu stolpern und dann auf die Idee zu kommen, dass es eventuell sinnvoll sein könnte, zu supplementieren.

Waren es vielleicht der allseits bekannte Proteinmangel, den Veganer*innen so häufig erleiden? Auch das ist ein urbaner Mythos und bei näherer Betrachtung absoluter Quatsch, da es reichhaltige pflanzliche Eiweißquellen gibt.

10. "Pflanzen haben auch Gefühle!"

Das stimmt gewissermaßen – Pflanzen stehen in einem engen Kontakt zu ihrer Umwelt. Sie sind abhängig von Sonne und Wasser und besitzen oftmals Möglichkeiten zur Verteidigung vor Fressfeinden. Als Argument gegen eine vegane Ernährung ist dieser Sachverhalt allerdings hinfällig, da Pflanzen keine Schmerzen empfinden können – denn sie haben kein zentrales Nervensystem und kein Gehirn zur Reizverarbeitung.

Der Unterschied zwischen Lebewesen mit zentralem Nervensystem (Menschen, Tiere) und ohne zentralem Nervensystem (Pflanzen,Pilze) ist der, dass wir uns als Reaktion bewegen können. Was wäre der Sinn von Schmerz für eine Pflanze? Richtig, es gäbe keinen Sinn, denn die Pflanze kann nach dem Warnsignal Schmerz nicht flüchten. Wer aus ethischen Gründen vegan lebt, tut dies mit dem Ziel unnötiges Leid zu verhindern – da Pflanzen keine Schmerzen oder Angst erleiden können, fallen diese nicht in diese Kategorie.

Ganz nebenbei: Schau mal auf den nächsten Punkt! Indirekt isst du noch viel mehr Pflanzen als ich. Ziemlich gefühlskalt, wenn man das so betrachtet, oder?

Ja, ich bin EssbehindertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt