Gordon Meier war schon sein Leben lang anders. Er war nämlich ein Albino. Das Melanin in seinem Körper reichte nicht, weshalb seine Haut und seine Haare seit seiner Geburt weiß waren. Außerdem waren seine Augen lila. Gordon trug meistens eine Sonnenbrille, um seine Augen zu verstecken. Doch ansonsten war er ganz normal. Naja, nicht ganz. Er mochte es nämlich anders zu sein. Und das zeigte er auch. Seine Mitschüler gaben ihm dafür oft schiefe Blicke und machten Witze über ihn, doch darüber sah er gekonnt hinweg. Er machte sich nichts aus der Meinung anderer.
Zumindest nicht, bis Lucian in seine Klasse kam.
Er schien absolut perfekt zu sein. Mit seinem beinahe engelsgleichem Aussehen, der kaum auffälligen Arroganz und dem Können von nahezu allem war er ein Vorzeigeschüler. Und das war gar nicht gut für Gordon's Selbstbewusstsein.
Bereits an Lucian's erstem Tag machte der Blonde einen Kommentar zu Gordon's Farblosigkeit. "Du siehst aus wie ein Geist.", bemerkte er und lachte. Er sah Gordon an, als würde er ihn auffordern mitzulachen. Doch Gordon kniff nur die Augen genervt zusammen, was man nicht sah, da er seine Sonnenbrille trug, und ging genervt weg. Seit dem Tag wurde er die Spitznamen nicht mehr los. Wand, Geist, Spermafresse, Ghostface, Bleichgesicht - alles war dabei. Sogar sein Englischlehrer hat ihn ein mal aus Versehen Ghost genannt.
Die Kommentare der anderen machten Gordon nichts zu schaffen. Aber komischer Weise kümmerte er sich darum, was Lucian über ihn dachte. Er machte immer abfällige Kommentare über ihn - öfter als die anderen. Und er machte es auf eine seltsame Art. Der Unterton in seiner Stimme, wenn er meinte, Gordon sei eine Wand, klang irgendwie so freundlich. Als würde er wollen, dass Gordon mitlachte. Doch das würde er nie tun. Er brauchte keine Freunde. Der Albino brauchte nur sich selbst.
An einem Mittwoch, mitten in der großen Pause, kam Lucian mit zwei weiteren Klassenkameraden von Gordon zu dem Albino. Lucian schien irgendwas hinter seinem Rücken zu verstecken. Und ehe Gordon sich versah war er voller Tinte. Lucian und die drei anderen lachten ihn aus. Der Blonde hatte einen Eimer voller Tinte über Gordon geleert. "Du scheiß Bastard.", zischte Gordon wütend. Er war kurz davor, dem Blauäugigen an die Gurgel zu springen und ihn qualvoll zu erdrosseln. "Du brauchst eben 'n bisschen Farbe, Leinwand, dieses weiß steht dir nicht.", bekam Lucian lachend raus. Das machte Gordon's Temperament nicht mit. Einen Wimpernschlag später waren Lucian und Gordon in einer Prügelei verwickelt.
Nachdem ein Lehrer die Prügelei bemerkt hatte und die beiden Zehntklässler voneinander getrennt hatte, wurden die Eltern der beiden zum Direktor geholt. Lucian und Gordon bekamen beide riesigen Ärger und wurden schließlich der Schule suspendiert. Der Albino war nicht nur voller Tinte, sondern auch voller Blut, als er im Auto seiner Eltern saß. Irgendwie war er glücklich, seit er Lucian blutig geschlagen hatte. Wie hatte er das überhaupt überlebt? Die Tatsache, dass Lucian entkommen konnte, musste geändert werden, das war Gordon klar. Er hasste ihn, wie er noch nie eine Person gehasst hatte. In Gedanken schwor er sich, Lucian umzubringen.
Drei Tage später hatte er einen Plan, wie er den scheinperfekten Bengel umbringen würde.
Während der großen Pause suchte der Albino seinen Feind. Er fand ihn schließlich bei den Bänken. Er saß ganz alleine da. Beinahe perfekt. Gordon schlich sich an ihn ran und erdrosselte ihn. Lucian versuchte sich zu wehren. Er schrie und röchelte, nach einer Weile spuckte er sogar Blut. Und dann wurde er still. Endlich. Der Weißhaarige ließ Lucian's leblosen Körper auf den Boden fallen. Und da kam auch schon eine Lehrerin mit ein paar neugierigen Schülern angerannt. Anscheinend hat irgendjemand gesehen, wie Gordon den Musterschüler getötet hat und sofort die Aufsicht verständigt. Also flüchtete Gordon. Er rannte und hielt erst an, als er sich sicher war, dass er die Lehrerin und die anderen Schüler abgehängt hat. Er war in dem Wald, der nahe neben der Schule war, angekommen. Er sollte sich eine Bleibe suchen. Da hatte er die Idee: die Hütte des Försters. Vor einigen Jahren war der Förster an Krebs gestorben, weshalb seine Hütte leer stand. Da konnte Gordon vorerst bleiben. Grinsend machte er sich auf den Weg zur Hütte.
Und seit dem mordete Gordon weiter. Er war in der Zeitung und in den Medien als "Gordon, der Albino" bekannt. Sein Ruf war anders als die anderen. Und der Albino mochte es schon immer, anders zu sein.
DU LIEST GERADE
Creepypasta-OCs
HorrorWillkommen in diesem Buch. Hier stehen die Hintergrundgeschichten meiner Creepypasta-OCs. Schaut rein, wenn ihr euch traut.