Kapitel 3

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Am nächsten Morgen frühstücken wir erstmal und spielen dann eine Runde PlayStation. Doch die ganze Zeit geht mir Marie nicht aus dem Kopf. Stimmt es, dass ich sie heute wiedersehen werde, wie Jonas gestern gesagt hat? Ich freue mich total auf heute Nachmittag, da gehen wir nämlich ins Kino. Und nach dem Mittagessen ist es dann endlich soweit. Wir fahren zum Kino, holen die Karten ab und nehmen natürlich wieder Getränke und Snacks, wie Popcorn und Nachos mit. Dann setzen wir uns auf unseren Platz und warten bis der Film losgeht. Die Werbung beginnt schon und ich schaue mich im Kino um. Niemand den ich kenne. „War ja klar, als ob sie wirklich hier im gleichen Kino sitzt.", denke ich mir und will mich für meine aussichtslose Hoffnung schon gegen die Stirn schlagen, „das wäre ja wohl der größte Zufall den ich kenne." Doch plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel eine blonde Strähne, die wie aus dem nichts vorbei huscht. Schnell wie der Blitz drehe ich mich zur Seite und erblicke aber nur eine circa 40 jährige Frau, die die Stufen zu ihrem Platz hinuntergeht. Enttäuscht schaue ich wieder zurück zur Leinwand, wo allmählich der Film beginn.
Wieder zu Hause angekommen schauen wir noch ein paar Folgen auf Netflix an und gehen dann schlafen. Am nächsten Tag muss ich schon meine Sachen packen, denn heute um 12 Uhr geht mein Zug. Nach einem ausgiebigen Frühstück räume ich all mein Zeug zurück in meinen Koffer und schon müssen wir zurück zum Bahnhof. „Die Zeit verging wie im Flug.", denke ich bitter und würde am liebsten noch länger hier bleiben. Auch Jonas ist niedergeschlagen und traurig über meine Abreise und redet nicht so viel wie sonst. Manchmal kann er eine echte Labertasche sein, doch heute ist auch er ruhig. Ich steige in den Zug und winke Jonas zum Abschied. Wir haben uns noch versprochen uns so bald wie möglich wieder zu treffen und es war eine echt tolle Zeit in Köln. Unterbewusst schaue ich mich im Zug, wie auch vorher schon am Hauptbahnhof, nach Marie um. Doch es ist vergebens. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster. „Hey, ist der Platz noch frei?", werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Verwundert drehe ich mich zum Gang und ein braunhaariges, nicht schlecht aussehendes Mädchen lächelt mich an. Ich nicke nur und bemerke erst jetzt, dass dieser Wagon bis auf wenige Plätze besetzt ist. Das Mädchen verstaut ihren Koffer und setzt sich neben mich. „Ich bin übrigens Lisa und du?" „Niko.", antworte ich wortkarg und bringe ein erzwungenes lächeln zu Stande. „Und wo willst du hin?", bohrt sie weiter nach, um mich aus der Reserve zu locken. „Sicher denkt sie ich bin nur schüchtern. Sie kann ja nicht ahnen das ich sozusagen „Liebeskummer" habe", denke ich und antworte auf ihre Frage: „Nach München, zurück nach Hause. Ich hab einen Freund besucht." „Cool! Ich will auch zurück nach München, denn ich habe Freunde besucht." Wir plaudern ein wenig weiter und es lenkt mich ganz gut ab. Ich werde offener und am Ende ist es sogar relativ lustig. Ich erfahre von ihr, dass sie auch in Köln war und ihren Freund besucht hat, mit dem sie aber Schluss gemacht hat. Eine Fernbeziehung ist einfach zu anstrengend, bla bla bla. Nach einer gefühlten Stunde wechseln wir endlich das Thema und ich bin richtig müde von ihrer langen Geschichte mit ihrem „süßen" Freund. Dann fragt sie plötzlich, ob ich eine Freundin habe, was überraschend ist, da 89% der Worte unseres Gesprächs aus ihrem Mund kamen. Sogar mehr wenn ich es mir genau überlege. Und irgendwie hatte sie bei mir mit ihrem vielen Gerede etwas bewegt. Ich vertraue ihr, nachdem sie auch mir all ihre intimen „Geheimnisse", die jetzt der ganze Zug, bei ihrer lauten Stimme kennt, anvertraut hat. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich ihr alles erzähle. Und damit meine ich wirklich alles. Von Marie, von Jonas, dass ich sie im Stadion gesehen habe und seit dem vergeblich auf eine Chance warte, sie nach ihrer Nummer zu fragen. Als ich fertig bin lächelt Lisa mich nur blöd an. „Klingt doch süß.", sagt sie dann und ich bereue meine Offenheit nur wenige Minuten später als sie sagt, sie könne sich mal nach einer Freundin für mich umschauen. Ich will nicht von einer Fremden verkuppelt werden! Endlich sind wir am Bahnhof angekommen und wir tauschen noch unsere Nummern aus. Ich helfe ihr, ihren schweren Koffer aus dem Zug zu hieven und wir umarmen uns zum Abschied. „Ach und falls du in den Ferien nichts vorhast, können wir uns ja mal treffen.", zwinkert Lisa mir zu und verschwindet in die falsche Richtung. Ich wundere mich nicht darüber, drehe mich um und denke nur: „Frauen!". Während der Heimfahrt mit der Bahn denke ich mir: „Lisa ist schon ganz nett und sieht auch ganz gut aus, aber ein Date mit ihr? Meint sie das überhaupt als Date? Aber bei dem Gelaber ist es nicht verwunderlich, dass jeder Junge kehrt macht. Und in einer Fernbeziehung bleibt einem nur das Gerede, wenn man sich nicht sieht. Kein Wunder, dass er Schluss gemacht hat. Oder hat sie? Ach egal!" Ich mach mir keine weiteren Gedanken mehr darüber und versuche auch Marie zu vergessen. Ich habe beschlossen ihr nicht hinterher zu trauern, da es sowieso keinen Sinn hat.

Traumfrau oder was? - Unerreichbare Liebe (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt