Kapitel 4

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Es ist inzwischen eine Woche vergangen und ich langweile mich nur. Ich habe zwar immer noch Ferien, aber keiner meiner Freunde ist zu Hause. Gelangweilt sitze ich zuhause rum und bin schon fast froh, als Lisa mich fragt, ob wir uns treffen wollen. „Egal, besser als hier herum zu hocken!", denke ich und fahre zum vereinbarten Treffpunkt. Sie hat sich ein Café mitten in München ausgesucht und als ich dort ankomme, sehe ich sie schon am Fenster sitzen. Ich gehe hinein und setze mich auf den freien Stuhl gegenüber von ihr, nachdem wir uns kurz umarmt haben. „Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass gleich noch eine Freundin von mir vorbei kommt." „Nee, nee, alles gut.", sage ich, verdrehe aber innerlich die Augen. Wir machen erst ein bisschen Smalltalk bis Lisa aufgeregt sagt: „Da hinten ist sie schon." Lisa winkt sie zu uns und ich nippe an meiner Cola und schließe noch kurz die Augen, bis das Geschnatter los geht. Doch außer ein „Hi ." bleibt das schlimmste aus. Ich schaue verwundert zu den beiden, denn die Mädchen aus meiner Klasse hätten schon längst ein Gespräch über Make up oder den süßen Nachbarn begonnen, doch hier bleibt das Chaos aus. Doch was ich da sehe, lässt mich auf der Stelle erstarren. Es ist Marie! Sie setzt sich auf einen Stuhl neben mich und lächelt mich grinsend an. Mein Mund bleibt offen stehen. „Na, kennst du mich noch, Niko?", fragt sie und schaut mich mit ihren durchdringenden, kastanienbraunen Augen an. „J... Ja. Marie oder?", frage ich scheinheilig und werde ganz rot. Als ob ich sie nicht mehr kennen würde, nach dem ich seit Tagen an nichts anderes mehr denken kann. Und jetzt sitzt sie vor mir und kennt sogar noch meinen Namen! Sie nickt nur schmunzelnd und Lisa sagt auch nichts mehr. Sie schaut uns beide nur abwechselnd an. „Aber woher kennt ihr euch?", frage ich dann und bin ein wenig verwirrt. Lisa übernimmt das Wort und versucht alles zu erklären: „Ich muss gestehen das wir dir...", sie denkt kurz nach und sucht nach dem richtigen Wort, „...einen kleinen Streich gespielt haben.", fährt sie fort und ich schaue die beiden erstaunt und verblüfft zu gleich an. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. „Also es war so: Marie ist meine Schwester. Zwillingsschwester um genau zu sein.", sie lässt das erst einmal sacken. „Aber, ihr seht euch doch überhaupt nicht ähnlich.", rufe ich verwundert. „Wir sind zweieiige Zwillinge, deshalb sehen wir uns so gut wie gar nicht ähnlich.", meldet sich Marie zu Wort. „Genau.", stimmt Lisa ihrer Schwester zu und fährt mit der Geschichte fort, „Wir waren zusammen unterwegs nach Köln, um unsere Verwandten zu besuchen. Nur haben wir beide uns auf dem vollen Bahnsteig aus den Augen verloren und als ich Marie wieder gefunden habe, war sie nichtmehr wiederzukennen. Sie war komplett abwesend und als ich sie am Tag danach zur Rede gestellt habe, hat sie mir erzählt, dass sie einen süßen Jungen getroffen hat, aber nicht getraut nach seiner Nummer zu fragen." Auch Marie wurde rot und schaut leicht beschämt zu Boden, doch ich lächle ihr aufmunternd zu, da es mir genauso erging. Das sie zu schüchtern war, wäre mir beim Bahnhof gar nicht aufgefallen. Aber das macht sie noch niedlicher. „Marie hat die ganze Zeit an nichts anderes mehr gedacht und war schon traurig, dass sie dich nie wieder sehen wird.", redet Lisa mit einem grinsen auf den Lippen weiter, „Und dann haben wir dich zufällig am Bahnhof entdeckt und als du dann noch in den gleichen Zug gestiegen bist, ist Marie fast ausgeflippt vor Freude. Sie wollte sich gleich neben dich setzen, doch ich habe sie aufgehalten. Was wenn du dich gar nicht mehr an sie erinnerst oder für sie interessiert. Also habe ich mich neben dich gesetzt und habe bei dir Vertrauen mit meiner erfundenen Trennungsgeschichte aufgebaut. Dann hast du mir alles über deine Liebe erzählt und ich war überglücklich das du genauso fühlst wie Marie. Hast du nicht gemerkt, dass ich nur noch vor mich her gegrinst habe, als du mir sozusagen einen Korb gegeben hast. Ich habe ein bisschen mit dir geflirtet, um zu schauen, ob du darauf eingehst." „Ohhhh wirklich?", grinse ich, „Das ist mir gar nicht aufgefallen. Und auch das du mit mir geflirtet hast, ist mir neu." Wir drei lachen und Lisa verdreht die Augen und meint nur „Jungs". „Aber...", hake ich nach, „mich hat es gewundert, dass du erst viel später gekommen bist, obwohl du ja angeblich auch in Köln zugestiegen bist." „Ja, das war im Nachhinein etwas auffällig, aber du hast es in diesen Moment nicht gecheckt.", lacht Lisa „Und mir ist ebenfalls aufgefallen, dass du am Bahnsteig in München nicht in Richtung Ausgang gegangen bist, wie jeder normale andere Mensch, sondern in die komplett andere Richtung." Lisa zuckt mit den Schultern: „Die arme Marie saß ja noch zwei Waggons weiter und hat gespannt auf mich gewartet." Erst jetzt realisiere ich, wie nah sie mir die ganze Rückfahrt lang war. Und ich dachte, ich hätte sie für immer verloren. „Und?",fragt Marie hoffnungsvoll, „Verzeihst du mir?" und schaut mich erwartungsvoll an. Ich überlege. Ein bisschen fies war die Sache schon, aber auch irgendwie unfassbar süß von Marie, dass sie sich nicht getraut hat, nach meiner Nummer zu fragen. „Ja natürlich. Das war ja die Idee von deiner Zwillingsschwester.", grinse ich und schaue Lisa gespielt böse an. Marie fällt mir glücklich um den Hals und ich bekomme sofort ein starkes Kribbeln im Bauch bei unserer ersten richtigen Berührung. „So, dann lasse ich euch beide mal alleine.", lächelt Lisa und schaut mich tief an. „Mach keinen Scheiß mit ihr!", flüstert sie mir mit ernster Stimme zu und grinst dann schief. Ich nicke nur unsicher und bis ich endlich mit Marie alleine bin. „Wir kennen uns ja eigentlich noch gar nicht.", lache ich, „wie alt bist du überhaupt?" „Fünfzehn, bald sechzehn.", antwortet sie und fährt sich ein bisschen nervös durch die Haare. Wir stehen beide auf und schlendern Seite an Seite durch die Stadt. „Jetzt habe ich also das geschafft, was ich mir tagelang gewünscht habe.",denke ich mir zufrieden, „doch wie geht es jetzt weiter?" Ich bin ein wenig aufgeregt, denn passen wir überhaupt zusammen?" Das werde ich hoffentlich bald erfahren, aber ich kann mir auch keinen Fehler erlauben, schärfe ich mir noch ein. Ich will sie schließlich nicht noch einmal verlieren! Ich atme tief aus und überlege mir ein gutes Gesprächsthema, während wir in Richtung eines Parks laufen, der in der Nähe des Bahnhofs liegt. Dort, wo alles angefangen hat...

⭐️Es wird einen zweiten Teil geben⭐️

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Traumfrau oder was? - Unerreichbare Liebe (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt