~Kapitel 9 - Denkst du noch an sie?~

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,,WAS??? Du hast wen gesehen??", schrie mich Nelly in der Öffentlichkeit fassungslos an. ,, Schschsch! Nicht so laut, alle gucken uns schon so blöd an!", zischte ich ihr leise zurück, als wir mit schweren Taschen, wo sich dicke Bücher für das Lernen der Abi Prüfungen befanden, die Bibliothek verließen.

„Scheiß auf die Leute, du erzählst mir hier grad, dass du Clara gesehen hast, obwohl sie schon längst tot sein muss. Ist dir das eigentlich bewusst, Sunny?", fragte sie mich empört, während sie eine Braue hochzog.

Ich seufzte laut auf und verdrehte gleichzeitig meine Augen. „ Das ist mir bewusst aber wie ich dir schon sagte, ich habe sie gesehen. Sie lebt, Nelly! Und ich glaub sie war all die Jahrhunderte gar nicht tot, naja jedenfalls nicht so wie sie eigentlich sein sollte.", murmelte ich.

„Wie meinst du das?", fragte sie mich mit gerunzelter Stirn.

" Naja, ich glaube sie ist ein Vampir. Ich habe ihre Augen gesehen, sie waren genau wie unseres und sie hatte keinen Herzschlag." Nelly formte ihren Mund zu einem O und ihre Augen wurden noch größer. ,, Ist das dein ernst? Das gibt es doch nicht! Bist du dir auch wirklich, wirklich sicher, Sunny?", fragte sie mich geschockt. Ich nickte. „Ja Nell, ich glaube wirklich, dass ich Clara gesehen habe und wahrscheinlich war sie nie tot. Ich meine theoretisch gesehen schon aber sie wurde meiner Meinung nach verwandelt. All die Jahrhunderte hat sie bestimmt als Vampir gelebt und ihr Tod vorgetäuscht.", stellte ich ihr meine Theorie vor und dabei kam mir jedes Mal Claras Gesicht direkt vor meinen Augen. Das weizenblondes Haar, die Gesichtszüge, die porzellanartige Haut und das eine Funken in ihren Augen, die mir nachhinein aufgefallen waren, dass sie ein Vampir war. Sie musste es sein. Sie musste Clara sein. Die Clara, die vor über 200 Jahren Juliens Herz erobert hatte.

,, Sunny? Hey, hast du mir überhaupt zugehört?", hörte ich Nelly sagen. Ich zuckte leicht zusammen und starrte meine beste Freundin fragend an.

,, Wie bitte?"

Nelly seufzte. ,, Anscheinend bist du wieder in deiner Welt. Ich habe gefragt, ob Julien davon weißt? Hast du es ihm gesagt?" Ich schluckte hart und sah gekränkt auf den Boden. „Nein.", war das einzige was ich rausbrachte. „Wirst du es ihm sagen?"

Wollte ich es ihm denn sagen? Wollte ich Julien sagen, dass ich möglicherweise Clara gesehen habe, seine erste große Liebe?

Ich schaute Nelly ahnungslos an und wünschte ich könnte ihr antworten aber das konnte ich in dem Moment nicht, weil sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete.

,, Sunny?" Nelly schaute mich besorgt an.

Nach einer Weile fand ich endlich meine Stimme wieder.

,, Ich weiß es nicht, Nelly. Ich habe ein wenig Angst. Was wenn Julien mir nicht glaubt? Was wenn ich Julien unnötige Hoffnungen mache, weil es doch nicht Clara war und er mich später dafür hasst? Oder was wenn es doch Clara ist und er mich wegen ihr verlässt? Ich könnte das nicht aushalten...", sagte ich traurig und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in mir aus.

,, Ach Quatsch! So was würde Julien nicht tun, Sunny! Glaub mir.", gab Nelly selbstsicher von sich und ich hoffte sie behielt Recht, denn ich könnte es nicht ertragen Julien zu verlieren obwohl ich ihn nicht dazu zwingen konnte bei mir zu bleiben. Plötzlich spürte ich einen Arm um meine Schultern. „Mach dir keine Sorgen Sunny. Tu was du für richtig haltest. Wenn dein Gefühl sagt, dass du es Julien sagen sollst, dann tu es und wenn nicht dann lass es. Fühle dich nicht zu etwas gezwungen, das würde dich nicht weiter bringen, Süße." Nelly lächelte mich süß an und umarmte mich diesmal richtig. Ich erwiderte diese Umarmung und war froh eine beste Freundin wie Nelly zu haben.

Der Klang der Liebe ( Bd 2 )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt