Der Basilisk

186 3 0
                                    

Weitere Monate zogen ins Land. Es wurden Schüler versteinert und die Situation spitzte sich auf. Es gab Gerüchte, dass die Schule möglicherweise geschlossen werden würde. Uns war es nicht mehr erlaubt, alleine durch die Schule zu laufen und wir mussten uns um eine gewisse Uhrzeit im Gemeinschaftsraum einfinden. Man spürte, wie angespannt die Lehrer wurden. Nur Lockhart tat auf gleichgültig, als wüsste er die Lösung für unsere Probleme. Doch der Vorfall beim Quidditch-Spiel zwischen Gryffindor und Slytherin ein paar Monate zuvor, bestätigten meine Annahme, dass er im Grunde nicht so talentiert, wie alle dachten. Natürlich gab es Bücher über ihn und er soll großartiges getan haben, doch irgendwie bezweifelte ich sein Talent trotzdem. Wie bereits erwähnt, das Quidditch-Spiel. Harry war, als er den Schnatz gefangen hatte, hart auf dem Boden aufgekommen und sein Arm schien verletzt zu sein. Bevor er zu Madam Pomfrey gehen konnte, überzeugte Lockhart ihn, dass er ihn im Handumdrehen heilen könnte. Er hatte irgendeinen Zauberspruch angewandt und naja, anstatt seinen Arm zu heilen, hatte er irgendwie die Knochen aus Harry's Armen weggezaubert. Dann hing Harry's Arm wie ein extrem elastisches Gummi herunter. Danach musste er doch in den Krankenflügel.
Auf jeden Fall. Neulich hatte ein Duellier-Club, so wie es Lockhart nannte, stattgefunden. Lockhart wollte, dass wir Schüler uns besser verteidigen konnten, womit er ja eigentlich Recht hatte, doch seine Methode war nicht sonderlich überzeugend. Nachdem er eine Rede gehalten hatte, wie viel er uns ja beibringen könnte, hatte er sich ein kleines Duell mit Snape hingegeben, um seine Fähigkeiten zur Show zu stellen. Allerdings ging dies nach hinten los, da Snape ihn sofort entwaffnete und gegen die Wand schleuderte. Leicht peinlich berührt führte er den Unterricht weiter. Schließlich sollten zwei Schüler gegeneinander antreten und dafür wurden ausgerechnet Harry und Malfoy ausgewählt. Diejenigen, die sich ohnehin schon ständig anfeindeten. Es endete damit, dass Malfoy eine Schlange herbeigezaubert hatte und Harry auf einmal anfing zu zischen. Es war Parsel, die Sprache der Schlangen. Natürlich löste das eine geschockte Reaktion der Schüler aus. Nun, nach dem Vorfall wurde Harry noch mehr angestarrt und er tat mir ziemlich leid.
Nun, einige Wochen später, war ich in der Bibliothek. Ich hatte noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen, weswegen ich durch die Regale stöberte. Ich zog ein Buch heraus und blätterte kurz darin. Es war nicht das Buch, was ich suchte. Gerade wollte ich wieder zurückstellen, als ich durch die Lücke im Regal Hermine Granger, eine der Freunde von Harry Potter, auf einem der Sessel sitzen sah. Sie sah beunruhigt aus. Mit zusammengezogenen Augenbrauen stellte ich das Buch in die Lücke. Dann lief ich um das Regal herum und sah unauffällig auf die Buchseite, die sie aufgeschlagen hatte. Es handelte von Basilisken. Komisch, brauchte sie wahrscheinlich für den Unterricht, dachte ich mir. Ich hatte schon einmal was von diesen Kreaturen gehört, da mein Vater sich mit solchen Kreaturen in seiner Freizeit gerne auseinandersetzte. Und dann kam mir alles bekannt vor. Wie hatte ich nicht vorher darauf kommen können. Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ ich mich auf den Sessel ihr gegenüber fallen. "Suchst du danach, was in dieser Kammer ist?" fragte ich frei raus. Hermine schaute mich überrumpelt an. Erst nach ein paar Sekunden, erholt von dem kleinen Schock, antwortete sie mir. "Ja, aber woher weißt du das?"
"Oh, tut mir Leid. Ich bin Savannah Jones, ein Jahrgang unter dir. Naja, ich habe zufällig beim Vorbeigehen gesehen, was du gerade liest und dann ist mir aufgefallen, was so ein Basilisk anrichtet und dann kam ich auf die Parallelen..."
Hermine unterbrach mich. "Mach mal langsam. Ich bin Hermine Granger. Du weißt was über diese Viecher?" "Ja, mein Vater kennt sich mit zahlreichen merkwürdigen Lebewesen aus. Und er erzählt mir viel, unter anderem vom Basilisken"
Hermine legte den Bleistift beiseite, auf den sie bis jetzt nervös herum gekaut hatte. Anschließend wandte sie ihren Blick wieder dem Buch zu. "Die Sache ist, ich weiß, dass das Problem bei den Augen liegt. Wenn man dem Basilisken in die Augen sieht, stirbt man, steht hier geschrieben. Es ist unglaublich schnell und reaktionsschnell. Man hat kaum eine Chance gegen es zu gewinnen. Aber wieso sind die ganzen Opfer dann nur versteinert und nicht tot? Das ergibt doch keinen Sinn." Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
Zunächst wusste ich keine Antwort, doch dann kam die Lösung schlagartig. "Schau mal" sagte ich und Hermine schaute mich hoffnungsvoll an. "Keiner der Opfer hat dem Basilisken direkt in die Augen geschaut, oder? Creevey hatte seine Kamera in der Hand, also direkt vor seinen Augen. Mrs Norris, naja, ach genau. Mrs Norris hat die Augen durch die Pfütze gesehen. Da war doch eine breite Pfütze, du erinnerst dich?" Hermine nickte nachdenklich. "Und der neulich" fuhr ich fort. "der letzte, leider weiß ich seinen Namen nicht, der hat den Basilisken durch den Fast Kopflosen Nick gesehen..." "und der Fast Kopflose Nick ist schon tot, weshalb er durch die Augen nicht sterben kann. Wow, Savannah, du bist ein Genie" Aufgeregt riss sie die Buchseite heraus. Ich lächelte, glücklich das ich helfen konnte. Doch mir brannte noch eine Frage auf der Zunge. "Das erklärt aber nicht, wie der Basilisk durch die Gänge kommt, ohne das er einer riesigen Menge begegnet. Es kann doch nicht so klein sein." Hermine fand dafür schnell eine Antwort. "Es bewegt sich durch Rohre und kommt da raus, wo es will. Oh mein Gott, das muss ich sofort Harry und Ron erzählen. Danke" "Pass auf!" rief ich ihr noch hinterher, doch bezweifelte ich, dass sie es gehört hatte, so schnell, wie sie weg war. Heute sollte noch ein Quidditch-Spiel stattfinden. Ich machte mich noch schnell frisch und wollte mich dann auf den Weg zum Feld machen, als McGonagall mit Snape an mir vorbeirauschte und ich schnappte einen Satz auf. "Hermine Granger wurde versteinert" Geschockt blieb ich wie angewurzelt stehen. Es musste auf dem Weg von der Bibliothek passiert sein. Ich zögerte nicht lange, sondern machte mich sofort auf den Weg in den Krankenflügel. Ich versteckte mich noch davor. McGonagall kehrte mit Harry und Ron zurück. Ich konnte nicht verstehen, was sie drinnen redeten, doch als McGonagall wieder verschwand, lief ich hinein, nicht ohne nochmal zurückzuschauen. Ich sah Harry und Ron hinten vor einem Bett stehen. Sie bemerkten mich noch gar nicht. Erst als ich direkt neben ihnen stand, zuckten beide zusammen. Unbeeindruckt schaute ich auf Hermine, die mit leicht geöffneten Mund da lag. "Hatte sich etwas bei sich?" fragte ich direkt. "Wer bist du?" fragte Ron Weasley. "Das ist jetzt nicht wichtig, hatte sie etwas bei sich?" Leicht misstrauisch lief Harry zum Nachtisch und nahm einen kleinen Handspiegel in die Hand. "Diesen hatte sie" Ich nickte. "Das ist gut"
Ron schaute mich verständnislos an. "Gut? Was soll daran gut sein?"
"So meinte ich das nicht" Harry hielt Ron auf, etwas zu erwidern. "Wie auch immer, es wäre einfacher, wenn du sagst, wer du bist."
Genervt verdrehte ich die Augen. "Jungs, ihr müsst echt mal Prioritäten setzen. Aber wenn es euch so wichtig ist. Ich bin Savannah Jones, Erstklässlerin. Auf jeden Fall hatten Hermine und ich zusammen vorhin in der Bibliothek herausgefunden, was da unten in der Kammer wohnt." Beide Jungs sahen mich verwundert an. Ron machte noch Fingerbewegungen zwischen Hermine und mir hin und her. So als ob er nicht glauben könnte, dass wir das zusammen gemacht hätten. "Woher kanntet ihr euch?"
"Also ehrlich, das interessiert dich mehr, als das, was in der Kammer des Schreckens ist?" fragte ich ungläubig. "Rede weiter" forderte Harry mich auf, weiterzureden.
"Eigentlich müsste sie irgendwo ein Papier bei sich haben. Aber egal" Harry fing an Hermine abzusuchen, bis er in ihrer Hand fündig wurde. Ich fuhr allerdings trotzdem fort. "Auf jeden Fall. Da lebt ein Basilisk. Wenn man ihm in die Augen sieht, stirbt man. Aber da die ganzen Opfer ihm nicht direkt in die Augen geschaut haben, sind sie nur versteinert. Ein Basilisk ist ein Schlangenwesen und extrem gefährlich." Harry und Ron fingen an, alles aufzuzählen, wodurch die Opfer den Basilisken gesehen hatten. Als sie fertig waren, freuten sie sich wie kleine Jungs, die soeben einen Lolli geschenkt bekommen hatten. "Perfekt, Savannah, dankeschön!" sagte Harry, umarmte mich eilig und rannte schließlich zusammen mit Ron davon. Ich blieb zurück an dem Bett, auf dem Hermine lag, in einer krampfhaften, ungemütlichen Position. Ich seufzte tief.
Das Jahr war vorüber. Harry und Ron hatten den Basilisken erfolgreich besiegt. Wie genau sie das geschafft hatten, wusste ich nicht. Alle versteinerten wurden wieder erwacht und Hermine kam sogar nochmal zu mir und dankte mir, den Jungs Bescheid gegeben zu haben. Es war komisch wieder nach Hause zu fahren. Ich hatte mich an Hogwarts gewöhnt und es als mein neues Heim akzeptiert. Aber ich freute mich selbstverständlich auch sehr darüber, meine Eltern wiederzusehen. Ohne es wirklich zu merken, hatte ich sie sehr vermisst.
Die Ferien vergingen schnell und schon waren es wieder eine Woche vor Schulbeginn. Heute war der Plan in die Winkelgasse zu gehen und uns das Nötige zu besorgen, was wir für das kommende Schuljahr brauchen würden. Wir kamen gerade aus Gringotts heraus, als Kylie Jake und die anderen entdeckte und ihnen aufgeregt entgegen lief. Meine Familie und ich liefen langsam hinterher und blieben einen Meter entfernt stehen. Ich wusste nicht recht, wie ich sie begrüßen sollte, deshalb blieb ich erst einmal auf Abstand. Doch Jake sah mich und sofort breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht breit. Er kam auf mich zu und zog mich in eine herzhafte Umarmung. "Hey" murmelte er in die Umarmung hinein und als er mich freigab, lächelte er noch immer. "Hey" erwiderte ich schüchtern. Er ließ sich allerdings nicht beirren. "Wie waren die Ferien, Sav?" fragte er und nannte mich bei dem Spitznamen, den normalerweise nur meine Schwester Kylie benutzte. Doch es machte mir nichts aus.
"Schön, und deine?"
"Ganz gut. Ich hatte gedacht, du kommst auch, als Kylie und wir neulich was unternommen haben" Gespielt enttäuscht sah er mich an. Ich grinste leicht. "Ich hatte nicht gewusst, dass ich auch erwünscht war"
"Natürlich. Du bist zwar eine Slytherin, aber dafür echt passabel"
"Sollte das jetzt ein Kompliment sein?" "Ja, so etwas in der Art"
"Jake" sagte ich lachend. "Daran musst du echt noch arbeiten" Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. "Hat trotzdem funktioniert, nicht wahr?"

Von Jones zu MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt